Den Kreis Pinneberg und Brüssel trennen knapp 500 Kilometer Luftlinie, nach Kiel sind es nicht einmal 100.

Man darf also annehmen, dass der Draht der Akteure aus der Region zum Wirtschaftministerium des eigenen Bundeslandes kürzer ist als der zu den Entscheidern bei der Europäischen Union. Wenn das Kieler Ministerium nun aber plant, die Verteilung von EU-Fördermitteln künftig zentral für Schleswig-Holstein zu steuern, sorgt dies auf lokaler Ebene nicht für Begeisterung. Zu Recht.

Bislang koordinierte für den Südwesten des Landes eine eigene Projektgesellschaft den Einsatz der Mittel, in den vergangenen sieben Jahren für den Kreis Pinneberg immerhin 25 Millionen Euro. Nun läuft die Region Gefahr, ihr Mitspracherecht zu verlieren. Es geht jedoch bei der Frage, ob eine Neuorganisation sinnvoll ist oder nicht, um weit mehr als um Kompetenzgerangel. Zentralisierung birgt bei allem Streben nach Vereinheitlichung und einfacherer Koordination und Kontrolle immer die Gefahr, dass lokale Bedürfnisse und Besonderheiten aus dem Auge verloren werden. Experten aus der Region sollten daher weiterhin in die Entscheidungen einbezogen werden, ihr Wort entsprechendes Gewicht haben. Sie haben vor Ort schließlich den kürzesten Draht.