Am Schulauer Hafen rollen die Bagger, im Rathaus kreist der Rotstift und im Schuppen 1 erwartet die Wedeler Kultur pur.
Sparen, sparen und noch einmal sparen. 2013 kann Wedel nicht wie gewohnt aus dem Vollen schöpfen. Auf Grund der eingebrochenen Gewerbesteuereinnahmen setzen Politiker und Stadtverwaltung (1) den Rotstift an. Die Entscheidung darüber, welche Serviceleistungen gekürzt, welche Zuschüsse gestrichen und welche Abstriche Wedeler Vereine und Verbände hinnehmen müssen, fallen im laufenden Jahr. Im Raum stehen die Einführung einer Parkraumbewirtschaftung, die Anhebung von Gebühren bei VHS und Bücherei sowie Personalkürzungen im öffentlichen Dienst. Zudem durchleuchten Rathausmitarbeiter und Politiker den Wedeler Etat auf Sparpotenzial - und zwar in allen Bereichen.
Nötig macht das der überraschende Gewerbesteuereinbruch in Höhe von 18 Millionen Euro. "Wir müssen kaufmännisch vorsichtiger agieren und für solche Fälle einen Überschuss im Haushalt vorsehen", sagt Bürgermeister Niels Schmidt. Sein Ziel ist es, den Politikern einen Vorschlag für den Haushalt 2014 vorzulegen, der trotz der finanziell schwierigen Situation ausgeglichen ist. "Bei der wirtschaftlichen Stärke Wedels muss das zu schaffen sein."
Während im Rathaus 2013 die Köpfe in Sachen Sparmaßnahmen rauchen, werden am Stadthafen Tatsachen geschaffen. Nach langem Warten ist der nötige Förderbescheid für die Sanierung des Schulauer Hafens (2) da. Anfang des Jahres rollen die Bagger. Bis Ende 2015 soll aus dem derzeit traurig anmutenden Hafenbecken an der Schulauer Straße ein Blickfang und Publikumsmagnet werden. 16 Millionen Euro fließen in die Umgestaltung. Für den entstehenden Hafenkopf soll ein Investorenwettbewerb in den kommenden Wochen auf den Weg gebracht werden. Zudem beginnt die Suche nach einem späteren Hafenbetreiber.
Für das Bauprojekt fallen Parkplätze am ohnehin stark frequentierten Strandbaddamm weg. Wie der Verkehrsfluss und die Besucherströme zur Sommerzeit während der langjährigen Bauphase geregelt werden sollen, ist noch unklar. Derzeit läuft die Ausschreibung. Wenn fest steht, welche Baufirmen den Zuschlag bekommen, dann geht es in die konkrete Planung. Eines sichert Schmidt zu: "Wir werden alles dafür tun, dass der Betrieb des dort ansässigen Unternehmens Schneider aufrecht zu erhalten ist."
Ein weiteres großes Bauprojekt soll 2013 fertiggestellt werden. 5,5 Millionen Euro investiert die Stadt in den Bau der neuen Mensa des Johann-Rist-Gymnasiums (3). Der zweistöckige Bau soll auch als Veranstaltungsraum dienen, in dem bis zu 400 Besucher Platz finden könnten.
Während Wedel mit diesem Anbau im Bildungsbereich neue Standards setzt, gibt es im Wohnungsbau Nachholbedarf. Steigende Mieten und das sinkende Angebot an sozial gefördertem Wohnraum sorgen dafür, dass sich manche den Wedeler Wohnungsmarkt nicht mehr leisten können. Schmidt will 2013 gegensteuern. Allerdings macht er auch deutlich, dass die Möglichkeiten beschränkt seien: "Wedel hat in Sachen Wohnungsbau aus vielen Richtungen Druck. Die Stadt ist hochattraktiv, aber in der Ausdehnung durch die Elbe und die Landesplanung begrenzt. Wir können nur im Norden noch ein wenig wachsen. Gegen den Druck, der aus Hamburg kommt, können wir nicht anbauen." Eine Option ist ein neues Baugebiet am Geestrand (4). Der Investor plant, auf dem fünf Hektar großen Areal Doppel- und Einfamilienhäuser sowie Mehrfamilienhäuser mit preisgebundenem Wohnraum zu schaffen. Da es sich hierbei um eine Bebauung im Außenbereich Wedels handelt, hat die Landesplanung in Kiel ein Wort mitzureden.
Was Wedel 2013 weiterhin bewegen wird, sind die Veränderungen im Osten der Stadt. Unmittelbar an der Grenze bastelt Wedel am Businesspark (6). Die Fläche, auf der einst eine Ölraffinerie ansässig war, ist beinahe vollständig saniert. 2013 muss noch der dazugehörige Hafen hergerichtet werden. Interessenten für die Flächen klopfen bereits im Rathaus an. Gleich daneben soll in den kommenden Jahren das alte Kohlekraftwerk einem neuen Gaskraftwerk weichen (5). 1600 Einwender stemmen sich gegen das Projekt in seiner bislang geplanten Dimension.
Die zuständige Genehmigungsbehörde prüft nun die Einwendungen, beauftragt gegebenenfalls neue Gutachten in Sachen Lärm und Umweltbelastungen. Eine Entscheidung könnte Mitte 2013 fallen.
Zur neuen Kulturstätte Wedels mausert sich der Schuppen 1 (7). Die 75 Jahre alte Bootshalle des SegelVereins Wedel-Schulau ist nach dem Konzert des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals (SHMF) zur begehrten Konzerthalle geworden. Die SHMF-Organisatoren haben bereits Interesse für eine Neuauflage für Anfang 2013 angemeldet. Auch das Projekt "Pianos an der Elbe" soll 2013 wiederholt und sogar ausgebaut werden.
Am Pfingstwochenende werden die Pianisten an der Wedeler Elbe erwartet. Außerdem steht das Haydn-Orchester in den Startlöchern und auch ein Kammerkonzert ist für Anfang Juni im Schuppen geplant.