Mit zwei Konzerten in der Marsch feiert das deutsch-tschechische Chorprojekt „Elbkinderland“ Geburtstag. Gaststar ist der Initiator, Schirmherr und Wahl-Hetlinger Rolf Zuckowski.

Hetlingen/ Haseldorf. John, 3, hat’s gut. Vor allem, wenn er mit seinem Opa Rolf Auto fährt. Denn dann singt sein Großvater nur mit ihm. Darum dürften den kleinen John Tausende von Kindern beneiden. Sie kennen die Stimme seines Opas nicht nur ebenfalls, sie können viele von dessen Liedern auswendig mitschmettern. Denn Johns Großvater heißt mit Nachnamen Zuckowski und ist als Komponist, Autor und Sänger von Kinderliedern eine lebende Legende.

Der Hamburger Seemannssohn hat den „Zahnlückenblues“ erfunden. Die Lieder seiner „Weihnachtsbäckerei“ sind im deutschen Familienadvent mindestens so populär wie „Alle Jahre wieder“. Und sein Ohrwurm „Wie schön, dass Du geboren bist“ gehört praktisch zur Basisausstattung jeder größeren Geburtstagsfeier, vom Kindergarten bis ins hohe Alter.

Der Musiker und Produzent Rolf Zuckowski, 66, hat die Musikwelt in Deutschlands Kinderzimmern stärker geprägt als alle seine Kollegen. Mehr als 40 Alben umfasst sein Werk allein für den Nachwuchs. „Du da im Radio“ bescherte ihm 1981 den nationalen Durchbruch. Er ist als Garant für fröhliche, manchmal auch nachdenkliche, immer aber eingängige Kinderlieder so präsent, dass seine Erfolge im Bereich der Erwachsenenmusik fast in den Hintergrund geraten.

Dabei hat der Vater und dreifache Großvater hier ebenfalls einiges vorzuweisen. Auf acht Alben hat er Chansons für Erwachsene veröffentlicht. Er schrieb Hits für Schlagerstars wie Nana Mouskouri – „Guten Morgen, Sonnenschein“ –, entwarf für Peter Maffay dessen Erfolgsalbum „Tabaluga“ und steuerte auch dazu Titel bei. Der studierte Betriebswirt, der seine erste Band, die „Beathovens“ bereits als Schüler des Hamburger Albrecht-Thaer-Gymnasiums gründete, gewann zahlreiche renommierte Preise, unter anderem zwei Echos, die als eine Art Oscar der deutschen Musikszene gelten.

Für Kinder zu singen, ist auch nach fast 50 Bühnenjahren eine Herzensangelegenheit

Die oft philosophischen Chansons für sein erwachsenes Publikum sind ihm wichtig. Doch für Kinder zu singen, das ist auch nach fast 50 Bühnenjahren eine Herzensangelegenheit für den Musikprofi. „Das ist mein Lebensquell, das darf ich nicht verlieren“, sagt er.

Zuckowski wirbt aber nicht nur in seinen Liedern für eine heile Welt voller selbstbewusster Kinder, gegenseitigem Verständnis, Optimismus und Spaß. Er setzt sie auch in konkrete Projekte um. Eines davon, das dem Elbe-Fan besonders am Herzen liegt, ist das Chorprojekt „Elbkinderland“, dem mehr als 20 Kinderchöre entlang des Flusses von der tschechischen Quelle bis zur Mündung bei Cuxhaven angehören. Zuckowski initiierte den 2003 gegründeten Verein, dessen Schirmherr er bis heute ist. Um die gegenseitige Begegnung zu fördern, Ost und West nach der Wiedervereinigung näher zusammenwachsen zu lassen, geben Chorkinder aus Deutschland und Tschechien jedes Jahr gemeinsame Konzerte.

