Zehntklässler des Ludwig-Meyn-Gymnasiums präsentieren erstes Nachschlagewerk für die Rosenstadt. Darin stehen wichtige Begriffe der Stadt.
Uetersen. Vom Bleekerstift über Hochzeitsstadt bis zum Walfang - wer in Uetersen lebt, kann jetzt alle wichtigen Begriffe aus seiner Heimatstadt nachschlagen. Schüler des Ludwig-Meyn-Gymnasiums haben nach monatelanger Arbeit das erste Uetersen-Lexikon vorgelegt. Wer ein wenig darin schmökert, erfährt Neues und Bekanntes über Lokalgrößen, Einrichtungen, Verbände und Historie der Rosenstadt.
Nach den Sommerferien im vorigen Jahr begannen sie mit der Arbeit an einem ehrgeizigen Ziel: 30 Zehntklässler des Ludwig-Meyn-Gymnasiums wollten das erste Lexikon über Uetersen schreiben, kurz vor Weihnachten haben sie es geschafft.
Die Schüler sind stolz auf das 176 Seiten starke Buch. "Von uns allen wird das Lexikon als Meilenstein in unserer Schulzeit und unserer persönlichen Erinnerung gesehen, die uns nicht mehr genommen werden kann", sagen die beiden Klassensprecher, Laura Silber und Niklas Ziehm. Tatsächlich ist das Werk außergewöhnlich. Denn es ist nicht nur das erste Nachschlagewerk zur Rosenstadt, sondern zugleich auch das erste Lexikon, das im deutschsprachigen Raum je von Schülern geschrieben wurde, sagt Klassenlehrer Sönke Zankel.
Im fächerübergreifenden Unterricht in Deutsch, Geschichte, Biologie und Erdkunde wurde das Buch realisiert. Biologielehrerin Doris Schmidt weiß um die Rechercheleistung ihrer Schüler: "Die Schüler haben Engagement und Durchhaltevermögen bewiesen. Sie haben sich tief in ihre Themen hineingewühlt."
Dafür waren umfangreiche Recherchen notwendig. Die Schüler arbeiteten im Archiv der Uetersener Nachrichten, dem Stadtgeschichtlichen Heimatmuseum, durchstöberten die Stadtbibliothek, Datenbanken im Internet und befragten Zeitzeugen sowie Experten der Stadt. Durch ein mehrstufiges Korrekturverfahren wurden die Texte "lexikonreif".
Für die Endredaktion nistete sich die Klasse ein Wochenende lang in der Jugendbildungsstätte in Barmstedt ein. Klassenlehrer Zankel ist noch immer überrascht, welche Energie viele Schüler entwickelten: "In Barmstedt mussten wir zum Teil die Schüler ermahnen, dass sie aufhören, an ihren Texten zu arbeiten." Seine Kollegin Doris Schmidt ergänzt begeistert: "Das habe ich noch nie erlebt." "An meiner Arbeit fand ich spannend, etwas über die Geschichte Uetersens zu erfahren und wie sich die Stadt entwickelt hat", sagt die 15 Jahre alte Melanie Lüthje.
Mit dem Abschluss der Texte war jedoch noch kein Lexikon gedruckt. Die Schüler entwickelten daher ein Konzept, das sich mit dem Buchdruck, den Finanzen, der Vermarktung und dem Vertrieb befasste. Sogar ein Werbefilm wurde produziert, der im Uetersener Kino sowie online unter www.youtube.com/watch?v=l7NyxldPe4c zu sehen ist. Erdkundelehrer Lars Koesterke hebt dabei "die wertvollen betriebswirtschaftlichen Kenntnisse" hervor, die die Schüler erlernen konnten.
Jetzt freuen sich die Zehntklässler über ihren Erfolg. "Jeder aus unserer Klasse stolz darauf, behaupten zu können, an dem Uetersen-Lexikon mitgewirkt zu haben", so die Klassensprecherin Laura Silber. Das Uetersen-Lexikon, herausgegeben von Sönke Zankel, Doris Schmidt und Lars Koesterke, Kiel 2012, 978-388312-421-6, 176 Seiten, 10,90 Euro. Hier einige Ausschnitte aus dem Uetersen-Lexikon:
Awie Ahlefeldt: Margaretha von Ahlefeldt war für das Kloster Uetersen eine große Wohltäterin und von 1656 bis 1681 Priörin, welche ein Stellvertreterin eines Abts oder, in einem selbstständigen Kloster, Vorsteherin ist. Sie wurde 1613 geboren und ist am 13. November 1681 in Uetersen gestorben. Ihre Eltern waren Gosche von Ahlefeldt (aus dem Hause Wulfhagen) und Anna, geb. von Rantzau. Großeltern väterlicherseits waren Jürgen von Ahlefeldt und Barbara, geb. von Buchwaldt, und mütterlicherseits Otto Rantzau und Dorothea, geb. von Buchwaldt. Da die Eltern nicht genügend Geld hatten, um ihrer Tochter eine Aussteuer zu zahlen und sie somit nicht heiraten konnte, spendeten ihre Eltern Geld an das Kloster, damit sie dort untergebracht und versorgt wurde.
