Der Taxifahrer hatte am 20. Juli etwa gegen Mittag seine seit Längerem getrennt von ihm lebende Ehefrau, 44, auf offener Straße mit Säure überschüttet und mit einem Messer mehrfach auf sie eingestochen.
Pinneberg. Nach der Säure-Attacke von Pinneberg hat die Staatsanwaltschaft Itzehoe Anklage gegen einen 53 Jahre alten Mann aus der Türkei erhoben. „Wir werfen dem Mann einen versuchten Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor“, sagt Peter Müller-Rakow, der Sprecher der Staatsanwaltschaft in Itzehoe. Der Taxifahrer hatte am 20. Juli etwa gegen Mittag seine seit Längerem getrennt von ihm lebende Ehefrau, 44, auf offener Straße mit Säure überschüttet und mit einem Messer mehrfach auf sie eingestochen. Motiv war offenbar die Trennung des Paares, die der 53-jährige nicht verkraften konnte.
Die kaum fassbare Tat mitten auf der Richard-Köhn-Straße war an diesem Sonnabendmittag von mehreren Passanten beobachtet worden. Zeugen berichteten, dass sich das getrennt lebende Paar lautstark gestritten hatte. Plötzlich soll der 53-Jährige die Stichwaffe gezogen haben. Als die 44-Jährige, die aus Polen stammt, am Boden lag, verletzte er die Frau mit der ätzenden Flüssigkeit. Gerettet wurde die Schwerverletzte von einem zufällig vorbei fahrenden Autofahrer. Der Mann im VW Bus erkannte die Situation, öffnete die Schiebetür, die 44-Jährige konnte sich ins Auto werfen. Der VW-Fahrer gab Gas, kurz darauf wurde die Schwerverletzte ein paar Straßen weiter von der Besatzung eines Rettungswagens und von einem Notarzt versorgt, dann ins Krankenhaus gebracht.
„Das Opfer musste im Krankenhaus notoperiert werden“, sagt Müller-Rakow. Auf Grund der potenziell lebensgefährdenden Behandlung durch den Ehemann sei eine Anklage wegen versuchten Mordes erfolgt, die Anklagebehörde sieht das Mordmerkmal der Heimtücke als erfüllt an Zunächst waren die Ermittler lediglich von versuchtem Totschlag ausgegangen, was zu einer milderen Bestrafung geführt hätte.. „Der Mann hat mehrfach in Bauch- und Armbereich der Frau gestochen, sie dann mit 30prozentiger Salzsäure überschüttet, wodurch das Opfer Verätzungen im Nacken- und Halsbereich erlitt“, so der Staatsanwalt weiter.
Der 53-jährige Angreifer, der die Tat offenbar von längerer Hand geplant haben muss, hatte sich in seine Wohnung geflüchtet und dort einen Selbstmordversuch unternommen. Er soll sich die Pulsadern aufgeschnitten haben. Aufgrund der unklaren Lage und der Gefahr einer Säure-Attacke auf die Einsatzkräfte hatte die Polizei ein Spezialeinsatzkommando (SEK) aus Eutin angefordert. Die Beamten stürmten schließlich die Wohnung und brachten den verletzten Mann ins Krankenhaus. Nach der Behandlung kam er direkt in Untersuchungshaft. Einen Termin für das Verfahren, das bei der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Itzehoe verhandelt wird, gibt es noch nicht. Vermutlich dürfte der Prozess Ende 2013 oder Anfang Januar 2014 beginnen. Laut Strafprozessordnung muss das Verfahren bei Angeklagten, die in Untersuchungshaft sitzen, spätestens sechs Monate nach Erlass des Haftbefehls beginnen.
Etwa zwei Jahren zuvor, im März 2011, war es nur wenige Meter vom jetzigen Tatort entfernt an der Richard-Köhn-Straße zu einer Schießerei gekommen. Damals hatte ein damals 29 Jahre alter Mann während eines familiären Streits mit seiner Ex-Freundin drei Schüsse aus einer scharfen Waffe abgegeben. Seinerzeit sperrte die Polizei die Umgebung ebenfalls weiträumig ab. Verletzt wurde damals niemand.
Der Schütze, der ebenfalls türkischer Abstammung ist, kam vor dem Landgericht Itzehoe mit einem blauen Auge davon. Im Oktober 2011 erhielt er eine Bewährungsstrafe von neun Monaten sowie die Weisung, sich einer ambulanten Therapie zu unterziehen. Eine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie, die in Rede stand, lehnten die Richter damals ab.