Beim Wedeler Friedenscup treten 250 Hobby-Kicker aus mehr als 30 Nationen an

Wedel. Wedel ist eine weltoffene Stadt. Diesen Beweis erbrachte die Kommune am Wochenende beim mittlerweile zwölften Friedenscup. 250 Jugendliche aus mehr als 30 Nationen, verteilt auf 20 Teams, kickten in der Steinberghalle gegeneinander. Die Erlöse aus der Veranstaltung gehen an ein Friedensdorf in Oberhausen sowie an ein Waisenhausprojekt in Syrien. Parallel ließen sich viele Sportler typisieren, um einen Stammzellenspender für drei schwer erkrankte Geschwister aus Wetzlar zu finden.

Dass beim Friedenscup der Fairnessgedanke im Vordergrund steht, davon konnte sich Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner, SPD, persönlich überzeugen. Er hatte den Initiatoren um Volkan Inak im vergangenen Jahr den Integrationspreis des Landes in der Kategorie "Integration in den Sport" überreicht. "Damals habe ich das Versprechen abgegeben, die Veranstaltung auch einmal zu besuchen. Dieses Versprechen löse ich heute auch ein", so Breitner. Es sei "eine ganz besondere Veranstaltung zur Völkerverständigung". Gemeinsam mit Wedels Bürgermeister Niels Schmidt führte der Innenminister symbolisch den Anstoß zum ersten Spiel aus.

Den Anstoß für den Friedenscup gab 2001 ein Gebet in der Wedeler Friedenskirche, das Volkans Vater Hüseyin Inak nach den Terroranschlägen vom 11. September abhielt. "Das hat mich so nachhaltig beeindruckt, dass ich einen Brief an den Wedeler Bürgermeister geschrieben und um Unterstützung für ein Benefiz-Fußballturnier gebeten habe", so Volkan Inak. Das Kinder- und Jugendzentrum (KiJuZ) nahm sich der Sache an und stellte mit den damals 11- bis 14-jährigen Ideengebern das erste Turnier auf die Beine. "Damals hatten wir sechs Teams am Start, alle Teilnehmer kamen aus Wedel", erinnert sich Volkan Inak.

Nachdem die Veranstaltung 2002 pausierte, wird sie seit 2003 regelmäßig einmal im Jahr ausgetragen. Die Zahl der teilnehmenden Mannschaften hat sich mehr als verdreifacht - und es sind inzwischen (fast) alle Bundesländer vertreten. "Nur aus Baden-Württemberg hatten wir keine Teilnehmer", sagt Inak. Die längste Anreise hatten "Friedenskicker" aus Österreich. Die auswärtigen Gäste bringen traditionell Isomatte und Schlafsack mit, übernachtet wird im KiJuZ oder in Sporthallen.

Die 20 Teams verteilten sich auf vier Gruppen. Gespielt wurde in der Gruppenphase acht Minuten ohne Seitenwechsel, in der anschließenden K.-o.-Phase verlängerte sich die Spielzeit auf zehn Minuten. "Wir stellen die Bedingung, dass keine Vereinsmannschaften teilnehmen. Außerdem muss in jeder Mannschaft mindestens ein Mädchen auf dem Platz stehen", sagt Inak. Zwei Pokale waren zu vergeben: für den Turniersieger und das fairste Team. Allein durch die Startgelder der Mannschaften kamen bereits 1000 Euro zusammen. Die Organisatoren rechnen damit, noch einmal einen Betrag in gleicher Höhe durch den Verkauf von Essen und Getränken zu erzielen.

Im Vorraum der Halle warteten Vertreter der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) auf Freiwillige, die sich typisieren ließen. Die DKMS sucht derzeit bundesweit nach einem Stammzellspender für die Geschwister Kader, 14, Sibel, 12 und Mustafa, 5, die im oberhessischen Wetzlar wohnen. Sie leiden unter einer besonders schweren Form der sogenannten Mittelmeeranämie, einer genetischen Erkrankung des blutbildenden Systems. Eine Stammzelltransplantation ist die einzige Rettung der drei Kinder mit türkischen Wurzeln, die alle zwei bis drei Wochen zur Bluttransfusion ins Krankenhaus müssen.

"Wir haben fast drei Millionen Menschen bundesweit in unserer Spenderdatei. Aber nur 75.000 davon sind türkischen Ursprungs", sagt Kader Benli, die Mitorganisatorin der Typisierungsaktion. Beim Friedenscup waren viele türkische Kicker mit dabei. Die DKMS-Mitarbeiter versuchten, so viele wie möglich für eine Typisierung zu gewinnen, die in dem diesem Fall per Speichelprobe erfolgte.