Interessanterweise entstand die Titelhymne „Elbkinderland“ bereits 1987, zwei Jahre vor dem Mauerfall. „Damals beschrieb das nur einen Wunschtraum“, sagt der Liedermacher über das Stück, in dem eine Flaschenpost elbabwärts von Dresden nach Hamburg-Finkenwerder reist und schließlich Kinder aus beiden Elbmetropolen miteinander verbindet. „Wir dachten damals, das können wir den Menschen nicht zumuten, da wird den Zuhörern nur das Herz schwer.“

Umso mehr habe er sich über die unerwartete Grenzöffnung gefreut. Er orientierte sich elbaufwärts, besuchte Dresdner Tanten, gab Konzerte entlang des Flusses. Die Elbtournee 2000 sei die eigentliche Initialzündung für das Kinderchorprojekt „Elbkinderland“ gewesen, sagt Zuckowski.

Die große Geburtstagsgala zum zehnjährigen Bestehen des Vereins, der die Völkerverständigung auf musikalische Art fördert, steigt aber im Kreis Pinneberg – und Zuckowski ist mittendrin. Am Freitag, 13. September, singt er mit den Elbkindern Hetlingen, den Buxtehuder Stieglitzen und dem Hamburger Chor „Die Jungs“ von 17 bis 19 Uhr Lustiges, Poppiges, viel Maritimes und natürlich viele eigene Klassiker in der Haseldorfer Festivalscheune an der Hauptstraße. Dieses Konzert ist für Familien mit Kindern ab vier Jahren empfohlen. Karten kosten zwischen neun und 15 Euro.

Dass der Geburtstag in der Haseldorfer Marsch gefeiert wird, ist kein Zufall

Am Sonnabend, 14. September, singt er in der Hetlinger Kirche an der Hauptstraße, gemeinsam mit dem Jugendchor der Elbkinder Hetlingen und dem Ensemble Kvitek aus dem tschechischen Podebrady ein Programm für Jugendliche und Erwachsene. Im Fokus stehen internationale Popsongs, Schifferlieder auf tschechisch und deutsch sowie Gospel. Das Konzert beginnt um 19 Uhr, der Eintritt kostet 15 Euro pro Person. Karten für beide Abend gibt es unter anderem im Haseldorfer Elbmarschenhaus und bei den Niederlassungen der Raiffeisenbank Elbmarsch.

Dass der runde Geburtstag ausgerechnet in der Haseldorfer Marsch gefeiert wird, ist kein Zufall. Die Region spielt eine wichtige Rolle für den Musiker Zuckowski. In seinem Zweitwohnsitz gleich hinterm Hetlinger Deich feilten die Musiker seiner Band an den Details der neuen Alben, harmonisierten, arrangierten. „Hier in Hetlingen ist viel Musik entstanden. Hier finde ich eine ganz andere Ruhe als in Hamburg“, sagt Zuckowski rückblickend. „Ich liebe die Gegend, vor allem die Haseldorfer Binnenelbe.“

Er lobt das tatkräftige Engagement vieler Hetlinger Bürger und die großzügige Unterstützung durch die Gemeinde Hetlingen und den Haseldorfer Prinzen Udo von Schoenaich-Carolath-Schilden. „Ohne ihr Entgegenkommen hätten wir die Konzerte so gar nicht ermöglichen können“, sagt Zuckowski. Sie stellen dem Verein „Elbkinderland“ als Veranstalter unter anderem Festivalscheune und Hetlingens Mehrzweckhalle zur Verfügung. Dort übernachten die knapp 80 Kinder der beiden tschechischen Gastchöre. Weitere zwei Dutzend Chorleiter und Kinder aus sieben anderen Elbkinderchören, mit denen Zuckowski einen Tag lang intensiv als Projektchor arbeitet und abends auftritt, werden in der Grundschule untergebracht.

Freiwillige Helfer vom DRK, der Laienbühne, den Chor-Eltern und aus dem Sportverein bauen Zelte auf, backen Kuchen, kleben Plakate, verteilen Flugblätter. Sie geben Essen aus, räumen auf, betreuen die Gäste. All das koordiniert Monika Riekhof, 39, Spartenleiterin Elbkinderchor beim Männergesangverein Hetlingen. „Das ist ein Fulltime-Job“, sagt die Hetlingerin, deren zwei Kinder bei den Elbkindern singen. Mehr als ein Jahr haben die Vorbereitungen für diese Chorparty gedauert. „Aber das war eine tolle Erfahrung, es hat sehr viel Spaß gemacht.“