Drei Brüder wollten versuchsweise Stoffe übers Internet vertreiben. Was vor zehn Jahren begann, hat sich zum Unternehmen mit 94 Mitarbeitern und einem für 2013 angestrebten Umsatz von neun Millionen Euro entwickelt.
Schenefeld. Diese Firmengeschichte erinnert ein wenig an den Traum vom Tellerwäscher zum Millionär. Drei Brüder aus Pinneberg hatten zu Zeiten, als noch niemand ahnte, wie die Buchstaben www (World Wide Web) unser Leben und vor allem unser Kaufverhalten verändern würde, eine Idee. Sie wollten Stoffe über das Internet vertreiben. Zehn Jahre später ist daraus ein florierendes Unternehmen mit 94 Mitarbeitern und einen angestrebten Nettoumsatz von neun Millionen Euro für 2013 geworden.
Rot, grün, blau, kariert oder gepunktet, dünner oder dicker Stoff, filzig oder seidig: Im Lager stapelt sich die Meterware. 9000 verschiedene Stoffe hat das Unternehmen fabfab, das in Deutschland ihre Ware über Stoffe.de vertreibt, je nach Saison im Programm. An den Schneidetischen mitten im Lager wird die Meterware je nach Bestellung ausgemessen, zurechtgeschnitten und für den Versand vorbereitet. Zudem gibt es an die 13.000 Artikel im Kurzwarenbereich. Die zahlreichen Knöpfe, Nadel und Faden befinden sich im Hochregallager.
Vor knapp einem Jahr bezog das expandierende Unternehmen die rund 5000 Quadratmeter große Fläche in den ehemaligen Hallen der Spargruppe im Schenefelder Gewerbegebiet. Hinzu kommen weitere 1000 Quadratmeter Büroräume, die direkt an die Lagerhallen am Osterbrooksweg angrenzen. Die Nähe zwischen dem Büro und dem Lager war den drei Firmengründen bei ihrer Suche nach einem neuen Standort wichtig. Zudem wollten sie freie, gut zu erreichende Logistikflächen zu erschwinglichen Preisen in der Metropolregion Hamburg finden – eine große Herausforderung. „Wir haben fast ein Jahr lang intensiv gesucht, bevor wir das hier in Schenefeld gefunden haben“, berichtet Melf Haack, der Geschäftsführer von fabfab.
Dabei drängte die Zeit. Das Unternehmen brauchte Platz. Viel Platz. Die 1800 Quadratmeter am Halstenbeker Standort reichten schon 2011 nicht mehr aus. Ein für die drei fabfab-Brüder bekanntes Problem. Bevor es nach Halstenbek mit dem Firmensitz ging, hatte der Stoffhändler in Ellerbek erst auf 180, vier Monate später schon auf 400 Quadratmetern seinen Sitz. „Wir sind jedes Jahr um mindestens 60 bis 70 Prozent gewachsen“, berichtet der Melf Haack.
Es begann mit 30 Quadratmetern Verkaufsfläche
Der 43 Jahre alte Bankkaufmann hat heute die Geschäftsführung inne und muss die Finanzen im Blick haben. Bruder Jörn, 37, ist für die IT, Außenhandelskaufmann Nils (40) für das Lager und die Mitarbeiter verantwortlich. Vielleicht ist dieses familiäre Dreiergestirn auch das Erfolgsgeheimnis des Unternehmens. Von Beginn an trieben die drei ihre Idee, die einst in Pinneberg auf 30 Quadratmetern Verkaufs- und 30 Quadratmetern Bürofläche ihren Anfang nahm, zusammen voran. „Aus einer Laune heraus, ist das Ganze entstanden“, erinnert sich Melf Haack. Die Brüder saßen zusammen, überlegten, was man übers Internet vertreiben könnte. Nils Haack war im Textilimport tätig, so kamen sie auf den Plan mit dem Stoffhandel im Internet.
Familie und Freunde winkten ab, als sie davon hörten. „Sie waren skeptisch und glaubten nicht daran, dass jemand Stoffe kauft, die er nicht in der Hand hatte“, erinnert sich Melf Haack. Sie begannen trotzdem. Der technikaffine Bruder Jörn erstellte den ersten Shop. Die Waren fotografierten sie beim Hamburger Händler. „Als wir die Seite erstmals online stellen, waren am nächsten Tag drei Bestellungen bei uns eingegangen“, berichtet der heutige Geschäftsführer. Das gab Mut. Aus dem Nebenjob, der die Abende und Wochenende immer mehr ausfüllte wurde 2006 der Volltimejob. Aus den Fotos, die sie von den Stoffen des Händlers auf dem Boden machten, sind professionell ins Szene gesetzte Bilder geworden. Bis zu 20.000 neue Fotos machen die Profis pro Jahr.
2007 machten sie ihre erste Umsatzmillion
Wann sie merkten, was aus der Idee geworden war? „Als wir die erste Umsatzmillion gemacht haben“, so Melf Haack. Von 400.000 Euro in 2006 schoss der Umsatz 2007 auf die Million. „Da haben wir erst mitbekommen, wie groß der Markt eigentlich ist“, so Haack. Es war die Zeit in der der die drei nur zum Duschen am Wochenende mal kurz nach Hause kamen. Die Zeit, als sie entschieden, richtig in die Firma einzusteigen.
2006 hatte das Unternehmen als erster Stoffhändler weltweit kostenlose Musterbestellungen eingeführt. Dadurch konnten die Kunden sich kleine Stoffproben vorab ins Haus schicken lassen, ein Gefühl für den Stoff und die Farbe bekommen. Damit war der größte Nachteil des Internethandels ausgeräumt. Vor drei Jahren gab es einen weiteren kräftigen Schub. Nachdem die Unternehmer kräftig in die Suchmaschinenoptimierung investierten hatten, wurden sie bei Suchanfragen Stoffe bei google auf Platz 1 gelistet. Das und ihre Stammkundschaft bringt ihnen um die zwölf Millionen Besucher pro Jahr auf ihrer Internetseite.
Heute sind aus drei Bestellungen 180.000 Pakete pro Jahr geworden. Davon gehen 60 Prozent ins Ausland. In 25 Nationen, darunter Italien, Spanien, Groß Britannien, ist fabfab bereits mit jeweiligen Internetpräsenzen vertreten. Im kommenden Jahr sollen weitere vier folgen: Kroatien, Slowenien, die Türkei und Russland.