Organisatoren der Schau in der Pinneberger Drostei gehen auf Wirken in der NS-Zeit ein
Pinneberg. "Wir bieten dem Künstler keineswegs kritiklos eine Bühne", sagt Stefanie Fricke, Kuratorin und Künstlerische Leiterin des Kreiskulturzentrums Drostei in Pinneberg. Am Sonnabend, 8. Dezember, um 16 Uhr wird während einer Vernissage in der Drostei, Dingstätte 23, eine Ausstellung mit Werken von Paul A. Weber eröffnet. Die Vereinigung hiesiger Antifaschisten, die Antifa Pinneberg, hat mit Verweis auf "antisemitische Zeichnungen und NS-Kriegspropaganda von Weber" in einem offenen Brief gefordert, die Schau abzusagen. Die Ausstellung mit dem Titel "Gerüchte, Abgründe, Paragraphenschlüpfer" soll im Januar auch im Elmshorner Torhaus und in der Galerie Atelier III auf der Barmstedter Schloßinsel zu sehen sein. "Uns ist bewusst, dass Weber keine lupenreine Vita hat", sagt Stefanie Fricke. Man stelle sich aber gerade auch die Aufgabe, Kunst zu zeigen, die zu Diskussionen anrege.
Im Offenen Brief der Antifa heißt es indes: "Es ist ein Skandal, dass durch Ihre Ausstellung Weber eine Präsenz im aktuellen Kulturleben im Kreis Pinneberg erhält." Man sei schockiert wegen des unkritischen Umgangs mit dem Künstler (1893-1980). Weber habe schon zur Zeit der Weimarer Republik antisemitische Zeichnungen angefertigt, später das Hitler-Regie von rechts kritisiert und während der späteren NS-Zeit Aufträge vom Staat für Kriegspropaganda erhalten. "Die Fakten sind richtig, die Diskussion darüber aber ist zehn, zwölf Jahre alt", sagte Stefanie Fricke. Man werde auf Webers Wirken während der Nazi-Zeit sehr wohl eingehen. Es gebe keinen Grund, das Konzept der Schau zu überdenken.
Kreispräsident Burkhard E. Tiemann will während der Vernissage in der Drostei ein Grußwort sprechen. Einführen in die Ausstellung wird die Journalistin und Autorin Jutta Kürtz. Paul A. Weber hatte unter anderem das Wappen des Kreises Pinneberg entworfen. Eine sogenannte Reinzeichnung dieses Wappens ist in der Drostei zu sehen.