Städte ringen um tragfähiges Konzept. In Wedel gibt Anbieter nach einem Jahr auf. Als Rettung in Wedel entpuppte sich ausgerechnet ein ehemaliger Schüler.
Kreis Pinneberg . "Wann gibt es schon einmal Currywurst in der Schule?", fragte eine Lehrerin fast entschuldigend und verschwand mit ihrem Essen gen Ausgang. Die Antwort: Am Montagmittag gab es die duftende Currywurst, die einen reißenden Absatz nicht nur bei den Lehrern, sondern auch bei zahlreichen Schülern des Johann-Rist-Gymnasiums (JRG) fand, in der Schulcafeteria. Die Nachricht, dass es wieder ein Essensangebot für die Schüler gibt, sprach sich schnell herum, es bildeten sich lange Schlangen.
Seit Ende des vergangenen Schuljahres ringt die JRG-Leitung um eine Nachfolgelösung für den Anbieter, der aufgrund der schlechten Zahlen hingeschmissen hatte. Knapp ein Jahr lang versorgte der Caterer die 1040 Schüler des einzigen Gymnasiums in Wedel mit Essen. Die Mahlzeiten wurden vorbereitet und in der Schule aufgewärmt. Für drei Euro gingen sie über die Theke. Doch die bestellten Mahlzeiten reichten nicht aus. Zur Jahreshälfte kündigte der Anbieter den Vertrag auf.
"Wir und viele Eltern sind davon ausgegangen, dass es nach den Sommerferien eine Alternative gibt", sagt Schulleiter Claus Gilliard. Doch nach zahlreichen Gesprächen und Verhandlungen musste auch er erkennen, dass es nicht so leicht ist, einen Nachfolger zu finden. Das Problem: Mit Schulbeginn in der vergangenen Woche standen die Jugendlichen, die zusehends länger in der Schule verweilen, ohne Mittagessen da. In der Not bestellten Klassen geschlossen beim Pizzaservice oder gingen gemeinsam mit der Lehrerin während der Unterrichtszeit zum nächstgelegenen Bäcker. "Eine unhaltbare Situation", sagt Elternbeiratschef René Penz.
Als Rettung in Wedel entpuppte sich ausgerechnet ein ehemaliger Schüler. Daniel Frigoni übernahm spontan den Job. Der Unternehmer, der in Wedel unter anderem auch das Restaurant Elbe1 betreibt, und die Agentur Elbmenschen mobilisierten Helfer und konnten so Snacks, Frikadellen und eben auch Currywurst unter die hungrigen Schüler bringen. Dass die Currywurst kein Dauerbrenner sein kann, ist ihm klar. "Der nächste Schritt ist es, in den kommenden drei bis vier Wochen ein vernünftiges Konzept zu entwickeln", so Frigoni. Wie das aussehen soll? Er weiß es noch nicht. Ideen hat der 29-Jährige aber einige. So kann er sich Kochkurse à la Jamie Oliver vorstellen, wenn der Anbau erst fertig ist. Denn für rund fünf Millionen Euro entsteht am Gymnasium derzeit ein neuer Trakt, in dem auch eine Küche untergebracht ist. Der Anbau soll zu Ostern fertig sein.
Auch in anderen Städten wird um ein tragfähiges Konzept gerungen. Dass Schulversorger aufgrund fehlender Kunden entnervt aufgeben, kennt man in Schenefeld zu genüge. Nachdem innerhalb von einigen Jahren der Anbieter mehrmals wechselte, nahm die Stadt die Sache selbst in die Hand. Es wurde eine Kraft angeheuert, die das von einer Rellinger Firma gelieferte Essen ausgibt. In Zusammenarbeit mit den Schulen wurde intensiv die Werbetrommel gerührt. Das Ergebnis: Im Durchschnitt gehen pro Tag 30 Essen raus. Spitzentag ist Montag mit bis zu 60 Mahlzeiten und das bei 1300 potenziellen Schülern. Bei Umfragen unter den Eltern sei der Bedarf nach einer Mittagsversorgung sehr groß. "Doch in der Praxis stellt es sich etwas anders da. Viele scheinen doch nicht darauf angewiesen zu sein", sagt Arlette Janson-Hagebölling von der Stadtverwaltung.
Größer ist da der Bedarf in Pinneberg. Die Mensa der Johann-Comenius-Schule bietet Platz für 170 Schüler an, und der wird auch gebraucht. "Es läuft richtig gut", sagt Traudchen Perrefort von der Pinneberger Stadtverwaltung. Bis zu 200 Essen würden pro Tag an der Ganztagsschule rausgehen. Doch bis zu diesem beachtlichen Erfolg war es ein weiter Weg. Nach zahlreichen Anbieterwechseln gründeten Eltern und Lehrer schließlich einen eigenen Mensaverein. Seitdem funktioniert es. Anders sieht es an der Johannes-Brahms-Schule und der Theodor-Heuss-Schule in Pinneberg aus. In beiden Fällen wird ein neuer Anbieter gesucht. "Wir sind in Verhandlungen mit einem Caterer. Der Vertrag sollte in wenigen Wochen stehen", so Perrefort. Allerdings muss an der Brahms-Schule dafür auch baulich etwas verändert werden. Bislang aßen die Schüler im benachbarten VfL-Heim.
In Uetersen hat sich das Mensageschäft nach anfänglichen Schwierigkeiten eingependelt. Täglich nutzen etwa 250 Schüler das Mittagsangebot. Der Renner: der neue Betreiber setzt auf "all you can eat". Den Schülern steht eine Pizza-, Pasta- und Salatbar zur Verfügung. Hier dürfen sie zum Einheitspreis so viel essen, wie sie können. Das Essen kostet momentan drei Euro pro Person und wird mit einem Euro von der Stadt bezuschusst.