Sportanglerverein will Fische in andere Gewässer bringen. Dann fluten die Mitglieder den See wieder
Barmstedt. Dieses Schauspiel wiederholt sich alle drei, vier Jahre und jetzt wieder am letzten Oktober-Wochenende (26./27.). Dann lässt der Sportanglerverein Elmshorn-Barmstedt das Wasser des 7,5 Hektar großen und drei Meter tiefen Rantzauer Sees ab. Das dient dazu, die Fische des Sees einzufangen, um sie in die 25 Gewässer zu verteilen, die der Angelverein mit seinen 800 Mitgliedern im Kreis Pinneberg betreut, erklärt der Naturschutzbeauftragte des Vereins, Henning Mohr. Dazu gehören 14 Fließgewässer wie die Pinnau und die Krückau.
Bis das Wasser des Sees in Höhe der Wassermühle abgelassen ist, dauert es mehrere Tage. Die Aktion beginne bereits am Mittwoch, 23. Oktober, kündigt Mohr an. Die Fische, vor allem Karpfen, würden in Netzen gefangen, zu den anderen Vereinsgewässern gefahren und sofort wieder ins Wasser gelassen. Diese Fischrechte besitzt der Angelverein seit 1953, als die Familie Mohr sie an den Verein abtrat. Diese hatte von Anfang an die Fischrechte für den Rantzauer See, weil sie dort schon lange die alte Wassermühle an der Krückau besaß, erzählt Henning Mohr, dessen Bruder Reimer heute die einzige funktionstüchtige Mühle im Kreis Pinneberg betreibt. Der tiefste Punkt des Sees liege in der Nähe der Mühle, erklärt Mohr. Dort sammeln sich dann am 26. Oktober die meisten Fische. Von Montag, 28. Oktober, an wird der See wieder geflutet.
Das Gewässer ist in diesem Jahr 75 Jahre alt geworden. 1938 wurde es nach jahrelanger Arbeit eingeweiht. Der Reicharbeitsdienst im damaligen NS-Regime hatte den See mit zahlreichen arbeitslosen Helfern in mühevoller, vier Jahre langer Handarbeit ausheben und anlegen lassen. Der Wasserstand des Rantzauer Sees wird durch das Aufstauen der Krückau, die ihn speist, geregelt. Dieser Eingriff in die Natur und die damit verbundene Unterbrechung des Wanderweges für die heimische Fischwelt sorgte immer wieder für Probleme. Deshalb wurde 1981 eine neunstufige Fischtreppe am Stauwehr der Schlossinsel errichtet, über die die Fische nun wieder ihre Wanderung zu den oberen Laichplätzen fortsetzen können.
Bis 2016 muss die Stadt Barmstedt diese Fischtreppe durch eine flachere Sohlgleite ersetzen, die es den Fischen erleichtert, die drei Meter Höhenunterschied zu überwinden. Heutzutage ist der See mit seiner Schlossinsel eine der Hauptattraktionen für Naherholungssuchende und Tagestouristen im Kreis Pinneberg. Im Juni hatte die Stadt das 75-jährige Bestehen mit einem Feuerwerk gefeiert.
Zu der Geschichte des Sees wird der Heimatforscher und Fotograf Peter Steenbuck am Donnerstag, 31. Oktober, einen Vortrag im Restaurant „Zum Bootssteg“ von Bernd Penns direkt am See, Rantzau 7, halten.