Beim Rellinger Kunsthandwerkermarkt am 2. und 3. November wird Ausgefallenes, Praktisches und Elegantes aus den verschiedensten Materialien geboten. Schmuckdesignerin Karen Knickrehm ist auch dabei.

Rellingen. Frech blicken stecknadelfeine Porzellanäuglein im Puttengesicht durch das Vitrinenglas. Flammend rot windet sich ein Stückchen Koralle wie ein störrisches Haarbüschel aus dem cremeweißen Köpfchen. Arme und Beine fehlen, der fingerhohe Torso fußt auf einer daumennagelgroßen Kugel aus Schaumkoralle. Im „Prinzen von Nirgendwo“, der einem kleinen Punk ähnelt, trifft triviale Biedermeier-Romantik auf rebellische Subkultur. Drastische Verfremdungen sind typisch für die Kunst von Karen Knickrehm. „Ich suche immer den ironischen Stilbruch“, sagt die Rellinger Schmuckdesignerin. „Sonst wäre mir ein solches Biedermeierpüppchen viel zu kitschig.“

Als eine von 35 handverlesenen Ausstellerinnen und Ausstellern aus halb Deutschland zeigt sie beim Kunsthandwerkermarkt am Sonnabend, 2. und Sonntag, 3. November, im Rellinger Rathaus, Hauptstraße 60, einen Querschnitt ihrer Arbeiten. Jeweils von 11 bis 18 Uhr gibt es Ausgefallenes, Praktisches und Elegantes rund um die Themen Schmuck, Holz und Metall, Textil und Leder, Papier, Keramik sowie kulinarische Spezialitäten. Im Angebot sind Taschen und Möbel, Hüte und Klangobjekte, Gartenskulpturen und schokoladige Versuchungen. Der Eintritt ist frei.

Karen Knickrehms Angebot ist dort unter dem Siegel „Glasperlenschmuck“ angekündigt. Doch dieses Etikett beschreibt nur die halbe Wahrheit. „Glas steckt zwar fast überall drin, ist aber oft eher eine Ergänzung.“ Denn in vielen ihrer Entwürfe spielen Silber, farbenfrohe Kiesel oder originelle Fundstücken von Antikmärkten die wichtigere Rolle.

Ursprünglich kommt Knickrehm aus der Goldschmiede-Ecke. Eine Lehrstelle hatte sie nach der zehnten Klasse schon sicher. „Aber dann habe ich doch lieber Abitur gemacht und wurde Kunsterzieherin.“ Das Metall ließ sie aber nicht los, sie bildete sich nebenbei weiter, lernte Metall zu gießen, zu treiben, zu formen, zu löten, auch Steine zu fassen. Ihre Begeisterung für das Material Glas entdeckte sie eher zufällig am Rande eines Goldschmiedeseminars.

In den Entwürfen steckt viel schwarzer Humor

In vielen ihrer Arbeiten steckt außer einem sicheren Gespür für Proportion und Farbe sowie sorgfältigem Handwerk eine gehörige Portion schwarzen Humors. So grüßt im Kettenanhänger „Bello – für immer Dein“ ein winziger, zart vergoldeter Schäferhund ergeben aus einer Art Silberzwinger mit gespannten Angelschnüren im Miniaturformat. Ein tierischer Hingucker mit Hintersinn ist auch das Schmuckstück „Kleine Fische“. Ein silbernes Netz umfängt drei winzige Haie – und spielt ironisch mit dem symbolträchtigen Image der gefürchteten Meeresjäger. „Tiere finde ich einfach gut“, sagt Karen Knickrehm. Katzen haben sie ihr Leben lang begleitet.

Der Stil der Rellingerin, die sich mit ihrem Schmuck in den vergangenen 15 Jahren eine wachsende Fangemeinde in ganz Deutschland erarbeitet hat, passt in keine Schublade. Gemeinsam sind ihren Arbeiten – von Doppelringen mit zwei scheinbar zwischen den Fingern schwebenden Steinen über ultralange Ketten bis zu den skurrilen Anhänger-Skulpturen – ein origineller Sinn für Humor und eine pragmatische Bodenständigkeit. „Ich denke bei meinen Schmuckentwürfen praktisch. Was man nicht jeden Tag tragen kann, ist nicht mein Ding.“

Der Rellinger Markt sei für sie etwas Besonderes. „Der Rellinger Kunsthandwerkermarkt wird in ganz Deutschland von den Kollegen geschätzt, er ist ein Aushängeschild für den Ort“, sagt sie. „Qualität und Organisation sind sehr gut – und das Publikum ist einfach super.“