Propellerflugzeug verunglückt beim Anflug auf den Flugplatz Heist. Pilot und Begleiterin sterben. Kein Notruf über Funk
Heist. "Wenn es in einer solchen Situation zum Strömungsabriss kommt, hast du keine Chance. Das ist tödlich." Die Piloten auf dem kleinen Flugplatz in Heist waren sich am Mittwochmittag einig, dass vermutlich ein ebensolcher Strömungsabriss einem ihrer Kollegen zum tödlichen Verhängnis geworden war. Der ältere Mann war kurz vor 12 Uhr beim Landeanflug auf den in Heist gelegenen Flugplatz Uetersen abgestürzt. Der Pilot und eine ältere Frau als seine Begleiterin kamen ums Leben, als die einmotorige Cessna 172 nahe der Standortschießanlage der Bundeswehr am Heistmer Schlackenweg mitten in den Wald stürzte. Die Identität der Toten war laut Polizei bis zum Abend nicht geklärt. Der Pilot soll das Flugzeug für den Flug gechartert haben. Offizielle Angaben zur Unglücksursache gab es zunächst nicht.
Für die Insassen des Leichtflugzeugs des in Heist ansässigen Unternehmens HanseAir kam jede Hilfe zu spät. Zwei Polizisten, die sich an der Suche nach dem abgestürzten Flugzeug beteiligt hatten und von einer Reiterin zur Absturzstelle geführt wurden, entdeckten gegen 12.20 Uhr die Leichen der Insassen in den Trümmern der völlig zerstörten Cessna. Das Flugzeug lag auf dem Rücken zwischen hohen Bäumen. Die Absturzstelle liegt annähernd 800 Meter von der Start- und Landebahn des Flugplatzes entfernt. Die Polizisten zündeten eine Rauchpatrone, um den anderen Einsatzkräften den Unglücksort anzuzeigen.
Nachdem erste Augenzeugenmeldungen von einem Absturz beziehungsweise einer Notlandung in Heist gegen 11.55 Uhr bei der Einsatzleitstelle eingegangen waren, beteiligten sich außer zahlreichen Polizisten auch Feuerwehrleute aus Heist und Moorrege an der Suche.
Die Feuerwehr bildete eine Menschenkette, um das Areal zu durchkämmen. Rund 300 Meter entfernt liegen der Heistmer Waldkindergarten und der Hochseil-Klettergarten. Die Polizei beorderte einen Hubschrauber der Bundespolizei von Bad Bramstedt nach Heist. Auch private Helikopter vom nahen Flugplatz stiegen auf.
Am Absturzort roch es beißend nach Benzin. Zum Glück hatte sich der Treibstoff nicht entzündet. Nach Feuerwehrangaben bestand höchste Waldbrandgefahr. Im Laufe des Nachmittags nahmen Experten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen mit Sitz in Braunschweig ihre Untersuchungen an der Unglücksstelle auf.
Ebenfalls vor Ort waren Beamte der hiesigen Kriminalpolizei. Sie befragten unter anderem auch andere Piloten und die Mitarbeiter des Towers in Heist. Zum Zeitpunkt des Absturzes hatten optimale Flugbedingungen geherrscht: beste Sicht, kaum Wind. Nach Informationen des Abendblatts hatte der Pilot, der um 10.45 Uhr in Heist gestartet war, keinen Notruf über Funk abgesetzt.
"Vermutlich war er über dem Wald im Queranflug", mutmaßte am Mittwoch ein erfahrener Pilot. Wie es hieß, habe der Pilot die Maschine eventuell im Kurvenflug "überzogen". Wird die Maschine dabei zu langsam, kommt es zum genannten Strömungsabriss. Das Flugzeug sackt dann ab und ist nicht mehr steuerbar.
Im Normalfall sind die Kleinflugzeuge über dem Waldstück am Flugplatz noch 500 bis 600 Fuß hoch, also rund 180 bis 200 Meter. Die Cessna 172 gilt als zuverlässig und sicher. Es ist das weltweit am meisten verkaufte Flugzeugmuster. Das Unternehmen HanseAir bietet Pilotenausbildungen sowie Rund- und Charterflüge an.
Am späten Nachmittag gaben Kripo und Flugunfallermittler die Unglücksstelle frei. Ein Bestatter transportierte die Leichen ab. Dann begannen Technisches Hilfswerk und Feuerwehr damit, die Trümmer aus dem unwegsamen Gelände zu bergen.