In der arbeitsintensiven Phase, die jetzt begonnen hat, wünschen sich die Baumschulen mehr Arbeitskräfte. Aber immer weniger junge Menschen haben Lust, sich zum Baumschuler ausbilden zu lassen.

Kreis Pinneberg. Die rund 300 Baumschulen im Kreis Pinneberg rüsten sich für den Herbst. „Die bunte Jahreszeit ist klassische Pflanzzeit“, sagt Axel Huckfeldt, Vorsitzender des Landesverbandes Schleswig-Holstein im Bund Deutscher Baumschulen (BdB). „Wir können die Pflanzen erst versenden, wenn sie ihre Blätter abgeworfen haben und sich in der Winterruhe befinden.“ Allerdings sei den Gartenbesitzern oft nicht klar, dass Oktober und November die perfekten Monate seien, um Gehölze wie Rosen und Hecken zu setzen. Sie würden immer mehr zum Schönwettergärtner, lieber im Frühjahr und immer mehr auch im Sommer gärtnern. Ganz anders sieht es bei den Baumschulen aus. „Wir scharren schon mit den Hufen“, sagt Axel Huckfeldt.

In der Baumschule Reinke in Rellingen sind 21 Angestellte und drei Saisonarbeitskräfte damit beschäftigt, Pflanzen vom Land zu holen, umzutopfen, zu beschneiden, für den Verkauf zu etikettieren und zu verpacken oder Pflanzen einzulagern. Der Familienbetrieb hat sich auf Topfpflanzen spezialisiert und bietet ein großes Spektrum vom Sämling bis zum 20-Liter-Container. Zum Sortiment gehören Forst- und Jungpflanzen, Pflanzen für den Garten- und Landschaftsbau sowie für Gartencenter. Jedes Jahr werden rund zwei Millionen Pflanzen verkauft — viele jetzt im Herbst. „Wir produzieren auf 15 Hektar Gesamtfläche“, sagt Geschäftsführer Niels Reinke. Möglichst viel Arbeit soll jetzt erledigt werden, um Arbeitsspitzen im Frühjahr zu vermeiden. Da sind viele flinke Hände gefragt. Doch immer weniger junge Menschen wollen den Beruf des Baumschülers erlernen. „Es wird immer schwieriger, geeignete Bewerber zu finden“, sagt Niels Reinke. Statt vier bildet sein Betrieb in diesem Jahr nur zwei Azubis aus. Die Ausbildungszahlen im Gartenbau in Schleswig-Holstein sind seit 2007 rückläufig, bestätigt die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Während 2007 noch 240 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden, waren es zum Stichtag am 30. September dieses Jahres nur 173.

Diese Tendenz gilt auch für die Fachrichtung Baumschule. Hier waren es lange etwa 50 Auszubildende im Jahr, inzwischen sind es nur noch 30. Ein Einbruch gab es 2012 mit nur 25 neuen Ausbildungsverträgen. Kleiner Lichtblick: In diesem Jahr wollen wieder 30 junge Erwachsene den Beruf erlernen.

„Der demografische Wandel ist auch an den grünen Berufen nicht spurlos vorbei gegangen“, sagt BdB-Verbandsgeschäftsführer Frank Schoppa. „Der Wettkampf um die weniger werdenden Bewerber wird härter.“ Deswegen schreibt sich der Verband im kommenden Jahr das Motto „Ausbildungsnachwuchs sichern“ auf die Fahnen. Ein erster Schritt ist die neu aufgelegte Kampagne auf der Internetseite www.beruf-gaertner.de, die sich direkt an Jugendliche richtet. Der Beruf ist durchaus attraktiv: ein krisenfester Job, der zum aktiven Umweltschutz beiträgt und vielfältige Perspektiven bietet. „Man kann sich selbstständig machen, in der öffentlichen Verwaltung arbeiten und hat gute Chancen im Ausland“, sagt Frank Schoppa. Deutsches Fachwissen wird auch in Neuseeland oder Australien geschätzt.

Für den Herbst als Pflanzzeit macht sich auch Holger Hachmann stark. In seiner Baumschule in Barmstedt stehen 150 Sorten japanische Ahorne zur Auswahl, die in dieser Jahreszeit ihre volle Pracht entfalten. Bekannt ist Hachmann aber vor allem für seine Rhododendronzüchtungen. „Der Kunde hat die Wahl zwischen 700 Arten“, sagt Holger Hackmann, der den 20 Hektar großen Familienbetrieb in dritter Generation führt. Wenn es nach ihm ginge, könnten die Gartencenter den Herbst als Pflanzzeit stärker bewerben. „Besonders die jüngere Generation nimmt diese Jahreszeit gar nicht mehr als traditionelle Pflanzzeit wahr“, sagt er. Die Vorfahren wussten noch, dass die Böden im Herbst noch warm sind und somit die Wurzeln gut wachsen. Der feuchte Boden versorgt die Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen. Im Frühjahr blühen sie dann besonders schön. „Viele haben nach den vergangenen drei harten Wintern auch Angst davor, dass ihnen die Pflanzen erfrieren“, sagt Hachmann. „Dabei vertragen viele Rhododendron Temperaturen von minus 26 Grad.“ Zudem gäbe es Arten wie dem Septemberflair, die im Herbst blühen und noch einmal 30 Prozent ihrer Blüten im Frühjahr entfalten.

Auch die Zaubernuss blüht noch im Winter, weiß Axel Huckfeldt. „Die Gärten werden kleiner. Dafür dürfen die Pflanzen hochwertiger sein oder außergewöhnlicher“, sagt der Chef des Holsteiner Baumschulverbandes. Rosen und Hortensien sind Dauerbrenner. Beliebt sind auch Formgehölze wie Bonsai. Der Trend geht auch hin zu teureren Größen.

„Die Leute haben wenig Zeit und manchmal keine Geduld und greifen gern zum Solitär“, sagt der 46-Jährige. So werden Pflanzen bezeichnet, die sich durch ihre besondere Höhe, Blattfärbung oder -form hervorstechen. Beliebt ist auch die Eibe. Das hochwertige Gehölz gilt unter vielen Gärtnern als Mercedes unter den Hecken.

Tipp: Die Baumschule Hachmann, Brunnenstraße 68, in Barmstedt lädt Gartenfreunde am 12. und 13. Oktober von 9 bis 17 Uhr zum Herbstfarbenfeuerwerk der Japanahorne ein.