Todkranker Marcus Albrecht organisiert Spendenlauf für Hirntumorhilfe in Wedel

Wedel/Appen. Was, wenn dein Kopf so sehr schmerzt, dass du dich selbst verletzt, damit es endlich aufhört? Was, wenn die Ärzte einen Tennisball großen Tumor aus deinem Kopf entfernen, du monatelang mit der Chemotherapie gegen das bösartige Geschwür ankämpfst und dabei klar ist, dass du trotz allem unheilbar krank bist? Was würde man tun, wenn man wüsste, dass nach all dem vielleicht noch ein Jahr zum Leben bleibt? Wenn man das Kämpferherz von Marcus Albrecht hätte, dann lautete die Antwort: "Jeden Tag in vollen Zügen genießen, denn es könnte dein letzter sein."

Marcus Albrecht ist 41 Jahre alt, Vater von drei Kindern und todkrank. Am 8. Februar 2011 diagnostizierten die Ärzte bei ihm einen Hirntumor.

Dem war ein einjähriges Martyrium vorausgegangen. Albrecht litt an permanenten Kopfschmerzen. Er wurde immer aggressiver, war wortkarg. Seine Familie erkannte ihn kaum wieder. Erst als er bereits mit Kopfschmerztabletten entlassen vor dem Pinneberger Krankenhaus zusammenbrach, wurde der Tumor entdeckt und noch am nächsten Tag im UKE entfernt.

"Der Tumor war schon so groß, dass er lebenswichtige Gefäße bedrohte. Hätten sie ihn nicht sofort operiert, wäre er heute nicht mehr bei uns", sagt seine Schwester Martina Lehnert. Der Moment, in dem sie im Krankenhaus saß und nicht wusste, ob sie ihren Bruder je wieder mit nach Hause nehmen würde, hat auch ihr Leben von Grund auf verändert. Die Geschwister sind eng zusammengerückt, sie kämpfen gemeinsam gegen den Tumor und für eine bessere Aufklärung. "Wir müssen das Bewusstsein der Ärzte für diese Krankheit schärfen. Das Thema wird totgeschwiegen", sagt Lehnert.

Die Wedelerin hat auch einen Plan gefasst, wie sie das Thema mehr in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit rücken kann. Zusammen mit ihrem Bruder organisiert sie einen Spendenlauf. Am Sonntag, 7. April, wird um 12 Uhr der Startschuss zum ersten Wedeler Auwiesenlauf gegeben. Der Erlös kommt der Deutschen Hirntumorhilfe zugute. Das Startgeld beträgt zwölf Euro. Treffpunkt ist am 7. April bei der Pestalozzi Schule, Autal 37, in Wedel. Von dort aus geht es auf die fünf Kilometer lange Strecke, die auch zweimal gelaufen werden kann. Zehn Kilometer hat sich auch Marcus Albrecht vorgenommen. Der Appener, der seit seiner Erkrankung in Frührente ist und in seiner Freizeit gern Tennis spielt, läuft selbst mit.

105 Läufer haben sich bereits für die Premiere angemeldet. Es sollen noch mehr werden. An diesem Wochenende überziehen die beiden die Stadt mit Werbeplakaten. Die Anmeldefrist wurde verlängert. Bis zum Starttag können sich Kurzentschlossene in die Teilnehmerliste eintragen. Dank einiger Spender sind bereits 1000 Euro zusammengekommen. Das ist mehr, als Lehnert zu träumen gewagt hat. Dabei sind noch gar nicht alle zugesagten Summen auf dem Konto angekommen. "Die Unterstützung ist enorm", sagt die 46-Jährige. Sie kann aufgrund eines Bandscheibenvorfalls nicht wie geplant mitmachen. Aber für sie ist klar, dass der Lauf im nächsten Jahr eine Neuauflage bekommt. Allerdings möchte sie die Aktion auf professionelle Beine stellen und im Sommer dafür einen Verein gründen.

Soweit in die Zukunft plant Marcus Albrecht nicht. Nach seiner Operation gaben ihm die Ärzte noch ein Jahr. Das ist zwei Jahre her. Wenn er zu seinen regelmäßigen Kontrollterminen ins UKE fahre, staune sein behandelnder Arzt immer wieder über seinen guten Gesundheitszustand. "Er sagt, ich sei ein Wunder", so Albrecht. An Wunder glaubt er nicht, aber an sein Lebensmotto, unter dem auch der Spendenlauf steht: "Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren."

www.wedeler-auwiesenlauf.de