Der 84 Jahre alte Mann und seine 74-jährige Frau verunglückten mit einer Cessna 172 einer Hamburger Flugschule. Die Maschine stürzte in der Nähe eines Waldkindergartens ab.

Heist/Elmshorn. Vermutlich beim Landeanflug auf den Flugplatz Uetersen in Heist im Kreis Pinneberg ist am Mittwochmittag ein Kleinflugzeug in einem Waldgebiet abgestürzt. Bei dem Unglück kamen zwei Menschen ums Leben.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll es sich dabei um eine ältere Frau und einen älteren Mann handeln. Der Pilot war nach Angaben der Polizei sofort tot. Laut ndr.de handele es sich beim verunglückten Hamburger Ehepaar um einen 84-jährigen Mann und seine zehn Jahre jüngere Frau.

Möglicherweise war auch noch eine dritte Person an Bord. Helfen suchten den dritten Insassen zunächst vergeblich. Neben der Polizei hat auch die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) die Ermittlungen aufgenommen.

Bei dem Flugzeug handelt es sich um eine einmotorige Cessna 172 der HanseAir Hamburg, die vom Flugplatz Uetersen gestartet war und dort auch wieder landen wollte. Die Absturzstelle liegt zwischen hohen Bäumen in einem Waldgebiet, etwa 800 Meter von der Start- und Landebahn des Flugplatzes Uetersen entfernt. Das Flugzeug ist auf dem Rücken liegend gefunden worden. An der Suche waren die Feuerwehren aus Heist und Moorrege beteiligt. Unterstützt wurden sie von zwei Helikoptern des Flugplatzes, die das Waldgebiet überflogen. Im nahe gelegenen Waldkindergarten habe man einen lauten Knall gehört.

Benzingeruch an der Absturzstelle

Nachdem Helfer und Polizei an der Absturzstelle einen deutlichen Benzingeruch wahrgenommen hatten, wurde die Unfallstelle weiträumig abgesperrt. Um die Ermittlungen der BFU nicht zu behindern, wurden die Leichen bis zum Nachmittag nicht abtransportiert, sondern im Flugzeug belassen.

Wie Jens Friedmann, Sprecher der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen in Braunschweig, dem Abendblatt mitteilte, hat die BFU gegen zwölf Uhr mittags den ersten Ermittler in Richtung Heist geschickt. Ein weiterer Ermittler folgte etwa eine Stunde später.

Nach Informationen von Anja Neumann, Sprecherin der Deutschen Flugsicherung, hat es keinen Notruf des Piloten gegeben. Da die Cessna ein Kleinflugzeug ist und nicht nach Instrumenten, sondern „auf Sicht“ fliegt, wird die Maschine nicht mit dem Radar der Flugsicherung überwacht.

Laut Mitarbeitern des Flugplatzes Uetersen herrschten zum Zeitpunkt des Absturzes „optimale Flugbedingungen“. Es habe beste Sicht, keinen Wind und keine Wolken gegeben. Angesichts der Lage des Flugzeuges an der Absturzstelle und der Windrichtung gehen Experten im Moment davon aus, dass sich die Maschine im Landeanflug befunden hat.

Das Flugzeug war eine Maschine der HanseAir. Die Hamburger Flugschule, die einen Sitz auf dem Flugplatz in Heide hat, bildet Piloten aus, vermietet aber auch Flugzeuge an Privatpersonen. Nach Informationen des Abendblattes soll der Pilot der Unglücksmaschine ein Charterkunde gewesen sein, der bereits häufiger eine Maschine gemietet und geflogen ist.

Ermittler stehen noch am Anfang der Untersuchungen

Wie genau es zu dem Absturz gekommen ist, müssen jetzt die Ermittler klären. BFU-Sprecher Jens Friedmann beschreibt die Aufgabe der Ermittler vor Ort so: Die Ermittler müssen in drei Bereiche untersuchen. Erstens, alles was mit den Menschen im Flugzeug zu tun hat. Dazu zählt unter anderem zu prüfen, wer Inhaber der Fluglizenz ist, wie viel Erfahrung der Pilot hatte, welche medizinische Tauglichkeit er hatte, ob er zum Beispiel eine Brille tragen oder Medikamente einnehmen muss, wann seine letzten Checks waren, aber auch wie die Abläufe am Unfalltag waren, wann er seinen Dienst angetreten hat, was er am Vortag getan hat.

Der zweite Bereich ist der technische Teil. Dazu gehört alles, was mit dem Flugzeug zu tun hat. Zum Beispiel die Frage, ob alle Teile vorhanden sind, wie die für die Flugsicherheit relevanten Teile aussehen, ob es Brüche an der Steuerung gibt und wie diese verlaufen oder ob sie einen Vorschaden hatten. Auch die Position der Landeklappen kann einen Hinweis geben, ebenso wie die Frage, ob der Motor gelaufen ist, wie viel Sprit an Bord war oder wie die Zündkerzen aussehen.

Der dritte Bereich, der geprüft wird, lässt sich laut Friedmann mit dem Begriff Umwelt zusammenfassen. Wie waren die Wetterbedingungen, ist der Pilot vielleicht von der Sonne geblendet worden, ist ein Berg in der Nähe oder ein anderes Hindernis in Flughöhe? Antworten auf all diese Fragen sind für die Ermittler der BFU Puzzleteile, um die Absturzursache zu ermitteln.

„Wir sammeln Fakten und dokumentieren“, sagte Friedmann dem Abendblatt. Dazu zählt auch das Obduktionsergebnis, sowie die Radardaten der Deutschen Flugsicherung. Am Ende geht es der BFU – anders als der Staatsanwaltschaft – nicht um die Ermittlung des Verantwortlichen, sondern sie will den Absturz verstehen, um anderen Piloten Empfehlungen zu geben, um ähnliche Unfälle möglichst zu verhindern. „Wir befinden uns aber noch ganz am Anfang der Untersuchung. Bis Ergebnisse vorliegen, kann es noch dauern“, so Friedmann.

Der Absturz der Cessna ist das dritte Flugzeugunglück rund um den Heister Flugplatz innerhalb eines Jahres. Zuletzt stürzte im April dieses Jahres ein Ultraleichtflugzeug beim Landeanflug ab und schleuderte über die Straße. Der 52-jährige Pilot und seine 23 Jahre alte Tochter wurden verletzt.

Ebenfalls mit einer Verletzung endete ein Cessna-Flug für drei Insassen im August 2012. Damals sackte das Kleinflugzeug direkt nach dem Start vom Flugplatz Heist aus zehn Meter Höhe ab.