Für die Liebsten nur das Beste: Das Abendblatt stellt von sofort an immer montags Kindergärten aus dem Kreis vor. Heute: Hasenbusch in Elmshorn
Er wartet morgens schon am Eingang und begrüßt jeden, egal ob groß, klein, dick, dünn, mit oder ohne Handicap. Ruhig läuft er zwischen den Kinderbeinen umher, lässt sich kraulen oder umarmen, tobende Kinder bringen ihn nicht aus der Ruhe. Die Rede ist von Mischlingshund Felix, der seit mehr als zehn Jahren im Lebenshilfe-Kindergarten Hasenbusch in Elmshorn lebt.
Ein Kindergarten mit einem eigenen Tier? Schuld daran ist der Name der Straße, in deren Nähe sich der Kindergarten befindet. "Wenn wir den Kindergarten im Hasenbusch eröffnen, müssen wir unbedingt Hasen haben", forderte Kindergartenleiterin Frauke Schöneich-Priebe vor elf Jahren. Gesagt, getan: Es wurde ein großer Stall auf dem Kindergarten-Gelände gebaut, in den die ersten Hasen einzogen. Im Laufe der Zeit folgten auf die Hoppler Meerschweinchen, Zwerg- und Großkaninchen, Felix, ein weiterer Mischlingshund, der auf den Namen Zuzie hört, Ziegen und fünf Gotlandschafe
"Tiere verstehen ohne Worte", sagt die Erzieherin Yvonne Behlke und berichtet, dass viele Kinder in Felix und Zuzie auch Seelentröster sehen. "Es passiert häufig, dass sich ein Kind zu einem der Hunde auf das Sofa setzt, sich ankuschelt und dem Vierbeiner all seine Probleme ins Ohr flüstert. Danach fühlt es sich schon viel besser, das sehen wir sofort."
Täglich nach dem Frühstück geht's gemeinsam mit zwei Erzieherinnen sowie Felix und Zuzie an der Leine zu den Schafen und Ziegen, die auf einer gepachteten Ausgleichsfläche in unmittelbarer Nähe zum Kindergarten weiden. Im wöchentlichen Wechsel ist jede der vier Gruppen einmal dran, die Co-Pädagogen zu füttern, das Freilaufgehege und die winterfesten Stallungen auszumisten und die Tiere zu streicheln. Wer sich nicht für die Vierbeiner interessiert, kann auf Bäume klettern, am Rand des Tümpels im Matsch graben oder sich im Gebüsch verstecken - Ziegen und Schafe schauen beizeiten vorbei.
Berührungsängste haben nur die kleinen "Neuzugänge". Fine steht dagegen ganz cool neben dem großen Schaf Günther, wuschelt seine Wolle und gibt ihm Pflaumen zu fressen. "Günther isst Pflaumen total gerne. Und er kann die Kerne ausspucken", berichtet die Fünfjährige. Neuzugang Ole, 3, hingegen ist noch scheu und bleibt lieber bei Zuzie: "Die ist nicht so groß".
Dass Kinder in dieser Einrichtung die Möglichkeit bekommen, einige Haus- und Nutztiere näher kennen zu lernen und Kontakte in unterschiedlicher Art und Weise zu ihnen herzustellen, ist dem Enthusiasmus der elf Pädagoginnen zu verdanken, allen voran Anke Zimmermann. Die tiergestützt arbeitende Pädagogin ist ebenfalls seit Anfang an mit dabei. Für sie ist klar: "Tiere sind Herzöffner. Kinder, die mit Tieren aufwachsen, zeigen mehr Verantwortungsgefühl, Einfühlungsvermögen und Mitleid."
Auch über die Vergänglichkeit des Lebens wird gesprochen. "Vor ein paar Wochen ist Anton an Altersschwäche gestorben. Wir haben den Kindern die Möglichkeit gegen, sich von dem Kaninchen zu verabschieden", so Zimmermann. "Wer wollte, konnte den Verstorbenen noch streicheln und auf seine eigene Weise Tschüß sagen, denn der Tod gehört zum Leben."
Hier haben Vorschulkinder nicht nur Möglichkeiten, Natur und Tiere mit allen Sinnen intensiv zu erleben, sondern erfahren durch pfiffige Ideen wie dem Müll-Yoga, viel über Naturschutz, denn dieser beginnt bereits im Kindergarten. Selbstverständlich erwartet die Kleinen im Lebenshilfe-Kindergarten auch das komplette, von der Landesregierung vorgeschriebene Bildungsprogramm eines Kindergartens.