Im Bürgerpark soll ein besonderer Bildungsort zum Thema Erneuerbare Energien für Kinder und Erwachsene entstehen
Schenefeld . Die Bürgermeisterin hatte Willy Kanow als erste auf seiner Seite. Als der Schenefelder vor neun Monaten Christiane Küchenhof seinen Plan von einem Grünen Klassenzimmer unterbreitete, griff sie die Anregung mehr als dankbar auf und spielte den Ball an die Politik weiter. Kanows Idee: In Anlehnung an die Grüne Schule im Botanischen Garten in Klein Flottbek soll auf dem Areal zwischen Schulzentrum, LSE und Kiebitzweg ein Grünes Klassenzimmer entstehen. Dort sollen Kinder und Erwachsene mehr über erneuerbare Energien erfahren. Um das Haus herum sollen Themeninseln Besucher des kleinen Stadtparks über Solarenergie, Windkraft und Brennstoffzellen informieren.
Kürzlich stellte der 73-Jährige seine "Vision einer innovativen und zukunftsgerichteten Nutzung des Bürgerparks", wie er die ausgefeilte Präsentation überschrieb, dann auch den Kommunalpolitikern vor. Mit Erfolg. Durchweg ist die Resonanz positiv. Trotz der geschätzten Kosten von 70.000 Euro für das Haus, hinzu kommen das Material und Einrichtung sowie die sechs Themeninseln zu je etwa 1000 Euro, haben die Christdemokraten die Realisierung des Grünen Klassenzimmers sogar noch schnell in ihr Wahlprogramm aufgenommen. Und auch die anderen Schenefelder Parteien unterstützen das Umweltprojekt ausdrücklich.
Kein Wunder: Kanows Idee, den Bürgerpark in eine Lernoase rund um das Thema Energiewende zu verwandeln, trifft den Nerv der Zeit. Das war auch jahrelang sein Job. Kanow arbeitete in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Unternehmens Philips. "Ich musste immer 15 Jahre im Voraus denken, Ideen entwickeln und den Mut haben, sie anzugehen", erklärt der Schenefelder seinen Antrieb.
Der Plan vom Grünen Klassenzimmer für Schenefeld wuchs langsam in ihm heran. Mit der Energiewende beschäftigt sich der Rentner auch heute noch privat sehr intensiv. Zu Hause bastelt der studierte Elektrotechniker an Solaranlagen, die ihn vom Stromabnehmer zum -lieferanten machen. Ein Patent für seine Solaranlage, die Energie in Kälte verwandelt, hat er kürzlich angemeldet. In Gesprächen über sein privates Forschungsglück stellte er fest: "Viele, mit denen ich rede, haben kein Gefühl für Strom. Sie wissen nicht, wie viel sie verbrauchen und haben keine Vorstellung davon, was eine Kilowattstunde ist", so Kanow. Beim Besuch seiner Enkel stellte er zudem fest, dass sie sich nicht trauten, Solarzellen anzufassen. Für Kanow ist klar, dass Kinder nur begreifen, was sie mit Kopf, Herz und Hand erfahren können.
Während eines Besuchs im Botanischen Garten erfuhr Kanow dann von der Grünen Schule. In dem Holzblockhaus auf dem Hamburger Universitätsgelände in Klein Flottbek finden 30 bis 40 Schüler Platz. In dem Klassenraum widmen sie sich biologischen Themen, theoretisch und an Beispielen aus dem Botanischen Garten auch praktisch. Kanows Plan nahm langsam Gestalt an. Beim Spaziergang durch Schenefeld entdeckte er dann an der Bürgerwiese den perfekten Platz für den Lernort. Den letzten Anstoß gab ihm die Bürgermeisterin, als sie fürs neue Leitbild der Stadt die Schenefelder anschrieb und um Ideen bat.
Besonders freut es den Schenefelder, dass auch der Kinder- und Jugendbeirat ihn unterstützt. Sie haben angeboten, die Schenefelder Schüler und Lehrer zu befragen, was sie von dem Projekt halten und welche Ideen sie einbringen möchten. Die Ergebnisse sollen bis Mitte Mai vorliegen. Dann soll es in die Detailplanung gehen. Kanow hofft, dass es spätestens im nächsten Jahr mit dem Bau des Grünen Klassenzimmers losgeht. Wenn es um die Finanzierung des Themenparks geht, hofft er auf Spenden und Sponsoren. Ein Anfang ist gemacht: Kanow will seine Versuchsanlage aus Solarzellen, die derzeit noch auf dem Vordach seines Hauses liegt, spenden.