Zwei Elfjährige haben für das Abendblatt den Bio-Irrgarten auf dem Almthof in Appen getestet. Ihr Fazit: Die Tour macht Spaß, ist aber anstrengend.
Appen. Es dauert nicht lange, und man sieht nur noch Mais. Mais rechts, Mais links, Mais vorne und hinten - und darüber der strahlend blaue Himmel Holsteins. Was nach der Ernte im Herbst den Kühen von Familie Pein aus Appen schmecken wird, bereitet jetzt den Menschen Vergnügen. Am Donnerstag ist auf dem Almthof, dem Appener Erlebnisbauernhof am Almtweg, das einzige Maislabyrinth im Kreis Pinneberg eröffnet worden. Daniel und Luca, beide elf Jahre alt, testeten für die Regionalausgabe des Abendblatts den Bio-Irrgarten.
"Hui, das ist ziemlich groß", lautet der erste Eindruck der Sechstklässler, als Jürgen Pein, Senior-Chef des Almtshofes, sie Punkt 12 Uhr an das Maisfeld heranführt. High Noon in der Grünen Hölle... Die Kulturen stehen soweit das Kinderauge reicht. Rund drei Hektar groß ist das Labyrinth. Pein hat annähernd 2500 Meter an Wegen angelegt. Immer wieder hat der Landwirt in den vergangenen Wochen mit einem großen Rasenmäher die Schneisen nachgearbeitet. "Sackgassen gibt es keine, das mögen die Kinder nicht", verrät Pein. An vielen Stellen steht der Mais fast zwei Meter hoch, in den kommenden Wochen werden viele Pflanzen noch drei Meter erreichen.
Kaum sind sie ins Labyrinth eingetaucht und ein paar Mal abgebogen - sehen die Kinder nur noch Mais. Bis zu 90.000 Pflanzen stehen auf einem Hektar, hier versperren also bis zu 27.000 Pflanzen die Sicht. Kann ein größerer Erwachsener momentan noch manchenorts über das Grün hinwegsehen, müssen sich die Kinder ausschließlich anders orientieren. "Hier ist ein guter Weg", befindet Daniel an der ersten Abzweigung und wählt die rechte Variante. Der Irrgarten ist noch völlig jungfräulich, keine Trittspuren verraten, wohin man sich wenden sollte. Einzig ab und an tauchen die Abdrücke der Stiefel von Labyrinth-Erbauer Jürgen Pein auf.
Im Zickzack geht es durch die Schneisen, die sich alle ähneln wie ein Ei dem anderen. "Ich kann die Ziegen wieder hören. Die stehen direkt am Hof, daran können wir uns orientieren", sagt Luca. Im Hintergrund, irgendwo hinter der grünen Wand, ist auch ein Trecker zu hören. Mitten im Labyrinth, nach etwa einer Viertelstunde Weg, ist es ganz still. Und es ist heiß und stickig. Kein Lüftchen regt sich. "Schreib unbedingt, dass man viel zu trinken mitnehmen muss", rät Luca.
Wenn man schnell sei und keine Umwege nehme, so hat Jürgen Pein gesagt, könne man das Labyrinth in gut 25 Minuten schaffen. Das bedeutet, man hat dann alle sechs Stempelstationen gefunden, die im Irrgarten verteilt sind. Wer alle sechs Stempel auf einer vorher verteilten Karte aufweisen kann, kommt in eine jeweils wöchentliche Verlosung und kann zum Beispiel eine Treckerfahrt gewinnen. Daniel und Luca haben nach knapp einer Viertelstunde ihr erstes Erfolgserlebnis. "Da, ein Stempel", erklingt der Jubelschrei. Und sieh an: es ist Station Nummer 1.
Weiter geht`s: links, rechts, links. Für eine Weile dient ein Baum, dessen Krone die Jungen über den Mais sehen, als Merkpunkt. "Es macht schon Spaß, aber man braucht Geduld", sagt Luca nach gut 20 Minuten. Es klingt ein kleines bisschen genervt. Manch einer ist in den vergangenen Jahren auch schon mal zweieinhalb Stunden im Mais geblieben. Und ein paar Labyrinth-Besucher brauchten sogar die Hilfe von Familie Pein, um wieder herauszufinden. So weit sind die beiden jungen Labyrinth-Tester noch nicht. Zumal nach knapp einer halben Stunde die zweite Stempelstation gefunden wird: die mit Stempel Nummer sechs. Der Ehrgeiz von Daniel und Luca ist neu entfacht. Weil keine Ziegen mehr zu hören sind und der Baum von vorhin längst aus dem Blickfeld verschwunden ist, nimmt der Größere den Kleineren Huckepack. "Kannst du was sehen?" Sogar ein kleiner Kompass wird irgendwo aus einer Hosentasche geholt. "Der kommt aus einem Ü-Ei", sagt Daniel.
"Man kann sich an der Sonne orientieren, wenn man weiß, wo sie steht", so Jürgen Pein. "Aber wir raten schon, ein Handy mitzunehmen."
"Puh, ist das heiß", seufzt Daniel nach einer guten Dreiviertelstunde. Ihn kann auch nicht mehr peppen, dass ein dritter Stempel mit dem Aufdruck "Viel Glück" gefunden wird. Nach knapp einer Stunde geht es zum Ausgangspunkt zurück - ohne fremde Hilfe. Und wie lautet das Fazit? "Es ist schon anstrengend, aber es macht viel Spaß. Bestimmt noch mehr, wenn man mit vielen Kindern hier ist", sagen die Elfjährigen. Sie belohnen sich damit, dass sie endlich die Ziegen streicheln können, deren Gemecker sie immer wieder gehört haben.
Kinder zahlen je 2,50 Euro Eintritt, Erwachsene 3,50 Euro, eine Familienkarte für vier Personen kostet zehn Euro. Kindergartengruppen und Schulklassen zahlen pro Person zwei Euro. Die Öffnungszeiten im Sommer: donnerstags bis sonnabends 14 bis 18 Uhr; sonntags 11 bis 18 Uhr. Gruppen können Termine unter 04101/20 84 29 vereinbaren.