Der Kreisverband der Partei Die Linke macht Front gegen die Appener Kaserne, weil der frühere Fliegerhorst Uetersen nach Hans-Joachim Marseille, einem Jagdflieger aus dem 2. Weltkrieg, benannt ist.

Appen/Kreis Pinneberg Viele junge Luftwaffensoldaten, die heutzutage in die Appener Unteroffizierschule der Luftwaffe (USLw) kommen, wissen vermutlich auch nicht, wer der Namensgeber der Appener Kaserne ist. Die Marseille-Kaserne ist nämlich keineswegs nach der Stadt in Südfrankreich benannt, sondern nach Hans-Joachim Marseille, einem deutschen Jagdflieger, der am 30. September 1942 im Alter von 23 Jahren im Zweiten Weltkrieg getötet wurde.

Der Kreisverband der Partei Die Linke hat jetzt gefordert, dass sich die Bundeswehr endlich zur Umbennung der Marseille-Kaserne entschließen und sich damit zur Einhaltung der Traditionsrichtlinien bekennen müsse. Die Appener Kaserne, einzige Bundeswehr-Einrichtung im Kreis Pinneberg (außer der Hubschrauber-Station auf Helgoland), solle demnach stattdessen in Anton-Schmid-Kaserne umgetauft werden, so die Linken.

Hans-Joachim Marseille bekam im Krieg den Namen „Stern von Afrika“. Im gleichnamigen Kriegsfilm von 1957 spielten Joachim Hansen, Marianne Koch und Hansjörg Felmy die Hauptrollen. Marseille, der aus einer Hugenottenfamilie stammte, wurde als Flieger-Ass zum Kriegshelden. Der Kampfpilot schoss 158 feindliche Flugzeuge ab. Die Linke zitiert ein Gutachten des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes in Potsdam, wonach „es nicht bekannt ist, dass sich Hans-Joachim Marseille durch sein gesamtes Wirken oder durch eine herausragende Tat um Freiheit und Recht im Sinne der heute geltenden Traditionsrichtlinien verdient gemacht hat.“

Die NS-Propaganda habe ihn als „nationalsozialistischen Kriegshelden“ gefeiert. Adolf Hitler persönlich habe den Flieger mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Der junge Luftwaffenoffizier sei „zu einem Mythos des leistungsorientierten, modernen und kämpferischen NS-Fliegeroffiziers aufgebaut worden.“

Der einstige Fliegerhorst Uetersen war 1975 in Marseille-Kaserne umbenannt worden. Ein konkretes Ansinnen, dies zu ändern, hat es im Kreis Pinneberg – anders als an anderen Bundeswehrstandorten – bislang nicht gegeben. Die Linke schlägt nunmehr vor, die Kaserne nach Feldwebel Anton Schmid zu benennen. Der Name stehe für „Zivilcourage und Humanität unter extremsten Bedingungen.“

Demnach engagierte sich der gebürtige Österreicher Schmid als Leiter einer Versprengten-Sammelstelle in Wilna (heutiges Vilnius, Lettland), um möglichst viele Juden zu retten. Mehr als 300 Juden soll er in Wehrmachts-Lkw über die Grenze nach Weißrussland gebracht haben.

Von 1941 an unterstützte er den jüdischen Widerstand in Wilna. Schmid kam vors Kriegsgericht und wurde erschossen. In der Stadt Rendsburg gab es bis 2010 die Feldwebel-Schmid-Kaserne, bis der Bundeswehrstandort aufgelöst wurde.