Entwürfe für Gebäude auf dem Schenefelder XFEL-Gelände präsentiert. Tiefbauarbeiten im Sommer abgeschlossen. Für den XFEL-Röntgenlaser wird ein 3,4 Kilometer langer Tunnel von Hamburg bis Schenefeld gegraben.
Schenefeld . Es ist eines der größten wissenschaftlichen Vorhaben auf deutschem Boden und gleichzeitig auch ein riesiges Bauprojekt. Für den XFEL-Röntgenlaser werden rund 890.000 Tonnen Erde bewegt, ein 3,4 Kilometer langer Tunnel von Hamburg bis Schenefeld gegraben und 1,15 Milliarden Euro in die Hand genommen. Doch im Unterschied zu anderen Großbaustellen gibt es hier keine Preisexplosion. Die Kosten sind gedeckelt, es wird höchstens an der Ausstattung gespart. Zeitverzögerungen, verschobene Termine? So etwas kennt man bei diesem internationalen Forschungsprojekt nicht. Ganz im Gegenteil.
"Wir liegen gut im Zeitplan", sagt Bernd Ebeling, Sprecher der European XFEL Betreiber GmbH. Das Tunnelsystem, dass sich von Hamburg-Bahrenfeld über Osdorf nach Schenefeld erstreckt, ist fast fertig. "Im Juni sind die Tiefbauarbeiten vollendet", so Ebeling. Ende des Jahres soll es dann auf dem Schenefelder Areal an der Holzkoppel, wo der Forschungscampus entsteht, auch oberirdisch mit großen Schritten vorangehen.
Erste Architekturentwürfe wurden jetzt den Kommunalpolitikern präsentiert. Sie zeigen, wie die geplanten drei kleinen Gebäude über den Schachtausgängen einmal aussehen sollen sowie das Hauptgebäude. Die Experimentierhalle ist das Herzstück der Anlage. Dort kommen die von Bahrenfeld aus abgeschossenen Röntgenstrahlen an. In dort entstehenden Werkstätten, Labors und Büros werden etwa 300 Wissenschaftler in den kommenden Jahrzehnten atomare Details von Viren erkennen, die molekulare Zusammensetzung von Zellen entschlüsseln, dreidimensionale Aufnahmen aus dem Nanokosmos machen, chemische Reaktionen filmen und die Vorgänge im Inneren von Planeten untersuchen. Über drei Geschosse wird sich die Experimentierhalle erstrecken. Auf 11.000 Quadratmetern gibt es dann genügend Raum für die Forscher aus aller Welt. Derzeit wird die Ausschreibung für die Hochbauarbeiten vorbereitet. Ende des Jahres soll mit dem Bau des Gebäude begonnen werden. 2015 soll es stehen und die Wissenschaftler einziehen.
Bis dahin sind die Forscher und Mitarbeiter der European XFEL GmbH in angemieteten Bürogebäuden am Albert-Einstein-Ring untergebracht. Zudem haben sie in den Forschungseinrichtungen auf dem Desy-Gelände Unterschlupf gefunden. Dort bereiten sie alles für den Forschungsstart 2015 vor, versuchen in Gruppen die Probleme zu lösen, vor die sie dieser Super-Laser einer anderen Generation stellt. Das XFEL-Licht wird intensiver sein als bei allen Maschinen der Welt zusammengenommen. Genau dieser Vorteil, der die Wissenschaftswelt international nach vorne katapultieren soll, birgt auch Schwierigkeiten mit sich. Die Röntgenblitze schlagen in einer so schnellen Abfolge auf die Reflektoren, dass diese sich dabei erwärmen.
Während das 15 Hektar große XFEL-Forschungsgelände Gestalt annimmt, bereitet sich auch Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof auf den Start der Anlage vor. Was ein internationales Projekt dieser Größenordnung der 18.000-Einwohner-Stadt bringen kann und wie die Wissenschaftler und Besucher untergebracht werden können, darüber tauscht sich eine von Küchenhof installierte Lotsengruppe aus. Ein erster Erfolg dieser Gruppe aus Vertretern der European XFEL, der Kreisverwaltung, Unternehmern und Politikern ist der kürzlich eingegangene Förderbescheid für ein mögliches Besucher- und Informationszentrum. Das ehemals geplante Gebäude, das am Eingang zum Forschungscampus entstehen sollte, ist ebenso wie die für Mitarbeiter geplante Kantine den Sparzwängen zum Opfer gefallen. "Mit vereinten Kräften haben wir erreicht, dass jetzt eine Machbarkeitsstudie angefertigt wird. Das ist ein erster Schritt", sagt Küchenhof. Mit Zuschüssen aus dem Förderfonds der Metropolregion wird die 100.000 Euro teure Studie finanziert. Geht sie positiv aus, will Küchenhof für die Stadt eine Förderung des Besucherzentrums beantragen. Für sie ist angesichts des schon heute regen Interesses sowohl an dem Projekt als auch schon an der Baustelle klar, dass der Bedarf für ein solches Infozentrum da ist. "Der XFEL wird ein Leuchtturmprojekt in der Metropolregion. Wir werden Besucher aus der ganzen Welt bekommen. Da brauchen wir solch eine Visitenkarten."