Hallensport fällt wegen gekappter Abwasserleitung aus. HT-Turner arrangieren sich mit Dixi und Feuchttüchern. Bauamtschef kann den Ärger der Kita-Eltern teilweise nachvollziehen.
Halstenbek. Schwups, da war die Abwasserleitung gekappt. Arbeiten auf einer Baustelle haben ein unterirdisches Problem in Halstenbek an den Tag gebracht. Eine in alten Plänen nicht eingezeichnete Abwasserleitung, die über das von der Stadt an einen Bauherren verkaufte Grundstück an der Birkenallee verläuft, musste stillgelegt werden. Die Folge: In der benachbarten Sporthalle der ehemaligen Grundschule Süd gibt es seitdem kein frisches Wasser mehr - und wer auf die Toilette möchte, der muss die Dixi-Klos ums Halleneck nutzen. Wie lange das noch so geht, ist offen.
"Es wird dauern", sagt Holger Lange. Der Leiter des Fachbereiches Bauen im Halstenbeker Rathaus mag sich auf einen Zeitpunkt nicht festlegen lassen. Klar ist, dass jetzt erst einmal die Verlegung der nötigen neuen Leitung ausgeschrieben und zusätzliche Haushaltsmittel im fünfstelligen Bereich bereit gestellt werden müssen. Zum Jahresende hofft Lange, die neue Leitung in Betrieb nehmen zu können. "Wir arbeiten so schnell wie möglich", verspricht er, weist aber auch darauf hin, dass äußere Bedingungen wie das Wetter nicht beeinflusst werden können.
Wenn Matthias Döring das hört, wird er sauer. Für ihn ist klar, dass das Leitungsproblem längst gelöst sein könnte. Seit Jahren werde über das Projekt diskutiert. Seit langem stünde fest, dass das Areal an der Birkenallee als Baugrundstück verkauft werde und die Turnhalle bleibe. "Die Verwaltung hat sich um das Problem der Abwasserleitung viel zu spät gekümmert", kritisiert Döring. Leidtragende seien die Kinder.
Denn seit dem Abwasserproblem fallen die Turnstunden an der Kita Regenbogen aus. Dörings Sohn Matti ist einer der Steppkes, dem das ganz schön stinkt. Der Vierjährige turnte und tobte mit seinen Freunden bislang einmal die Woche in der benachbarten Turnhalle. Jetzt fällt das Sportprogramm bis auf weiteres aus. Denn die Sporthalle kann ohne Wasser nicht gereinigt werden, und auch die provisorisch nach Protesten der Halstenbeker Turnerschaft angeschafften zwei Dixi-Klos erfüllen die hygienischen Standards der Kita nicht. Etwa 75 Kinder sind von dem Turnausfall betroffen, die Eltern sind sauer. "Das ist eine untragbare Situation. Das hätte man vorher doch besser planen können", sagt die betroffene Mutter Birgit Plagemann. Und auch Maren Sturm hat kein Verständnis für das Abflussdesaster. Sie möchte nicht, dass ihre zwei Kinder die mobilen Toiletten, die an einem öffentlichen Fußweg stehen, benutzen. "Die Dixi-Klos sind nicht mal abgeschlossen", sagt sie und fragt sich, ob die Verwaltungsmitarbeiter mobile Toiletten auf dem Rathausvorplatz monatelang nutzen würden.
Während die Kita-Kinder die kommenden Wochen und Monate auf Sport in der Halle verzichten, haben sich die Mitglieder der Halstenbeker Turnerschaft mit der Situation gezwungenermaßen arrangiert. Sie greifen selbst zum Besen und versuchen, die Sporthalle irgendwie sauber zu halten. Feuchttücher und Wasserflaschen dienen als kleiner Ersatz fürs Duschen. "Eine Gruppe geht nach dem Sport immer zusammen essen. Ohne zu duschen, ist das nicht gerade schön", sagt Karin Harder von der Halstenbeker Turnerschaft. Ihre Abteilung ist hauptsächlich betroffen. Die Turner nutzen die Halle von Montag bis Freitag jeden Nachmittag. Elf Kinder- und zwei Erwachsenengruppen mit je bis zu 25 Teilnehmern müssen sich derzeit behelfen.
Das sei aber besser als die erst geplante komplette Sperrung, so Harder. "Als wir das hörten, ist uns ganz schlecht geworden. Wir haben keine Ausweichmöglichkeit, es gibt keine Luft in den Hallenzeiten", berichtet er. Der Verein kämpfte deshalb für die provisorische Lösung, bot an, selbst sauber zu machen. "Mein Herz hängt daran, dass die Kinder weiter turnen können", sagt die Abteilungsleiterin. Aber sie gibt zu, dass sich mit der Zeit einige Probleme einstellten, dass Durchfegen auf Dauer eben nicht reiche. Harder und die Kita-Eltern hoffen auf eine bessere Zwischenlösung.
Die wird es laut Bauamtschef Lange nicht geben. Den Ärger der Kita-Eltern kann er teilweise nachvollziehen. Den im Raum stehenden Vorwurf, die Verwaltung habe gepennt, aber nicht. Der Verkaufsbeschluss sei erst Anfang 2013 getroffen worden. Zudem hätte es keine Möglichkeit gegeben, den Verlauf der nicht eingezeichneten alten Abwasserleitung zum Beispiel durch Kamerafahrten herauszufinden. "Man muss akzeptieren, dass es in der Nähe solcher Großbaustellen zu Problemen und Komforteinbußen kommt. Damit muss man auch mal ein halbes Jahr leben."