Norderstedter Stadtwerke-Tochter wilhelm.tel schließt Adlershorst-Mieter an der Elbe ans Glasfasernetz an. Eine halbe Million Euro hat das Norderstedter Unternehmen in dieses Projekt investiert.

Wedel/Norderstedt. Die Stadt an der Elbe kommt nun doch ans Glasfasernetz. Es sind aber nicht die Stadtwerke Wedel, die ihren Bürgern das schnelle Internet direkt ins Haus liefern. Die Stadtwerke Norderstedt schließen über ihr Telekommunikations-Tochterunternehmen wilhelm.tel zum 1. Juli die ersten 738 Wohnungen in Wedel an das Breitbandnetz an, das rasend schnelle Datenübertragungen von 100 Megabit pro Sekunde (Mb/s) möglich macht.

In den Genuss dieses Angebots, das die Stadtwerke Pinneberg, Quickborn und Barmstedt in ihren Stadtgrenzen für ihre Kunden zurzeit ebenfalls schaffen, kommen zunächst alle Mieter der Wohnungsbaugenossenschaft Adlershorst, die ihren Vertrag mit Kabel Deutschland zum 30. Juni gekündigt hat. "Wir sind aber in konkreten Verhandlungen mit den Eigentümern von 300 weiteren Wohnungen", sagt der zuständige Projektleiter Suha Murteza von wilhelm.tel. "Unser Ziel ist es, in ein, zwei Jahren Wedel flächendeckend mit Glasfaser auszustatten." Das sei aber abhängig vom Zuspruch und der Zahl der Wedeler Kunden.

Eine halbe Million Euro hat das Norderstedter Unternehmen in dieses Projekt mit Adlershorst in Wedel investiert. Wilhelm.tel war der bundesweite Vorreiter, was die flächendeckende Breitbandversorgung einer Kommune angeht. Vor 15 Jahren investierte der kommunale Betrieb rund 60 Millionen Euro in die Glasfaser-Verkabelung ganz Norderstedts. 85 Prozent aller Haushalte und so gut wie alle Unternehmen nutzen das dortige Breitbandnetz. In Hamburg, wo wilhelm.tel 1000 Kilometer Glasfaserkabel verlegt hat, hat der Norderstedter Betrieb inzwischen 250.000 Kunden, ist nach der spanischen Telefónica (ehemals Hansenet) zweitgrößter Internet-Provider in der Hansestadt.

So brauchte wilhelm.tel, das 2012 bei einem Umsatz von 47 Millionen Euro einen Gewinn von 5,5 Millionen Euro in die Norderstedter Stadtkasse spülte, laut Geschäftsführer Theo Weirich für den Anschluss der Adlershorst-Häuser in der Gorch-Fock-Straße, in Möllers Park und der Heinestraße praktisch nur von der Stadtgrenze bis quer durch Wedel Glasfaserleitungen zu legen. "Hamburg haben wir ja schon komplett erschlossen." Über Adlershorst habe wilhelm.tel bereits zum 1. Januar 425 Wohnungen in Quickborn mit dem Glasfasernetz ausgerüstet, sagt Weirich.

Für das Wohnungsbau-Unternehmen spielten zum einen die guten Erfahrungen mit wilhelm.tel in Norderstedt und Quickborn bei dieser Entscheidung eine Rolle, sagt Benjamin Schatte, Leiter für Unternehmenssteuerung und Marketing bei Adlershorst. Zum anderen sei der Norderstedter Anbieter preiswerter als der bisherige Provider, sagt Schatte. "Wir prüfen regelmäßig, ob und wie wir Kosten für unsere Mieter sparen können." Und diese würden nun etwa zwei Euro pro Monat und Wohnung durch das neue Angebot sparen.

Für die betroffenen Mieter ändert sich zunächst nichts. Ihr Fernsehsignal, das bislang Kabel Deutschland geliefert hat, kommt vom 1. Juli an automatisch aus Norderstedt. Allein dadurch würden sie dann 56 statt bisher 36 analoge Sender empfangen und zusätzlich etwa 200 digitale, sofern sie ein entsprechendes Gerät an ihrem Fernseher angeschlossen haben. Die Kosten dafür werden über die Mietnebenkosten abgerechnet, die im Vergleich zu vorher, wie Schatte sagt, entsprechend zwei Euro niedriger liegen werden.

Nur wer möchte, kann zusätzlich das Internet- und/oder Telefon-Angebot von wilhelm.tel nutzen. Für 29,90 Euro bietet das Norderstedter Unternehmen zum Beispiel Datenverbindungen mit 100 Mb/s mit einer Telefon-Flatrate an. Murteza geht davon aus, bis Ende des Jahres 300 Wedeler von diesem zusätzlichen Telefon-/Internet-Angebot überzeugt und als Kunden gewonnen zu haben.

Und was sagen die Stadtwerke Wedel über den Einstieg der Schwester-Gesellschaft aus Norderstedt in ihrem Versorgungsgebiet? "Ich habe damit keine Probleme", sagt Geschäftsführer Adam Krüppel. Das ändere nichts an seiner Unternehmensstrategie, die im Gegensatz zu den kommunalen Energieversorgern in Pinneberg, Quickborn, Barmstedt und Halstenbek kein flächendeckendes Glasfasernetz im Ort vorsieht. "Momentan sehen wir im Glasfasernetz keine Option für uns", sagt Krüppel. "Aber wir beobachten das Marktgeschehen, sodass nicht auszuschließen ist, dass sich irgendwann an dieser Haltung etwas ändert."

Doch solange werden viele Wedeler nicht mehr warten müssen. Jeden Mittwoch von 10 bis 16 Uhr informiert ein Mitarbeiter von wilhelm.tel in der Adlershorst-Geschäftsstelle (Gorch-Fock-Straße 8) die Mieter über das neue Breitband-Angebot. "In den ersten beiden Sprechstunden kamen jeweils 60 Mieter", berichtet Murteza über die Nachfrage. Und einige hätten bereits Verträge mit wilhelm.tel abgeschlossen.