"Wer mit wachen Augen durch die Ausstellung geht, der wird auch die Hinweise auf A. Paul Webers Rolle während des Nationalsozialismus entdecken", verteidigt sich Drostei-Chefin Stefanie Fricke gegen den Vorwurf der Verharmlosung eines Antisemiten. Genau das werfen die Antifaschistische Initiative in Pinneberg und das Bündnis gegen Rechts den Verantwortlichen vor.
Die müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, zumindest diesen Eindruck zu erwecken. Ob gewollt oder ungewollt, Besucher der Weber-Ausstellung haben es sehr schwer, sich ein Bild von seiner ideologischen Haltung zu machen. Zwar finden sich dazu vereinzelt Andeutungen, eine seiner von rassistischem Gedankengut durchtränkten Auftragsarbeiten allerdings nicht. Dafür gibt es ein Zimmer voller süßer Igelzeichnungen.
Wer sich für eine Ausstellung von Werken eines durchaus kritisch zu betrachtenden Künstlers wie A. Paul Weber entscheidet, der mit seinen Zeichnungen eben auch zur Verbreitung von nationalsozialistischem Gedankengut beigetragen hat, muss diese Facette seines Wirkens beleuchten und kann den Besucher nicht einfach auf eine Schnitzeljagd durch die Drostei schicken. Erst recht, wenn die Rede von einem Leuchtturmprojekt ist.
Aber noch ist es nicht zu spät. Die Verantwortlichen können den Ball aufnehmen, eine Diskussionsveranstaltung organisieren, einen Redner einladen, der die dunkle Seite Webers beleuchtet oder die Ausstellung verlängern, den vermissten Aspekt hervorheben. All das würde Fingerspitzengefühl beweisen, das bislang schmerzlich vermisst wurde.