In Halstenbek fehlen Betreuungsplätze. Jetzt sollen Container aufgestellt und das leer stehende „A23“ behelfsmäßig umgebaut werden
Halstenbek. Die Zahlen sind verheerend: Halstenbek fehlen laut einer Berechnung der Verwaltung 65 Krippen- und 64 Elementarplätze. Die Gemeinde will jetzt schnell handeln: Der Ausschuss für Kinder, Jugend und Sport befürwortete am Donnerstagabend den Neubau einer Kita mit sechs Gruppen sowie bis zur Inbetriebnahme der Einrichtung die Schaffung von Zwischenlösungen. „Wir müssen dem Bedarf Rechnung tragen und die Not der Eltern lindern“, so Bürgermeisterin Linda Hoß-Rickmann.
Laut der Übereinkunft der Kommunalpolitiker könnte die neue Kita drei Elementar- sowie drei Krippengruppen umfassen. Auch mehrere mögliche Grundstücke wurden vorgeschlagen. Ein Areal an der Ecke Königstraße/Eidelstedter Weg ist bereits als Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen. Allerdings befindet sich keine der Flächen im Gemeindebesitz. „Wir wissen noch gar nicht, ob die Eigentümer überhaupt verkaufsbereit sind“, sagt Hoß-Rickmann weiter. Die Gemeinde prüfe nun, ob sie den Kindergarten in Eigenregie baut und betreibt oder ob ein geeigneter Träger (beispielsweise der Verein Wabe) gefunden wird, der den Betrieb und die Investitionskosten übernimmt.
Eine mögliche Zwischenlösung ist das leer stehende Jugendzentrum A23 am Lütten Hall, dass zum Behelfs-Kindergarten umfunktioniert werden soll. In den 150 Quadratmeter großen Veranstaltungsraum könnten nach einem Umbau bis zu zwei Krippengruppen einziehen. Eine Küche und Sanitärräume sind vorhanden, der zum Autobahn-Lärmschutz gelegene Außenbereich könnte ohne großen Aufwand zur Spielfläche umgestaltet werden. „Wir haben Ende November einen Ortstermin mit der Kindergartenaufsicht, dann ist klar, ob und wie schnell sich diese Lösung realisieren lässt“, so Bürgermeisterin Linda Hoß-Rickmann.
Weitere Ideen für Übergangslösungen: die Unterbringung von Krippen- und Elementargruppen in Containern. Geprüft werden soll, ob es im Umfeld der Kita Regenbogen sowie der Kita Erlöserkirche Aufstellmöglichkeiten gibt. Diskutiert wird auch, ob die Erlöserkirchengemeinde nicht kirchliche Räume übergangsweise für eine Betreuung bereit stellen kann. Pastor Norbert Dierks hat dies allerdings bereits in Zweifel gezogen. Eine weitere Idee betrifft die mögliche Einrichtung von Outdoorgruppen in den Orts-Kitas analog zum Modell der Awo-Kita. Dort umfasst jede Gruppe drei Kinder zusätzlich. Jedes Kind der Gruppe nimmt einmal wöchentlich an einem Ausflug mit den Erziehern teil, so dass die Gruppenmindestgröße nicht überschritten wird.
„Wir sind unserem Ziel, schnellstmöglich Lösungen für Betreuungsplätze anzubieten, ein gutes Stück näher gekommen“, sagt die Ausschussvorsitzende Angela Friedrichsen, SPD. Juan Pablo Serra sieht das anders. Der Halstenbeker, der sich seit 2010 um einen Kindergartenplatz für seinen Sohn David bemüht, nahm als Zuschauer an der Sitzung teil. „Ich bin total enttäuscht. Bis das fertig ist, ist David längst in der Schule.“
Serra will seine Klage auf Zuteilung eines Kita-Platzes in Halstenbek aufrechterhalten. „Wir haben am Dienstag einen Termin beim Anwalt. Jetzt ziehen wir die Sache erst recht durch.“ Seiner Ansicht nach haben die Politiker „die ausreichende Schaffung von Betreuungsplätzen verpennt – und jetzt wollen sie sich aus der Verantwortung stehlen“.
Die Betreuung seines Kindes in einer Not-Kita im einstigen Jugendzentrum am Ortsrand oder in einem Container lehnt Serra strikt ab. „Er hat jetzt fast drei Jahre gewartet. Da soll er die letzten zweieinhalb Jahre bis zur Einschulung in eine richtige Kita gehen.“