In das Innere der Betonkonstruktion soll ein echter, zehneinhalb Meter hoher Bergmammutbaum gepflanzt werden. Dieser Kraftakt, für den ein Telekran notwendig ist, erfolgt am Freitag, 4. Oktober.
Ellerhoop. Es waren 3500 Stunden harte Arbeit. Doch jetzt ist das gigantische Projekt im Ellerhooper Arboretum abgeschlossen. Dort steht seit wenigen Tagen eine originalgetreue Kopie des größten Mammutbaumes der Welt. Dafür war Hans-Dieter Warda, seit 1985 ehrenamtlicher Leiter der Norddeutschen Gartenschau im Arboretum, extra in den Sequoia National Park nach Kalifornien gereist, um den General Sherman Tree im Stammbereich zu vermessen.
„Die Mitarbeiter und Künstler der Firma KaGo & Hammerschmidt haben wirklich ihr allerbestes gegeben“, sagt Warda. Die Spezialisten, die schon die Kunstfelsen im Tropen-Aquarium von Hagenbecks Tierpark errichtet haben, mussten Zentimeter für Zentimeter jede Kerbe, jede Furche, jede Ausbeulung und alle Farbschattierungen des Stammes nachempfinden. Eine wahre Sisiphus-Arbeit.
Dass sie gelungen ist, davon ist Warda felsenfest überzeugt. Zum Beweis hat der Leiter des Arboretums ein Fotodokument erstellen lassen: Nachdem er sich in den USA neben dem Stamm des Originalbaums ablichten ließ, stellte er sich jetzt in Ellerhoop im gleichen Outfit neben die Kopie aus Beton. Und siehe da: Mit bloßem Auge ist kein Unterschied zwischen Original und „Fälschung“ erkennbar!
Das Projekt, das mit Fördergeldern der Otto-Henneberg-Poppenbüttel-Stiftung möglich wurde, soll als schulbiologisches Forschungszentrum dienen und diese Abteilung in der Norddeutschen Gartenschau aufwerten. 2014 soll das neue Wahrzeichen des Arboretums als begehbare Baumerlebniswelt für Besucher eingerichtet werden. Kinder und Erwachsene erfahren dann im Inneren alles über die Funktionsweise von Bäumen. Auch ihre Entwicklungsgeschichte und die spezielle Geschichte des General Sherman Trees sollen in dem Informationshaus in der Norddeutschen Gartenschau Thema sein.
Vorher steht noch eine wichtige Etappe an. In das Innere der Betonkonstruktion soll ein echter, zehneinhalb Meter hoher Bergmammutbaum gepflanzt werden. Dieser Kraftakt, für den ein Telekran notwendig ist, erfolgt am Freitag, 4. Oktober. Pünktlich um 16.10 Uhr soll der sechs Tonnen schwere, echte Baum, der von der Baumschule Bruns gespendet wurde, in den Innenraum der Beton-Kopie gehievt werden. Diese spektakuläre Pflanzaktion der besonderen Art wird live vom NDR-Fernsehen übertragen.
„Wir hoffen, dass diese etwas ungewöhnliche Baumpflanzung ohne Komplikationen abläuft“, sagt Warda. Er hofft weiter, dass sich ab 15.30 Uhr am 4. Oktober möglichst viele Besucher im Arboretum einfinden, um die neue Attraktion einzuweihen. Geplant ist, dass der echte Baum oben aus der Hülle herauswächst. Außerdem wurden in den Beton drei Fenster eingelassen, damit der Baum auch seine Äste ausstrecken kann.
In Ellerhoop wurde seit Ende Juni der untere Teil des Stammes bis zu einer Höhe von etwa zehn Metern nachgebaut. Die Maße dafür hatten Warda und sein Mitarbeiter Richard Bischoff am Original ermitteln dürfen. Ihre Untersuchungen und Vermessungsarbeiten im Stammbereich des größten Baums der Welt wurden nur aufgrund einer Forschungs-Sondererlaubnis möglich, die Warda von der Verwaltung des Sequoia National Parks erhielt.
1,5 Millionen Besucher aus aller Welt besichtigen den General Sherman Tree pro Jahr. Sie dürfen sich nur auf den eingezäunten Wegen bewegen und gelangen im Gegensatz zu Warda und Bischoff nicht direkt an den Stamm des Baumriesen.
Der General Sherman Tree ist laut einer Expertise etwa 2200 Jahre alt und geizt nicht mit Superlativen: Sein Stamm hat einen Durchmesser von etwa elf Metern, der Baum selbst schraubt sich 83 Meter in die Höhe. Im Arboretum haben sich Warda und Co. auf den Stamm beschränkt. Im Innern könnte langfristig nicht nur das Informationszentrum entstehen, sondern auch ein Zugang zu einer Aussichtsplattform in zehn Metern Höhe geschaffen werden. „Eine Arbeitsplattform ist bereits mit eingebaut, wir könnten das erweitern“, sagt Warda. Von dort oben würde sich den Besuchern ein atemberaubender Blick über das Arboretum bieten. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik.
Das Arboretum Ellerhoop-Thiensen, auch Norddeutsche Gartenschau genannt, umfasst eine 17 Hektar große Gesamtanlage, von denen etwa 7,5 Hektar der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Geöffnet ist die Anlage, die an der Straße Thiensen liegt, täglich von 10 bis 19 Uhr, pro Jahr kommen etwa 100.000 Besucher in das Arboretum. Der Eintrittspreis kostet für Erwachsene sieben, ermäßigt sechs Euro. Kinder zwischen acht und 16 Jahren zahlen zwei Euro. Eine Familienkarte kostet 16, Dauerkarten 40 Euro.