Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein legt ein Ökokonto am Rande Elmshorns an. Es soll zur neuen Heimat seltener Tierarten werden.
Elmshorn. Wenn die Bagger zum ersten Spatenstich anrücken, entsteht meist ein größeres Wohn- oder Gewerbeprojekt. Nicht so in Elmshorn. Dort fiel am Mittwoch der Startschuss für ein besonders Naturschutzprojekt. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein erwarb ein vier Hektar großes Areal am Stadtrand, das zur neuen Heimat für den europaweit streng geschützten Moorfrosch sowie seltener Vogelarten wie Nachtigall, Klappergrasmücke, Goldammer und Neuntöter werden soll. Das Konzept entstand in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Pinneberg.
"Wir sind eine Landesstiftung, die Flächen ankauft und ökologisch entwickelt", sagt Julia Voß, Flächenmanagerin der 1978 gegründeten Stiftung. Mit der Umsetzung des Elmshorner Projektes ist wiederum die Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein betraut. "Wir setzen auf ein ganzes Bündel von Maßnahmen", sagt Ute Ojowski, Projektmanagerin der Ausgleichsagentur.
Weil das Areal durch ein 0,9 Hektar großes Grundstück ergänzt wird, das sich im Besitz des Kirchengemeindeverbandes Elmshorn befindet, steht eine zusammenhängende Fläche von fast fünf Hektar zur Verfügung. Sie grenzt idealerweise an einen Biotopverbund sowie ein Landschaftsschutzgebiet an. Das Areal liegt am Rande des Stadtteils Fuchsberg und reicht bis an die Krückau. Es war zuletzt intensiv landwirtschaftlich genutzt worden. "Künftig steht der gesamte Bereich als Ökokonto zur Verfügung", so Ojowski weiter.
Das heißt, dass von der Maßnahme nicht nur die Natur profitiert, sondern auch Bauherren, die für ihren Eingriff in die Natur einen Ausgleich leisten müssen. Für jedes größere Bauprojekt, bei dem Flächen etwa für Wohnraum oder Straßen versiegelt werden, sei die Schaffung von Ausgleichsflächen gesetzlich vorgeschrieben. "Wir bieten Bauherren an, dass sie sich in unser Ökokonto einbuchen können", sagt Ojowki weiter.
Die Stadt Elmshorn, die im Bereich Kaltenweide die Ausweisung von Wohnbauflächen plant, hat bereits von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Das gilt laut der Stiftung auch für eine Rellinger Baufirma. Die auf diese Weise eingenommenen Finanzmittel dienen der Stiftung zur Refinanzierung des Kaufpreises und auch zur Deckung der Kosten für die ökologische Umgestaltung. Die sieht in Elmshorn so aus, dass zwei bis drei neue Tümpel angelegt werden.
Der Aushub der etwa 300 Quadratmeter großen Wasserflächen hat bereits begonnen. "Ziel ist es, dass Moorfrösche und andere Amphibien aus der Umgebung optimale Laichbedingungen hier in Elmshorn vorfinden", sagt Diplom-Biologe Wolfgang Lenschow vom Unternehmen Amphi Consult. Geplant seien flache Teiche, die sich sehr schnell erwärmen und über sandigen Boden verfügen, damit die Gewässer möglichst nährstoffarm sind. Lenschow: "Es reicht nicht, einfach Löcher in den Boden zu reißen und diese mit Wasser zu füllen."
Parallel zum Teichbau versetzen die Experten einen 40 Meter langen Knick. Die Aufschüttung erfolgt in Kürze, die Bepflanzung dann im Herbst. Außerdem wird ein bereits vorhandener, 100 Meter langer Knick mit standorttypischen Gehölzen wie Schlehe, Hasel und Weißdorn aufgewertet. Die Knicks werden mit einem Wildschutzzaun versehen, um sie vor Verbiss zu schützen.
Ein wichtiger Bestandteil, damit sich das Gelände zu einem arten- und blütenreichen Grünland entwickelt und die Amphibiengewässer nicht beschattet werden, ist eine Beweidung von Teilen des Areals. "Es wird eine Beweidung durch Rinder erfolgen, wir haben Vereinbarungen mit zwei Landwirten aus Elmshorn und Kölln-Reisiek getroffen", sagt Ojowski weiter.
Die Initiatoren setzen darauf, dass sich die gefährdeten Amphibienarten vor Ort ansiedeln, wenn sie dort ideale Bedingungen vorfinden. Ojowski: "Wir können natürlich nicht garantieren, dass es auch dazu kommt." Die Tiere vor Ort auszusetzen, sei schlicht zu teuer. "Wir setzen auf die natürliche Ausbreitung der Arten", sagt Ojowski weiter. Die Fläche sei zu einem marktüblichen Preis erworben worden.