In Wedel können neun Tage vor der Wahl auch die unter 18-Jährigen ihre Stimme für den Bundestag abgeben. Der Jugendbeirat und die Kirchengemeinde organisieren die Aktion, die Lust auf Politik machen soll.

Wedel. Nur fünf Minuten, und die Kreuze sind gesetzt. Karo Laue braucht in der Wahlkabine nicht lange, weiß genau, was sie will. Ihre Liste wirft sie in die Urne am Eingang. Fertig. Karo hat zum ersten Mal gewählt, dabei ist sie doch erst 14 Jahre alt. Ihre Stimme wird zwar gewertet, aber nicht für die Bundestagswahl am 22. September. Dafür fließt das Votum der Wedeler Schülerin ins Ergebnis der U-18-Wahl ein. Trotzdem ist es in der Risthütte fast wie bei der echten Abstimmung. Es gibt Wahllokale, einen Wahlzettel mit Erst- und Zweitstimme, eine Wahl-Kabine und Helfer, die auszählen. Karos Fazit: „So hab ich erfahren, wie so eine Wahl funktioniert. Ich hatte vorher keine Vorstellung davon, wie so ein Wahlzettel aussieht.“

Aufklären, die Jugendlichen in den Prozess mit einbeziehen, ihr Interesse für Politik wecken – das sind die Ziele der deutschlandweiten Aktion, die an diesem Freitag zahlreiche Schüler an die Urne holt. Im Kreisgebiet gibt es mit dem Pinneberger Jugendzentrum sowie in Elmshorn, organisiert vom Jugendbeirat, zwei Anlaufstationen.

In Wedel wurde das Ganze sogar noch größer aufgezogen, sodass sich alle weiterführenden Schulen in zwei eigens dafür eingerichteten Wahllokalen beteiligen können. Etwa 800 Schüler haben so seit Mittwoch die Chance, ihre Stimmen bei der diesjährigen U-18-Wahl abzugeben. Möglich macht das eine bislang einmalige Kooperation des Jugendbeirats der Stadt und der Kirchengemeinde Wedel.

Diakon Christian Weber ist ein „alter Hase“ in Sachen U-18-Wahl. Seit 2005 organisiert er die Abstimmung in Kooperation mit dem Johann-Rist-Gymnasium. Dafür verwandelt er das Gemeindehaus hinter dem Roland mit Hilfe des Werbematerials der Parteien in einen informativen und ziemlich bunten Abstimmungsort. „Anfangs haben sich viele Gemeinden in unserem Kirchenkreis daran beteiligt. Jetzt sind wir die letzten, die noch mitmachen“, so Weber. Umso mehr freut er sich über das Engagement des Wedeler Jugendbeirats. „Dadurch, dass die Mitglieder des Jugendbeirates sogar direkt in die Schulen gehen, dafür werben und dort abstimmen lassen, ist es noch niedrigschwelliger“, lobt er.

„Wir wollen Jugendliche über die Wahl informieren“, erklärt Beiratsmitglied Laureen Lotter die Motivation. Dafür hat sich der neunköpfige Beirat so einiges einfallen lassen. Die Beteiligung an der U-18-Wahl ist dabei nur ein Baustein. Zudem haben sie eine Podiumsdiskussion organisiert und veröffentlichen politische Beiträge über ihren Youtube-Kanal „YouKnow“ im Internet. „Viele denken, dass man eh nichts bewirkt. Aber das stimmt nicht, es ist nur mühsam. Man muss den Jugendlichen klar machen, dass man überhaupt nur etwas erreicht, wenn man auch etwas tut, sich Gehör verschafft“, sagt Lotter. Sie und ihre Kollegen sind auf jeden Fall schon einmal positiv überrascht, wie viele Schüler am Mittwoch den Weg ins Wahllokal an der Kirche fanden. Denn bis auf die Siebt- und Achtklässler, bei denen es in den Unterricht eingebaut wurde, mussten sich die anderen Jugendlichen in ihrer Pause aufraffen, wählen zu gehen.

Laut vorläufigem Ergebnis des Wedeler Wahlbezirks Risthütte gaben 288 Schüler ihre Stimme ab. Sie verteilen sich wie folgt: Ole Schröder, CDU (38,2 Prozent), Ernst Dieter Rossmann, SPD (32), Valerie Wilms, Grüne (16,3) und Olaf Klampe, FDP (5,6). Ihre Zweitstimme ging an: CDU (28,2); Grüne (28,1); SPD (22,6); FDP (7,6); Piraten (4,2); Linke (3,1); Tierschutz (1,7); AfD (1,4); ungültig (1,4); MLPD (0,7); Freie Wähler (0,3). Wie die Jugendlichen im Kreis abgestimmt haben, ist auf der Internetseite www.u18.org nachzulesen.