Margaretha von Ahlefeldt wurde von den Konventualinnen, die in dem Kloster lebten, zur Vorsteherin gewählt. Sie ließ 1664 das Haus der Priörin als Wohnhaus errichten, das im Anschluss an den 30-Jährigen Krieg (1618 -1648) an das schwer beschädigte Südhaus der Klosterkirche angebaut wurde . . .
K wie Kino: Im Jahr 1918 wurde in Uetersen das erste Kino gegründet. Im Laufe der Jahre kamen bis 1957 noch drei weitere Kinos dazu: das Zentraltheater, das Burgkino und die Schauburg. Die Boom-Zeit der Kinos war in den 1960er-Jahren, bis der Fernseher kam und immer weniger Menschen in die Kinos gingen. Aus diesem Grund mussten nach und nach die Kinos schließen. In Uetersen konnte deshalb nur noch eines der Kinos bestehen bleiben, nämlich das Burgkino. Das Zentraltheater stand am Tornescher Weg 31 und wurde am 1. Juni 1925 gegründet. Georg Boos war ein Inhaber des Kinos. Es hatte 305 Sitzplätze . . .
S wie Stichhafen: Der Uetersener Stichhafen wurde 1926 als moderner Lösch- und Ladeplatz angelegt und war bald danach mit einem Jahresumschlag von rund 300.000 Tonnen der größte Binnenhafen in Schleswig-Holstein. Heute ist der gewerbliche Schiffsverkehr eingestellt und das Hafenbecken verschlickt zunehmend. Von der Planung im Jahre 1918 bis zur Fertigstellung des Hafens 1926 vergingen acht Jahre. Der Hafen wurde ursprünglich angelegt, um eine bessere Verbindung zur Nordsee herzustellen. Somit konnte die infrastrukturelle Anbindung der örtlichen Industrie verbessert werden. Außerdem war beabsichtigt, den Soldaten, die aus dem Ersten Weltkrieg in ihre Heimat zurückkehrten und den Arbeitslosen damit Arbeit zu beschaffen.
Weil man eine baldige Verschlickung befürchtete, leitete man die Mühlenau so um, dass sie den Stichhafen bis zur Pinnau durchströmte. 1926, als der Hafen fertiggestellt worden war, verlief der Ausbau langsam und erst 1937, als das Getreidesilo der Hauptgenossenschaft gebaut wurde, stiegen die Umschlagzahlen des Hafens. 1938 verlegte die Uetersener Eisenbahn ihre Gleise zum Hafen und die Norddeutschen Papierwerke wurden an das Schienensystem angeschlossen. Auch aus diesem Grund stieg der Umschlag in den nächsten Jahren, so betrug er 1961 noch 35.600 Tonnen und bereits vier Jahre später 200.000 Tonnen . . .
W wie Walfang: Die Ursprünge des Walfangs in Uetersen liegen im 19. Jahrhundert. 1823 stach von Uetersen aus das erste Schiff mit dem Namen "Freundschaft" in See. Dies war 56 Jahre später als von Kollmar und 49 Jahre später als von Elmshorn aus.
Bei der Besatzung handelte es sich um Männer zwischen 18 und 30 Jahren. Die Mannschaften der Schiffe waren oft unqualifiziert. Sie besaßen weder nautische Kenntnisse noch Erfahrung im Walfang. Einige der Männer waren nicht einmal in der Lage zu schwimmen. Sie kamen meist aus anderen Berufen mit geringem Einkommen und ließen sich daher anheuern. Die einzigen Personen mit nautischer Erfahrung an Bord waren die Schiffsführung, die Kapitäne und Steuermänner. Nachweislich kamen aus Uetersen die Kapitäne: M. Bösch, J. Danker, Dietrich von Doehren, Jacob Früchtenicht, Matthias Lüders, Barthold Hinrich Meinert, Otto Mehlen und Herrmann E. Stockfleth . . .