Feuerbrand ist eine seltene Pflanzenkrankheit, bislang ist sie nur in Süd- und Mitteldeutschland aufgetreten. Doch nun sind auch die Obstbaumbestände zweier Höfe in Norddeutschland betroffen
Neuendeich/Stade. Wie ein Feuer breitet es sich aus, hinterlässt Brandspuren an infizierten Obstbäumen und lässt sich nicht heilen, höchstens eindämmen: Feuerbrand heißt die meldepflichtige Pflanzenkrankheit, die derzeit vor allem in Süd- und Mitteldeutschland wütet. Im Norden ist der bakterielle Befall eine Seltenheit. Doch jetzt sind gleich zwei Fälle in Norddeutschland aufgetaucht: Sowohl ein Obstbauer in der Seestermühe Marsch (Kreis Pinneberg) als auch einer im Alten Land bei Stade sind betroffen, wie die Landwirtschaftskammern von Schleswig-Holstein und Niedersachsen auf Abendblatt-Nachfrage bestätigten.
In beiden Fällen soll die Verbreitung der Krankheit durch radikalen Rückschnitt der infizierten Apfelbäume gestoppt werden. Das verwendete Werkzeug wird desinfiziert, alle abgeschnitten Äste und Blätter sofort verbrannt. Bislang zeigt das bei den 4000 betroffenen Bäumen von Obstbauer Dieter Früchtenicht aus Neuendeich bei Seester aber wenig Wirkung. Immer wieder bricht die Krankheit durch, die er vor einigen Tagen entdeckte. Sind die Apfelbäume nicht zu retten, würde ihn das 50.000 Euro kosten. „Das ist ein Schlag ins Kontor“, sagt Früchtenicht, der seit 50 Jahren Obstbauer ist.
In Sachsen-Anhalt verbreitet sich der Erreger, der für Menschen ungefährlich ist, derzeit so rasend, dass einige Landkreise den Katastrophenfall ausrufen mussten. Die Landwirtschaftskammern in Schleswig-Holstein und Niedersachsen halten die aufgetauchten Fälle von Feuerbrand im Norden aber für Ausnahmen und versuchen zu beruhigen. Dr. Roland Weber von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen dazu: „Das Auftreten ist überschaubar. Wir denken, dass wir mit einem blauen Auge davon kommen.“ Die Obstbauern im Alten Land und in der Elbmarsch sind alarmiert. Sie wurden aufgefordert, ihre Jungbäume auf den Erreger hin zu untersuchen.