2015 will die Reederei Cassen Eils auf der Route Cuxhaven - Helgoland ein hochmodernes Schiff in Dienst stellen. Unternehmer kritisieren Winterfahrplan
Helgoland. Die Reise nach Helgoland wird Inselgästen bald zum Kreuzfahrterlebnis. Jörg Singer, Bürgermeister auf dem roten Felsen in der Nordsee, und Peter Eesmann, Geschäftsführer der Reederei Cassen Eils mit Sitz in Cuxhaven, haben einen Vertrag zur ganzjährigen Schiffsanbindung des Eilandes zum Festland unterschrieben. Zur Sommersaison 2015 will die Reederei ein modernes Schiff in Dienst stellen, das den Insulanern den Fährdienst das Jahr über garantiert.
Form und Optik des neuen Schiffes soll der des klassischen Seebäderschiffs entsprechen. Bis zu 1000 Fahrgäste wird es aufnehmen können. Das Schiff soll ihnen auf der Fahrt von Cuxhaven nach Helgoland und zurück ein modernes Kreuzfahrterlebnis vermitteln. Die Gäste würden bei ihrer Ankunft durch ein offenes Atrium über vier Decks mit Lichtkuppel und gläsernem Lift begrüßt. Alle Passagier-Innendecks seien barrierefrei zu erreichen.
Die moderne Fähre soll mit Bar, Catering-Betrieb, Sonnendecks und flächendeckend mit Internetanschlüssen ausgestattet werden.
"Durch den niedrigen Schadstoffausstoß ist uns der blaue Umweltengel garantiert", sagt Eesmann. Das Schiff werde mit einem umweltfreundlichen Dual-Fuel-System betrieben. Das heißt, es kann mit Flüssiggas (LNG) und mit Schiffsdiesel fahren. Darüber hinaus wird es mit drei Hilfsmotoren ausgestattet, die mit schwefelwasserstoffarmen "lean gas" betrieben werden.
Das Schiff könne zudem aufgrund von Form und Größe bei jedem Wetter und Seegang eingesetzt werden. Der Passagierkomfort erhöht sich durch dynamische Stabilisatoren, welche das Rollverhalten bei erhöhtem Seegang deutlich reduzieren. Das soll heißen: Das Risiko, während der Überfahrt seekrank zu werden, wird minimiert.
21 Knoten wird das Schiff fahren können. Das sind umgerechnet etwa 37 Kilometer pro Stunde. Zum Vergleich: Die "Funny Girl", die derzeit im Winter ab Cuxhaven und im Sommer ab Büsum Helgoland ansteuert, fährt Spitze 19 Knoten. Der schnelle "Halunder Jet", der im Sommer von St. Pauli Landungsbrücken nach Helgoland fährt, macht Spitze 35 Knoten. Das neue Seebäderschiff soll auch Frachtgut und Kühlwaren sowie bis zu zehn Zehn-Fuß-Container befördern können. Die Fracht kann mit bordeigenen Kran be- und entladen werden.
Was der Schiffsneubau die Reederei kostet, wollte Eesmann nicht sagen. Nur so viel: "Wir müssen damit 30 Jahre Geld verdienen, damit sich die Investition rechnet". Bürgermeister Jörg Singer schätzt das Investitionsvolumen für Bau und Betrieb des Schiffes über 30 Jahre auf 100 Millionen Euro. Die Gemeinde Helgoland hatte in der Ausschreibung potenziellen Investoren eine Förderung in Aussicht gestellt. Cassen Eils will das Geschäft allerdings aus eigener Kraft stemmen. "Wir verzichten auf die Förderung", sagte Bernhard Brons, Vorstand der hinter der Reederei stehenden Aktiengesellschaft EMS. "Aber wir verbinden mit der Investition die Erwartung, dass sich Helgoland touristisch weiterentwickelt und einen barrierefreien Anlegeplatz schafft."
Der Verkehrsvertrag war im vergangenen Jahr europaweit ausgeschrieben worden. Vier Reedereien hatten sich beworben. Am 2. April hatte Cassen Eils, die älteste Reederei im Inselverkehr von und nach Helgoland, den Zuschlag erhalten. "Helgoland ist unser touristisches Aushängeschild", sagte Frank Nägele, Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministerium. Sein Wunsch: Das neue Schiff möge neben Niedersachsen auch das schleswig-holsteinische Festland mit der Hochseeinsel Helgoland verbinden.
Der Vertragsabschluss hat auf Helgoland nicht nur Jubelschreie ausgelöst. Einige Insulaner, darunter Hotelier Detlev Rickmers, waren davon ausgegangen, dass der neue Vertrag ganzjährig die tägliche Anbindung ans Festland garantiert. "In der Winterzeit wird vorerst der bewährte Fahrplan angeboten", sagt Peter Eesmann. Das bedeutet: Das Schiff steuert im Winter montags, mittwochs, freitags und sonnabends ab Cuxhaven die Insel an. Dienstags, donnerstags, freitags und sonntags fährt es ab Helgoland nach Cuxhaven. Unternehmer Rickmers investiert seit Jahren ins Wintergeschäft. Seit 2007 seien es neun Millionen Euro gewesen. "Weitere zehn Millionen Euro würden der Bau der Rickmers-Terrassensuiten und des Hotels auf den Hummerklippen kosten", sagt Rickmers. Diese Investitionen macht er allerdings von der täglichen Erreichbarkeit der Insel abhängig.
"Dieses Geschenk kann ich Herrn Rickmers nicht machen", sagt Jörg Singer. Die Gemeinde fördere den Winterverkehr bislang mit 150.000 Euro. Der Bürgermeister geht davon aus, dass die Gästezahlen aufgrund der guten Entwicklungen in den kommenden Jahren steigen werden. "Wenn im Winter dann der Bedarf da ist, lässt sich der Fahrplan ausbauen."