Nur noch 75 Hektar Reserveflächen im Kreisgebiet. WEP fürchtet Ausverkauf in etwa acht Jahren. Politik ist gefordert. Als problematisch gelten bei der Suche nach neuen Gewerbeflächen auch die Verwaltungsstrukturen im Land.
Tornesch/Pinneberg. Harald Georg Schroers sitzt da, wo die Wirtschaft brummt. Im 41 Hektar großen Businesspark Tornesch. Schroers ist zufrieden, wenn er auf den Gewerbepark angesprochen wird, den die Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEP erschließt und vermarktet. Für den Kreis sei der Businesspark eine Erfolgsstory, sagt der WEP-Geschäftsführer. Fast alle Flächen sind verkauft, Unternehmen wie Medac bauen sogar aus. Dennoch blickt Schroers sorgenvoll in die Zukunft. Denn im Kreis Pinneberg wird der Platz für Gewerbeansiedlungen allmählich knapp.
"Wir wollen Unternehmen Raum für ihr Wachstum bieten", so Schroers. Doch das wird zunehmend kompliziert. Die WEP begleitet Unternehmen, die sich im Kreis ansiedeln oder auf ein neues Areal umziehen wollen, schaut sich nach geeigneten Flächen um und betreut sie bis zum ersten Spatenstich. "Hier in Tornesch haben wir mit vier Gewerbeansiedlungen 50 Millionen Euro private Investitionen angestoßen. 350 Arbeitsplätze wurden erhalten oder neu geschaffen und 900.000 Euro an jährlichen Steuereinnahmen werden generiert", sagt Schroers. Das könne sich sehen lassen. Auch in Quickborn an der A 7 wurde die Gewerbeentwicklung kräftig angestoßen, seit dort neun Hektar Bauland erschlossen wurden. Dort seien nur noch Restflächen verfügbar.
"Ein weiteres Gewerbegebiet mit 20 Hektar Fläche wird in Wedel erschlossen. Mehr ist aber leider noch nicht geplant", sagt Schroers. Und das stimmt ihn nachdenklich, denn der Blick in die Nachbarkreise zeigt, dass Pinnebergs Flächenmangel zu einem echten Standortnachteil werden könnte, wenn nicht gegengesteuert wird.
75 Hektar Reserven gibt es im Kreis für neue Firmenansiedlungen. Im Kreis Steinburg sind es 189 Hektar, im Kreis Segeberg 175 Hektar, in Stormarn 120 Hektar. Der Landkreis Harburg kann sogar 305 Hektar an infrastrukturell gut angebundenen Gewerbeflächen vorweisen, der Landkreis Stade sogar beachtliche 585 Hektar. "Von solchen Zahlen können wir hier nur träumen. Bei der derzeitigen Nachfrage reichen unsere derzeitigen Reserven lediglich für acht Jahre. Damit sind wir Schlusslicht in der Metropolregion", so der WEP-Geschäftsführer. Neue Flächen werden also benötigt. Doch die können nicht irgendwo erschlossen werden.
"Die Anforderungen an eine neue Gewerbefläche sind natürlich branchenabhängig. Grundsätzlich ist eine gute Verkehrsanbindung aber wichtig, insbesondere eine gute Autobahnanbindung ", erklärt Schroers. Und da im Kreis Pinneberg vor allem produzierendes Gewerbe und der Großhandel inklusive Logistikern in starkem Maße vertreten sind, die die Nähe zum Hamburger Hafen benötigen, sei für diese die A 23 die Lebensader schlechthin. Doch der Platz im immer dichter besiedelten Umfeld der A 23 mit neuen Erholungs- und Naturflächen ist begrenzt. Der Konkurrenzkampf wird härter, je dichter man an Hamburg kommt, und damit steigen auch die Grundstückspreise. Im Raum Rellingen und Halstenbek sei die Nachfrage nach neuen Gewerbeflächen dennoch spürbar höher als in Elmshorn oder in Gegenden, die abseits der A 23 liegen, etwa Barmstedt oder Moorrege.
Diese Rahmenbedingungen machen das Werben um Unternehmen nicht leichter. Es gab Zeiten, da hatte die WEP in München und Frankfurt für den Kreis Pinneberg geworben und Unternehmen in die Region gelockt. Diese Zeiten seien, so Schroers, vorbei. "Wir wollen nun erst einmal die Unternehmen in der Region halten. Für mehr gibt es derzeit keinen Spielraum."
Immerhin: Dass neue Areale mit mehr als zehn Hektar Größe erschlossen werden müssen, das sei der Politik bewusst. Auch überregional sei erkannt worden, dass eine interkommunale Zusammenarbeit nun nötig ist. Vor zwei Jahren wurde daher das Regionale Entwicklungskonzept A 23 gestartet, an dem vier Landkreise, unter anderem Steinburg und Pinneberg, beteiligt sind. Dort wird analysiert, wo entlang und in Nähe der Autobahn neue Gewerbeparks erschlossen werden könnten. Wann die ersten Ergebnisse der Arbeitsgruppe vorliegen werden, ist offen.
Als problematisch gelten bei der Suche nach neuen Gewerbeflächen auch die Verwaltungsstrukturen im Land. Kommunale Einrichtungen erheben eigene Steuerhebesätze. Dies fördere eine Konkurrenz zwischen einzelnen Gemeinden, die nicht immer vorteilhaft sei. "Eine kommunale Reform ist für das Ziel einer schnelleren Unternehmensansiedlungen wünschenswert. Je weniger Bürokratie und je mehr einheitliche Standards vorhanden sind, desto einfacher und schneller geht es", sagt Schroers. Auf der anderen Seite sei verständlich, dass Kommunen ihre Eigenständigkeit erhalten wollen.
Schroers hofft, dass dennoch bald neue Vorschläge für Gewerbegebiete vorliegen werden, denn von der Sichtung bis zum ersten Spatenstich vergehen heutzutage mehr als zehn Jahre. Schroers fürchtet, dass es künftig mehr als 20 Jahre dauere, bis ein Gewerbepark geschaffen worden sei. Das wiederum erhöhe den Druck auf alle Akteure. Wenn jetzt Gewerbegebiete gesucht werden, müssten neben dem künftigen Bedarf zudem die längeren Verwaltungswege mit einkalkuliert werden. Sonst gehen die Flächen eines Tages doch noch aus.