Seit 2007 gibt es im Kreis Pinneberg das Projekt JiMs Bar, das den Jugendschutz in den Mittelpunkt stellt. Vereine und Firmen können einen Getränkewagen ausleihen, der nur Cocktails aus Fruchtsäften anbietet.
Groß Offenseth-Aspern. Dieses praktische Projekt der Suchtprävention zieht immer weitere Kreise. Vor sechs Jahren initiierte die gemeinnützige Gesellschaft für Jugend- und Suchthilfe, die das Therapiezentrum Ahornhof in Groß Offenseth-Aspern betreibt, mit dem Kreisjugendring und dem Jugendschutz das alkoholfreie Cocktailangebot JiMs Bar, das Vereine, Verbände und Firmen ausleihen können, wenn sie zuvor aus ihre Reihen Fruchtsaft-Mixer ausgebildet haben. Ein Dutzend Organisationen haben dieses Projekt aus dem Kreis Pinneberg inzwischen übernommen, sodass es landesweit inzwischen 700 Barkeeper gibt, die ausschließlich alkoholfreie Saft-Mix-Getränke anbieten.
Gut 50-mal im Jahr ist der Getränkewagen von JiMs Bar im Kreis Pinneberg unterwegs. Jetzt könnte sich die Frequenz verdoppeln: Die Deutsche Bahn AG restaurierte für den Ahornhof einen ehemaligen Bierwagen, den die Stiftung der Sparkasse Südholstein mit dem notwendigen Equipment wie Kühlschrank, Spüle, Becher, Strom und Mixer ausstattete. „Dieses tolle Projekt der Alkoholprävention deckt sich mit unserem Anspruch eines bewussten Umgangs mit Alkohol“, begründet Stiftungsvorstand Uwe Schwarzenberger diese 4000 Euro-Investition für JiMs Bar.
Ursprünglich komme diese Idee aus der Schweiz, berichtet Ahornhof-Leiter Karl-Heinz Malorny. „Wir haben sie dann aus den Alpen in die norddeutsche Tiefebene übertragen.“ Das Konzept sah vor, vor allem Jugendlichen ein Alkoholpräventionsangebot zu machen, das ohne den erhobenen Zeigefinger auskomme. „Es soll Spaß machen, schmecken und den Jugendlichen zeigen, dass sie sich auch ohne Alkohol auf Festen amüsieren können“, erklärt Mitinitiator Claus Dörfler.
Der Begriff JiMs Bar sei dabei die Abkürzung für Jugendschutz im Mittelpunkt, den sich Malorny und Dörfler vom Ahornhof und die Mitorganisationen Kreisjugendschutz, KJR und Polizeidirektion ausgedacht haben, um dem Projekt einen einprägsamen Namen zu geben. Neben dem vorbeugenden Charakter hat es auch einen erzieherischen Wert. So werden die Fruchtsaft-Mixer von Fachleuten aus der Systemgastronomie einen Tag lang in alle relevanten Bereiche eingeweiht und ausgebildet. Sie müssen sich bei den hygienischen Vorschriften auskennen, verschiedene Fruchtsaft-Cocktails mischen können und wissen, wie sie die Abwasserschläuche am Getränkewagen anschließen müssen, erklärt Malorny. Zudem bekommen sie eine Einführung in die Suchtprävention und eine Argumentationshilfe, falls ein Kunde doch einen Alkohol-Cocktail wünscht. „Dem sagen wir dann freundlich und bestimmt, dass er bei uns nur leckere Fruchtsaft-Mixgetränke bekommt, die ihm bestimmt auch schmecken werden“, erklärt JiMs-Bar-Mitarbeiter Christian May.
Allein im Kreis Pinneberg seien etwa 250 solcher Barkeeper ausgebildet worden sagt Malorny. Jedes Jahr kämen 60 weitere hinzu. 60 Vereine und Organisationen vom Sportangelverein über kirchliche Gruppen bis zu den Pfadfindern verfügten über ausgebildete Barkeeper und hätten den Getränkewagen von JiMs Bar ausgeliehen, um auf ihren Festen den Gästen diese alkoholfreien Cocktails anzubieten. Neuerdings nutzten auch verstärkt Unternehmen dieses Angebot wie jetzt Jenoptik in Wedel. Marcel Möller, der Jugend- und Ausbildungsbetreuer des Unternehmens, hat zehn Auszubildende zur JiMs-Bar-Schulung geschickt, die nun auf dem jährlichen Betriebsfest am 12. Dezember den Mitarbeitern die leckeren Fruchtsaft-Cocktails mischen werden. „Das wird das Highlight auf unserer Weihnachtsfeier“, ist Möller überzeugt.
Eine Auswahl an Rezepten haben die Barkeeper auch gelernt. Am besten käme beim Publikum der Ipanema an, er ähnlich wie Caipirinha mit Eis, Zucker und Limettensaft serviert wird, aber statt mit Cachaça-Zuckerrohrschnaps mit Ginger Ale aufgefüllt wird.