Briefzustellerin Ilona Krauß fährt auf ihrem E-Bike täglich 25 Kilometer durch Rellingen
Rellingen/Pinneberg . Wenn Ilona Krauß auf ihrem Postfahrrad in die Pedale tritt, ist sie ihren Kollegen – technisch gesehen – ein ganzes Stück voraus. Denn die sympathische Briefträgerin aus Rellingen verfügt als einzige im Team über modernste Antriebstechnik. Auf Tour im Zustellrevier Rellingen unterstützt ein Elektromotor die Tretarbeit auf dem Fahrrad.
Die auch als Pedelecs bezeichneten Elektro-Bikes sind inzwischen nicht nur bei Freizeitradlern sehr beliebt. Auch die Deutsche Post hat seit einigen Jahren die stromverstärkten Zweiräder im Einsatz. Ilona Krauß verfügt über ein Pedelec der neuesten Generation. Das immerhin 50 Kilogramm schwere Gefährt hat in der vorderen Radnabe einen Elektromotor, der 250 Watt leistet.
Der „Treibstoff” kommt aus zwei Akkus, die seitlich des Hinterrads installiert sind. Sobald Ilona Krauß den Zusatzmotor einschaltet, verfügt das Fahrrad über Allradantrieb. Während die Pedalkräfte der Briefträgerin auf das Hinterrad übertragen werden, sorgt der Frontmotor in der vorderen Radnabe für elektrische Unterstützung. Über eine Fünfgang-Schaltung und einen Drehgriff am Lenker kann Ilona Krauß die Leistung regulieren. Die Elektro-Kraftspritze gibt es aber nur, wenn gleichzeitig mitgetreten wird.
Was in der Theorie kompliziert klingt, ist in der Praxis höchst einfach und erfreulich wirkungsvoll. „Das ist einfach toll. Ich möchte nie wieder ein anderes Fahrrad haben”, sagt Ilona Krauß begeistert. Immerhin legt die Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen, so lautet die Berufsbezeichnung, bei jeder Tour 25 Kilometer zurück. Dabei werden neben dem Gewicht des E-Fahrrads sowie dem Eigengewicht der zierlichen Briefträgerin auch noch 50 Kilogramm Briefe, Postkarten, Zeitschriften und Werbesendungen transportiert.
Das einzige Pedelec neben 31 herkömmlichen Fahrrädern für das Team der 50 bis 60 Postboten im Zustellbereich Pinneberg/Rellingen bekam Ilona Krauß, weil sie einen besonders ausgedehnten Bereich versorgt. Vom Zustellstützpunkt Pinneberg an der Friedrich-Ebert-Straße aus fährt sie voll beladen zu Hass + Hatje an der Eichenstraße in Rellingen. Von dort geht es dann Haus für Haus, Wohnung für Wohnung weiter entlang der Hauptstraße zum Ellerbeker Weg bis an die Ortsgrenze Rellingens. Auch die Nebenstraßen werden bedient.
Insgesamt hat Ilona Krauß mehr als 700 Adressen mit Post zu versorgen. Die Maximalgeschwindigkeit mit Elektrohilfe beträgt 24 Kilometer pro Stunde. Schneller ist nicht erlaubt, weil dann aus dem Fahrrad ein versicherungspflichtiges Fahrzeug würde. „Trotz des Gewichts lässt sich mit dem Pedelec gut umgehen”, sagt die Postbotin.
Apropos Gewicht: Weil die Zuladung auf den Gepäckträgern vorn und hinten nur maximal 50 Kilo beträgt, muss Ilona Krauß unterwegs nachladen. Per Transporter werden ihr weitere Postsendungen in Verteilerkästen bereitgestellt. Die Arbeitstag der Vollzeitkraft beginnt gegen 7 Uhr, wenn die vorsortierten Sendungen in Pinneberg eintreffen. Dann folgt die Feinarbeit mit der Detailsortierung und dem Ergänzen von Prospekten und Zeitschriften. Am meisten zu tun gibt es sonnabends, wenn die Prospektpackungen besonders dick sind.
Die Fahrräder werden in der ersten Etage des Zustellstützpunkts beladen. Dort nimmt Ilona Krauß auch die beiden Akkus von der Ladestation und klinkt sie in die Fahrradhalterungen ein. Anschließend geht es mit dem Lastenfahrstuhl ins Erdgeschoss und von dort auf Tour. Zum Feierabend werden die Akkus an die Ladestation angeschlossen und über Nacht fit gemacht für den nächsten Einsatz. Gewöhnlich reicht die Ladung mit den modernen Lithium-Eisenphosphat-Akkus für mehr als 30 Kilometer.
Die etwa 2500 Euro teuren E-Bikes mit verstärkten Felgen und Speichen haben sich nach Worten von Pressesprecher Jens-Uwe Hogardt im Alltag bewährt. Gegenwärtig sind von den 25 Fahrradbezirken der Post im Kreis Pinneberg zwölf mit E-Bikes der dritten Generation ausgerüstet. „Die Tendenz ist steigend”, sagt Hogardt, „wir werden Zug um Zug auf weitere Elektro-Fahrräder umstellen.” Die Kollegen von Ilona Krauß dürften sich freuen.