Wie die neue Geschäftsführerin Angela Bartels die Regio Kliniken wirtschaftlicher machen will
Kreis Pinneberg. Für sie selbst war der Ruf nach Pinneberg eine Rückkehr in das Heimatbundesland. Die gebürtige Rendsburgerin Angela Bartels ist seit April die neue Vorsitzende der Geschäftsführung der Regio Kliniken und damit Nachfolgerin von Otto Melchert, der Ende 2012 in den Ruhestand verabschiedet wurde. Zuvor war die 52-Jährige für den Mehrheitsaktionär Sana Klinikchefin in Stuttgart.
Den Pinneberger Klinikbetrieb mit seinen 2300 Mitarbeitern und 150 Millionen Euro Jahresumsatz, der seit fünf Jahren rote Zahlen schreibt, will sie endlich wieder in die Wirtschaftlichkeit bringen. Dass das in diesem Jahr bereits klappt, sei allerdings "eher unwahrscheinlich", sagte sie im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt.
Dabei seien die Regio Kliniken, die mit ihren 960 Krankenhausbetten an drei Standorten voriges Jahr 36.515 Patienten stationär behandelten und damit drittgrößter Klinikbetrieb in Schleswig-Holstein sind, gut aufgestellt. "Wir bieten den Menschen eine erstklassige medizinische Versorgung an." Nur hätten wohl die vielen negativen Schlagzeilen wie die rund 30 Millionen Euro Verluste seit 2008, der Rauschmiss des Geschäftsführers Alexander Schlicks und der politisch umstrittene Verkauf von 75 Prozent der Anteile an die Sana AG das Image des Unternehmens in der Öffentlichkeit arg ramponiert. So müsse der Klinikbetrieb wieder bei den Bürgern und Ärzten um Vertrauen werben, sagt Angela Bartels. Und da spiele die Zufriedenheit der Patienten mit der Behandlung die entscheidende Rolle. "Die einweisenden Ärzte sind immer dann zufrieden, wenn ihre Patienten zufrieden sind."
Neueste Untersuchungen belegten, dass die Regio Kliniken dabei auf einem guten Weg seien. So hätte eine Umfrage des unabhängigen Picker-Instituts ergeben, dass 98,1 Prozent der jungen Mütter, die in der Pinneberger Geburtsklinik entbunden haben, diese weiterempfehlen würden. Ähnlich gut sei die urologische Abteilung im Krankenhaus Wedel, so Angela Bartels. Dort würden 96 Prozent der behandelten Patienten die Klinik weiterempfehlen.
Zudem könnten die Regio Kliniken bestimmte medizinische Standards nachweisen, die in einigen Bereichen "Spitzenmedizin wie in den Universitätskliniken" erreichten. Dazu gehörten das gynäkologische Krebszentrum, das Brustzentrum und das Darmzentrum, die allesamt zertifiziert seien. Gerade bei der Behandlung von Brust- und Prostatakrebs seien die Regio Kliniken hochgradig spezialisiert und erstklassig aufgestellt, sagt die Regio-Klinikchefin. Noch während der Operation bei Brustkrebs beispielsweise könnte die Rekonstruktion der Brust mit dem eigenen Hautgewebe der Patientin beginnen. Auch für Herzerkrankungen stünden den Kardiologie-Patienten inzwischen beste Behandlungsmethoden im Kreis Pinneberg zur Verfügung, so Angela Bartels.
Ein großer Vorteil der Regio Kliniken sei auch, dass sie von der medizinischen Versorgung über die ambulante und stationäre Pflege bis hin zum Hospiz in der Gesundheitsversorgung "alles aus einer Hand" anbieten würden, so Angela Bartels. "Wir machen Spitzenmedizin in familiärer Atmosphäre."
Vor allem müssten sich die Mitarbeiter wohlfühlen. So biete der Sana-Konzern seinen 26.000 Mitarbeitern in 48 Klinikbetrieben ein umfassendes Netz an Hilfeleistungen an. Das reiche von der Kinderbetreuung bis zum Coaching in allen Lebenslagen wie Schuldenberatung, erläutert Angela Bartels. So würden an den Klinikstandorten in Wedel und Elmshorn 53 Kinder von Mitarbeitern in betriebsnahen Kindergärten betreut. "Dieses Netzwerk hilft unseren Mitarbeiten kurzfristig mit Adressen und Ansprechpartnern in der Region."
Gleichwohl müsse sich das Klinikunternehmen von unwirtschaftlichen Abteilungen trennen. So haben die Regio Kliniken Mitte April ihre Klinik für manuelle Medizin und multimodale Schmerztherapie in Wedel schließen müssen, die seit Oktober 2011 150 Patienten mit sechs Mitarbeitern versorgt hat. Doch die Krankenkassen hätten sich geweigert, dieses Angebot langfristig zu finanzieren. "Weitere Einsparungen oder gar Schließungen sind nicht geplant", betont die Geschäftsführerin der Regio Kliniken.