Abfallgesellschaft will in Tornesch Kompostwerk um eine Methangas-Stufe erweitern. Dadurch könnten 1050 Haushalte mit Strom versorgt werden.
Tornesch/Kreis Pinneberg. Der Kreistag hatte die Gesellschaft für Abfallbehandlung (GAB) in Tornesch bereits 2011 gebeten, zu prüfen, ob in Ahrenlohe die Erweiterung des Biokompostwerks um eine Vergärungsstufe mit Energieauskopplung möglich wäre. Jetzt hat es die Abfallgesellschaft, die je zur Hälfte etwa dem Kreis Pinneberg und dem Remondis-Konzern gehört, untersucht und für gut befunden: Durch die Erweiterung könnten 1050 Haushalte mit Strom versorgt werden, sagt GAB-Geschäftsführer Gerd Doose.
Der Umweltausschuss des Kreistages hat ebenso wie der Aufsichtsrat der GAB für den Ausbau der Bioabfallanlage bereits grünes Licht gegeben. Sie soll "schnellstmöglich umgesetzt werden", lautet der Beschluss der Umweltpolitiker. Unklar ist nur noch, ob der Kreis Pinneberg die jährlichen Mehrkosten von 440.000 Euro tragen muss, weil die 6,5 Millionen Euro-Investition sich nicht durch den Stromeinspeisung allein finanzieren lässt.
"Es ist nur konsequent, wenn wir die vorhandene Energie aus dem Wertstoff Bioabfall herausholen", sagt Vorsitzender Helmuth Kruse von den Grünen über diesen einstimmigen Beschluss im Umweltausschuss des Kreistages. "Für den Kreis Pinneberg wäre das praktizierter Klimaschutz, den wir selbst konkret umsetzen könnten." Kruse geht davon aus, dass auch der Kreistag auf seiner nächsten Sitzung am 20. März dieser Erweiterung zustimmen wird.
Bioabfall wird bei der GAB in Tornesch seit 1996 kompostiert. Knapp 30 Millionen Mark hat die Abfallgesellschaft, die damals noch zu 100 Prozent dem Kreis gehörte, in die Sortierungs- und Kompostierungsanlage investiert. Rund 40.000 Tonen organischer Abfall aus den Kreisen Pinneberg (28.000 Tonnen), Steinburg und der Stadt Norderstedt (jeweils 6000 Tonnen) werden seitdem hier jedes Jahr zu 25.000 Tonnen Biokompost verarbeitet. Kostendeckend sei dies allerdings nicht, sagt Doose.
Bislang wird der Bioabfall unter Zufuhr von Sauerstoff, Wasser, Bakterien und Pilzen in feinsten Humus umgewandelt. Dabei wird auch das Klimakillergas Kohlendioxid freigesetzt. Dieses sogenannte aerobe Verfahren soll nun durch ein zweites, anaerobes ergänzt werden. Ohne Luftzufuhr entsteht bei der Vergärung des Bioabfalls Methangas, das für die Stromproduktion genutzt werden kann. Bei 18.000 Tonnen, die anderen 22.000 Tonnen sollen nach dem herkömmlichen Rotte-Verfahren verarbeitet werden, würden zwei Millionen Kubikmeter Methangas entstehen, womit sich 4200 Megawattstunden Strom erzeugen ließen, rechnet GAB-Chef Doose vor. Diese Menge entspreche dem Strombedarf von etwa 1050 Hauhalten. 2300 Tonnen CO-2 würden so eingespart. Je Tonne Biomüll könnte die GAB 16 Euro Stromerlöse erzielen, so Doose. Für die Finanzierung des Ausbaus, die Einstellung eines zusätzlichen Mitarbeiters und die Vermarktung des Biokomposts würden Kosten von 27 Euro je Tonne anfallen. Auf die 40.000 Tonnen gerechnet, wären dies zusätzliche Kosten von 440.000 Euro.
Aus Sicht von Doose und Kruse müsste der Kreis Pinneberg diese Mehrkosten übernehmen. "Darüber werden wir mit dem Kreis verhandeln, wenn wir die Genehmigung zur Erweiterung des Biokompostwerks vom staatlichen Umweltamt haben", sagt Doose. Damit rechnet der GAB-Chef im Herbst dieses Jahres. Die Landesregierung solle dieses Projekt unterstützen, da sie es den Bioabfallanlagen-Betreibern sogar aus Gründen der Energieeffizienz empfohlen hat, ist Doose überzeugt. Neben der Anlage in Tornesch gibt es noch jeweils eine bei Rendsburg und Tangstedt bei Norderstedt. Erst wenn klar sei, welche behördlichen Auflagen einzuhalten wären, stünden die Investitionskosten fest, so Doose. Ende 2014 könnte dann die Vergärungsstufe in Betrieb gehen. Kruse geht aber nicht davon aus, dass mit diesem Strom erzeugenden Biokompostwerk automatisch die Müllgebühren steigen müssten. Laut Abfallwirtschaftskonzept wäre dies frühestens 2019 möglich. Aber auch die jährliche Gewinnausschüttung in Millionenhöhe von der GAB an den Kreis ließe hier Spielraum offen.