Laut eines neuen Tourismusberichts fehlen Wohnmobilplätze. Radwege und Fährverbindung müssen verbessert werden
Wedel. Drei freie Tage, ein kurzer Ausflug – für die Karwaneks aus Unterfranken war klar, wohin die Reise geht: nach Wedel. „Ich hatte durch unsere Gäste von Wedel gehört und wollte mir den Ort persönlich anschauen“, sagt Volker Karwanek. Zuhause führt das Ehepaar eine kleine Pension. Er und seine Frau steuerten mit dem Willkomm-Höft den Touristenmagneten im Kreis Pinneberg an. „Ich wollte unbedingt die Begrüßung der Schiffe miterleben“, so der 50-Jährige. Dort, wo seit 60 Jahren die großen Pötte auf ihrem Weg in den Hamburger Hafen willkommen geheißen werden, tummeln sich tagtäglich viele ortsfremde Besucher. Am Anleger in Wedel wird gesächselt, hier treffen Bayern auf Norddeutsche.
Auch Karl-Otto Natzinger aus Bad Münster-Ebernburg am Stein hat es auf den Anleger verschlagen. In einem Wohnmobilführer las der 65-Jährige von der Schiffsbegrüßungsanlage und entschied sich spontan zu einem viertägigen Ausflug. Doch nachdem er einige Stunden den vorbeifahrenden Containerschiffen und Seglern zugesehen hat, weiß er nicht so recht weiter. „Was gibt es denn hier noch?“, fragt er. Natzinger vermisst eine Informationsmöglichkeit für Touristen an der Elbe.
Solchen Schwachstellen spürt der neue Tourismusbericht des Vereins Wedel Marketing nach. Auf 42 Seiten wird Bilanz gezogen, werden Verbesserungen vorgeschlagen. „Durch den Bericht wird deutlich, dass Tourismus in der Stadt eine Rolle spielt, aber eine untergeordnete“, sagt Marc Cybulski, Chef von Wedel Marketing. Das liege vor allem an der kurzen Aufenthaltsdauer der Besucher.
Laut aktuellen Erhebungen des Statistikamts Nord halten sich Gäste in Wedel durchschnittlich zwei Tage auf. Im ersten Halbjahr 2013 zählte das Statistikamt 24.308 Übernachtungen, davon rund 5000 im Juni. Vier Hotels, eine Wohnappartement-Anlage, eine Pension, ein Appartement, zwei Bed & Breakfasts und sieben Ferienwohnungen bieten Touristen ein Bett zum Schlafen an. Damit sie von hier aus nicht nur gen Hamburg aufbrechen, sondern in Wedel verweilen, setzt man im Bericht auf Kooperationen. So könnten Pauschalpakete geschnürt werden, die außer der Übernachtung auch Essens- und Kulturangebote enthalten. „Alles, was man fördert, stärkt am Ende auch Wedel“, gibt Cybulski die Richtung vor. Doch der Vereinschef stellt klar, dass Wedel Marketing jetzt nicht den Tourismusbereich revolutionieren will. Vielmehr gehe es darum, das gute Angebot zu verbessern. Cybulski nennt es die Methode der kleinen Schritte.
Ein wichtiger Schritt aus Sicht des vorliegenden Berichtes ist die Verbesserung des Radtourismus. Durch den Ausbau von Wegen und Routen sowie eine eindeutige und informative Beschilderung könnten mehr Ausflügler den Weg nach Wedel finden. Und sie würden bleiben, wenn es mehr kleine Herbergen gebe. Laut Sandra Gürtler aus der Geschäftsstelle von Wedel Marketing, kämen regelmäßig Radfahrer ins Rathaus auf der spontanen Suche nach einem Schlafplatz. „Wir verzeichnen viele Nachfragen. Gerade im Sommer werden kurzfristig händeringend Zimmer in kleineren Pensionen gesucht, so dass wir auf Übernachtungsmöglichkeiten in der Marsch verweisen müssen“, so Gürtler.
Zudem weist der Bericht auf das Problem hin, dass Besucher von Wedel aus nicht mit der Fähre gen Hamburg kommen. Ein Wunsch, der auch im Rathaus erkannt wurde, aber bislang vor allem an rechtlichen Rahmenbedingungen scheiterte. Im Tourismusbericht wird vorgeschlagen, besonders Betreiber von Museumsschiffen anzusprechen, ob sie Ausflüge von Wedel aus starten wollen.
Auch für das Problem von Tourist Karl-Otto Natzinger weiß Cybulski Rat. Er kann sich gut vorstellen, dass nach der Sanierung des Schulauer Hafens ein interaktiver Stadtplan Besuchern von Wedels Schokoladenseite aus den Weg ins Herz der Stadt weist. „Wir müssen uns auch einmal darüber Gedanken machen, was wir im kommenden Jahr während der Baumaßnahmen machen können, sodass nicht zu viele Besucher verschreckt werden“, sagt Cybulski. Seine Idee ist es, aus dem Tourismusbericht jetzt einen Aktionsplan zu entwickeln, der drei bis fünf kleinere Projekte umfasst, die man in den kommenden Jahren angehen könnte.
Für die Erstbesucher Petra und Volker Karwanek aus Unterfranken war ihrer Abstecher nach Wedel ein Erfolg. Sie ziehen eine sehr positive Bilanz und versprechen: „Wir sind ganz sicher nicht zum letzten Mal hier gewesen.“