Eine Glosse von Marvin Mertens
Es ist nicht zu übersehen, in Deutschland naht eine Wahl. Bereits seit Wochen plakatieren die Parteien die Straßen zu. Ob sich aber mit den Gesichtern der Kandidaten und Sprüchen wie „Gemeinsam Stark“ oder „Das Wir entscheidet“ noch Wählerstimmen gewinnen lassen, ist fraglich.
Darüber scheinen auch die Oberwahlkämpfer von Bundeskanzlerin Angela Merkel nachgedacht zu haben. Soziale Netzwerke werden immer mehr zu Wahlkampfmedien, Smartphones und Tablet-PCs bieten fantastische Möglichkeiten, um Wahlkampfbotschaften zu platzieren. Dies wurde mir vor kurzem bewusst, als ich meiner Schwester via SMS zu ihrem Geburtstag gratulieren wollte. Denn mein Smartphone veränderte „Merle“, den Name meiner Schwester, dank Autokorrektur kurzerhand in „Merkel“. Haben sich etwa nicht nur die Amerikaner, sondern auch die Christdemokraten in mein Mobiltelefon eingeklinkt?
Seitdem überlege ich, welche Wahlkampf-Parolen die Genossen der SPD wohl auf mein Handy zaubern könnten. Denn bei aller Liebe zu meiner Schwester nehme ich doch an, dass „Merle“ nicht unbedingt ein überaus häufig geschriebenes und damit zu veränderndes Wort ist. Der SPD-Kanzlerkandidat könnte da vielleicht eher Punkten. Wörter wie „Einbruch“, „Beinbruch“ oder „Steinbruch“ werden sicher öfter benutzt und könnten still und heimlich in „Steinbrück“ geändert werden. Sollte sich diese Wahlkampfmethode bewähren, bräuchten Kanzlerkandidaten für den Wahlsieg künftig nur noch eines: einen Nachnamen, der einem möglichst oft geschriebenen Wort ähnelt.