Wenn 100 Schüler kräftig loslegen, dann kommt dabei ein neuer Wald in Pinneberg heraus. 300 Bäume pflanzten die Jugendlichen der Gebrüder-Humboldt-Schule in Wedel als Zeichen für den Klimawandel.
Pinneberg/Wedel „Ich habe meinen ersten Baum gepflanzt!“ Annika Meister reißt die Arme hoch. Die zierliche Schülerin, die sich zuvor lange allein mit einem der zahlreichen Jungbäume herumgeplagt hatte, ist begeistert. Doch die Euphorie der jungen Schülerin weicht, als sie sich umblickt. Sie stöhnt auf, fragt in die Runde: „Wo soll der nächste hin?“ Was die etwa 100Wedeler Schüler kürzlich auf einer Wiese in Pinneberg leisteten, war stark. Wie stark, bekamen sie bestimmt am Tag darauf zu spüren. Der Muskelkater nach dem Knochenjob blieb wohl nicht aus. Aber, wer kann schon von sich behaupten, dass er einen Wald gepflanzt hat? Die Neuntklässler der Gebrüder-Humboldt-Schule können es. Mit ihrer lang vorbereiteten Aktion wollen sie ein Zeichen für den Klimaschutz setzen.
Gemessen am Aufgebot an Stadt- und Pressevertretern ist ihnen das auf jeden Fall gelungen. Die große Aufmerksamkeit freute besonders Schulleiter Antonius Soest. Denn ihm war klar, dass die Schüler so am besten ihr Ziel erreichen – nämlich das Bewusstsein für globale Gerechtigkeit und den Klimawandel zu schärfen. „Die Schüler setzen hier ein bleibendes Zeichen. Das wird für alle ein unvergesslicher Tag bleiben. Die Bäume werden uns daran erinnern, in unserem Engagement nicht nachzulassen“, sagte Soest in einer kleinen Ansprache. Lob gab es auch von der Wedeler Stadtpräsidentin, Renate Palm, und Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg, die beide zum Aktionsauftakt erschienen waren. Und schon vor dem ersten eingepflanzten Baum, war klar, dass ihre Aktion nachwirkt. So erklärte Barbara Engelschall, Geschäftsführerin des Regionalparks Wedeler Au, dass der Verein die Kosten für eine Postkarte zur Pflanzaktion übernehme, die die Schüler selbst gestalten dürften.
„Plant for the Planet“ heißt die Initiative, die sich das seit 2007 auf die Fahne schreibt. Ins Leben gerufen wurde sie von einem deutschen Schüler. Der neunjährige Felix Finkbeiner hatte die Idee, dass Kinder in jedem Land als Botschafter für Klimagerechtigkeit zu Tausenden Bäume pflanzen sollten. An seiner eigenen Schule fing er mit einem Baum an, andere machten es ihm nach. An der Wedeler Gebrüder-Humboldt-Schule gründete sich 2010 die Arbeitsgruppe „Plant for the Planet“, die heute etwa zwölf Teilnehmer umfasst.
Mitglieder der ersten Stunde waren Noah Hellbusch, Svenja Meier und Noam Chaim-Lev. Als sie im Oktober 2010 bei der Plant-for-the-Planet-Akademie in Hamburg teilnahmen, waren sie in der sechsten Klasse. Seitdem haben sie viel erreicht. Die Jugendlichen sammelten Geld, bekamen den Jan-Palm-Förderpreis zugesprochen, pflanzten 20Apfelbäume auf einer Streuobstwiede in Wedel an, warben auf zahlreichen Veranstaltungen für ihre Projekt und verkauften klimaneutrale Schokolade der Initiative am eigenen Kiosk in der Wedeler Schule. „Der Klimaschutz ist uns sehr wichtig und die Erwachsenen kümmern sich einfach nicht darum“, erklärt der 14-jährige Noah Hellbusch.
Drei Jahre nach der AG-Gründung steht er zusammen mit seinen Mitschülern auf einem 6000 Quadratmeter Areal in der Nähe der Eggerstedt-Kaserne und direkt an der Landesstraße Schenefeld-Elmshorn, das ihnen die Stadt Pinneberg nach langer Suche zur Verfügung stellte. Es wird geschaufelt, geschleppt, beratschlagt. Die Schüler, die übrigens klimaschonend aus Wedel alle mit dem Fahrrad kamen, sind in Gruppen organisiert. Einer, der den Eindruck macht, als wolle er den Wald alleine pflanzen, ist Philipp Henkel. Der Hamburger Meister im Kugelstoßen packt kräftig an und versenkt mit seinem eingespielt wirkenden Mitschülerteam in rekordverdächtigen 30 Minuten sechs Kastanien. „Fertig“, sagt er, setzt seinen Rucksack auf und folgt dem Hilferuf eines Schülers von der anderen Seite der Wiese.
Damit die 300 Bäume, die die Schüler mit Spenden in Höhe von 1000 Euro anschafften, auch an der richtigen Stelle in den Boden kommen, wurden farbliche Markierungen angebracht. Denn hinter dem großen Gewusel auf der Wiese steckte System. Zusammen mit dem Förster und Lehrer Arne Behring wurde ein Plan ausgetüftelt, wie die Flatterulmen, Vogelkirschen, Buchen und Birken am Besten angepflanzt werden, damit auch ein gesunder neuer Wald in Pinneberg entsteht. Dafür unterteilten die Experten das Areal in 100Quadratmeter große Horste, in die je 16 Bäume einer Art kamen. So soll gewährleistet werden, dass nicht ein schnell wachsender Baum andere verdrängt, die dann kein Licht bekommen.
Das Einzige, was noch fehlt: An der Straße soll noch ein Schild aufgestellt werden, das an auf den Gebrüder-Humboldt-Wald in Pinneberg hinweist.