Kulturpreis Kreis Pinneberg würdigt das künstlerische Schaffen von Reinhard Petersen und Tilman Clasen. Petersen erhält den Anerkennungspreis und Clasen den Förderpreis, der mit 2500 Euro einhergeht.
Kreis Pinneberg. And the winner is . . . . Diese Worte kurz vor der Preisgabe des Gewinners bei der alljährlichen Oscar-Verleihung zelebrierten am Dienstag Kerstin Seyfert und Klaus G. Bremer. Die beiden Kreistagsabgeordneten, die der Jury des Kreiskulturpreises vorsitzen, verrieten in der Landdrostei, wer die beiden Preisträger in diesem Jahr sein werden. Es sind der Dirigent und langjährige Generalmusikdirektor verschiedener Opernhäuser, Reinhard Petersen, 70, aus Wedel, und der begabte Flötist und Pianist Tilman Clasen, 13, aus Haselau. Petersen erhält den mit 5000 Euro dotierten Anerkennungspreis und Clasen den Förderpreis, der mit 2500 Euro einhergeht.
Die Musiker sind von der Jury einstimmig aus 19 Vorschlägen ausgewählt worden, betonte Vorsitzender Bremer. Die offizielle Preisverleihung wird am 3. November in der Drostei sein. Die Preisträger zeigten sich überrascht. "Ich bin ja noch Neubürger des Kreises", sagte Petersen, der seit fünf Jahren in Wedel wohnt. "Ich freue mich wahnsinnig darüber." Tilman, der jüngste Kreiskultur-Preisträger aller Zeiten, sagte: "Das ist toll. Nun kann ich mir einen lang gehegten Wunsch erfüllen, mir eine sehr gute Blockflöte anfertigen zu lassen."
Der Kreis Pinneberg vergibt den Kulturpreis seit 1981 für besondere künstlerische Leistungen in der Bildenden Kunst, Musik, Literatur und darstellenden Kunst. Der Jury gehören jeweils drei Vertreter dieser Kunstrichtungen sowie jeweils ein Politiker der sechs im Kreistag vertretenen Fraktionen an. Darunter sind auch ehemalige Kulturpreisträger wie Gerhard Folkerts, der 1984 diesen Preis erhielt.
Die Preisträger müssen im Kreisgebiet leben, einen Großteil ihres Lebens hier verbracht oder durch ihr kreatives Schaffen einen besonderen Bezug zum Kreis Pinneberg haben.
Der Preis wird seit 2001 wieder jährlich vergeben und ist seit 2003 in einen Anerkennungs- und einen Förderpreis aufgeteilt. Mit Petersen und Clasen sind es jetzt Preisträger bei 31 Verleihungen. Erste Kulturpreisträgerin war 1981 die Keramikerin Barbara Stehr.
Reinhard Petersen studierte das Dirigieren und Posaune Spielen an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Hamburg. Er war Repetitor an der Staatsoper Hannover (1965), Erster Kappellmeister in Wuppertal (1972) und an der Hamburger Staatsoper (1975), bevor er Generalmusikdirektor am Landestheater Coburg (1976), den Städtischen Bühnen Trier (1986) und am Brandenburgischen Staatstheater in Cottbus (1995) wurde. Bis vor zwei Jahren leitete Petersen als Erster Kapellmeister das Theater Chemnitz, wo er an diesem Wochenende die Oper "Der Barbier von Sevilla" musikalisch leiten wird. Der Wedeler dirigierte zahlreiche deutsche Sinfonieorchester im In- und Ausland und hatte umjubelte Auftritte an den Opern von Metz, Sevilla, Prag und Shanghai.
"Reinhard Petersen ist ein national und international geschätzter Dirigent, dessen herausragende musikalische Fähigkeiten zahlreiche Schallplatten- und CD-Aufnahmen dokumentieren", sagte Jurymitglied Folkerts in seiner Laudatio. "Musikalische Gestaltungskraft und ein kompetentes Wissen um Werk und Geschichte in einer faszinierenden Tiefe zeichnen den Musiker Petersen aus." Der Anerkennungspreis sei auch als eine Würdigung des Lebenswerkes des 70 Jahre alten Dirigenten durch seinen Heimatkreis zu verstehen.
Tilman Clasen hat trotz seines jungen Alters schon viele Preise eingeheimst. "Er besitzt eine besondere musikalische Begabung", lautet das Jury-Urteil. "Er wird ausgezeichnet für die besondere Vielfalt seiner musikalischen Ausdruckskraft." Im Alter von vier Jahren erhielt Tilman bereits Klavierunterricht von Mutter Anne Clasen und lernte bei Ute Dehmel Bockflöte spielen. Mit acht Jahren gewann er mit der Sopran- und Altblockflöte den Regionalwettbewerb von Jugend Musiziert, mit elf den Landeswettbewerb. Er spielt auch Barockoboe und hat als Solist von virtuoser barocker, frühklassischer und zeitgenössischer Flötenmusik unter anderem beim Preisträgerkonzert Junger Meister im Schloss Husum mitgewirkt. Für Tilman sei die Auszeichnung genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen, um dabei zu bleiben, sagte Lehrerin Ute Dehmel. "Nun hat er wieder ein Ziel."