Seien Sie doch mal ehrlich: Würden Sie Ihr Kind in eine Kita geben, in der nur männliche Erzieher arbeiten?
Wahrscheinlich nicht! Ich übrigens auch nicht. Jedenfalls wäre eine solche Einrichtung nicht erste Wahl.
Fälle wie der aktuelle in Stellingen, wo Eltern von elf Kindern Anzeige gegen einen 29-Jährigen wegen sexuellen Missbrauchs erstattet haben, sind dafür nicht ausschlaggebend. Männliche Erzieher sind genauso wenig automatisch Triebtäter wie Jugendtrainer in Sportvereinen oder Betreuer auf Jugendfreizeiten.
Es ist verständlich, wenn angesichts schlimmer Nachrichten, Männer in Kitas von Eltern kritischer beäugt werden als Frauen. Aber sollte man sich nicht unabhängig vom Geschlecht ohnehin möglichst genau mit den Menschen auseinander setzen, die sich um die eigenen Kinder kümmern?
Der Grund, der gegen reine Männerwirtschaft in Kitas spricht, ist sehr viel trivialer. Bis zur Mittelstufe existierten auch in meinem Leben nur Frauen. Jedenfalls unter den Pädagogen in Kindergarten und Grundschule. Konflikte gab es beileibe nicht nur um den Ballsport-Anteil im Sportunterricht. Das andere Extrem wäre auch keine Lösung, die Mischung macht es.
Bei allen Debatten um das noch immer bestehende Ungleichgewicht in der Betreuung der Jüngsten, gibt es allerdings ein noch schwerwiegenderes Problem. Viele Kindertagesstätten würden sich schon freuen, wenn sie überhaupt genügend Manpower hätten. Zu Deutsch: qualifiziertes Personal. Männer oder Frauen, ganz egal.