Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig besuchte am Dienstagabend in Schenefeld einen Tunnel für XFEL-Röngtenlaser.

Schenefeld. "Wenn ich die Augen schließe, kann ich fast sehen, wie die Wissenschaftler hier einmal arbeiten werden", sagt Torsten Albig. Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein steht mit seinen knallgelben Gummistiefeln mitten im Schlamm der XFEL-Baugrube. Hier unten, mehrere Meter tief im Schenefelder Boden, wird einmal das Herzstück des internationalen Projekts zur Erforschung von Röntgenstrahlung liegen. Derzeit ist die Experimentierhalle aber noch ein Rohbau. 2014 soll sie fertig sein, damit von 2015 an Wissenschaftler aus allen Teilen der Welt hier auf Entdeckungstour durch den Nanokosmos gehen können.

"Wir liegen auf den Tag genau im Zeitplan", verkündete der wissenschaftliche Direktor Andreas Schwarz während der Ministerführung über die riesige Baustelle am Dienstagabend. Das 5,8 Kilometer lange Tunnelnetz, das sich von Schenefeld aus in Richtung Hamburg erstreckt, ist fertig. Die beiden Tunnelbohrer sind abgewrackt.

Derzeit werden die Tunnel, durch die bald Röntgenblitze geschossen werden, mit der nötigen Infrastruktur wie Licht und Brandschutz ausgestattet. Was ist das Geheimnis dieser Punktlandung, die vormacht, dass es auch anders geht als bei der Elbphilharmonie? Schwarz sagt stolz: "Eine vernünftige Planung, die während des Baus nicht mehr geändert werden darf."

Dadurch würden sich auch die Kosten im angepeilten eine Milliarde-Euro-Rahmen halten, so Schwarz. Geld, das die an dem Projekt beteiligen zwölf Länder zur Verfügung stellen. Nach Deutschland ist Russland dabei der spendabelste Partner mit rund 200 Million Euro. Zudem beteiligen sich Dänemark, Frankreich, Griechenland, Italien, Polen, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien und Ungarn an dem Projekt. Aus doppelt so vielen Ländern stammen die eingestellten und für die eigens gegründete European XFEL GmbH tätigen 160 Mitarbeiter. Sie bereiten die Arbeit vor, die 2015 richtig starten kann. Dann werden etwa 250 Wissenschaftler auf dem Schenefelder Forschungscampus tätig sein.

Auch Ministerpräsident Torsten Albig erkannte, dass XFEL über Landesgrenzen hinaus verbindet. Während seines Spaziergangs durch den Tunnel stellte er fest, wie kurz der Weg von Schleswig-Holstein nach Hamburg sein kann. In diesem Fall sind es 3,4 Kilometer, die sich der Lasertunnel von Schenefeld aus nach Bahrenfeld erstreckt.

Doch bis der Laserblitz hier hindurchschießt, gibt es noch einiges zu tun. Derzeit bereitet die European XFEL GmbH unter der Leitung von Geschäftsführerin Claudia Burger einen Antrag auf eine Machbarkeitsstudie vor. Dabei geht es um Fördergeld aus dem Topf der Metropolregion Hamburg zur Finanzierung eines Besucherzentrums auf dem Areals an Schenefelder Holzkoppel. Auch in Sachen Hotel sei man laut Burger in den Verhandlungen. Mit wem und wo ist noch unklar.

Klar ist für Burger dagegen eine Zusammenarbeit mit den Schenefelder Schulen. Noch gebe es keine Kooperation, aber "das werden wir natürlich machen", so Burger. Nicht nur im Bildungsbereich erhofft sich Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof durch XFEL neue Impulse. Sie ist sich sicher, dass andere Technologiefirmen an den Standort Schenefeld folgen werden. Mit dem Thema XFEL setzt sich deshalb auch die örtliche Mittelstandsvereinigung während ihres nächsten Treffens am 28. November auseinander.

Von 18 Uhr an wird Geschäftsführerin Burger Unternehmer und Interessierte im Rathaus am Holstenplatz 3-5 über das Projekt informieren. Anmeldungen werden bis zum 19. November per E-Mail an c.bohn@talentpartner.de erbeten.