Mit Beginn der dunklen Jahreszeit steigt die Zahl der Einbrüche. Diebe haben Kreis Pinneberg besonders im Visier, vor allem Schenefeld.

Pinneberg. Der Herbst kommt und bringt die Einbrecher gleich mit. Im Schutz der früh einbrechenden Dunkelheit machen sich die Diebe besonders gerne an Türen und Fenstern zu schaffen, die ihnen nicht genug entgegen zu setzen haben. Dabei bevorzugen die Täter bestimmte Regionen in Schleswig-Holstein. Im Visier haben sie vor allem Städte und Gemeinden im Hamburger Speckgürtel.

"Das liegt vor allem an der guten Infrastruktur, an den gut ausgebauten Autobahnen und Bahnstrecken", sagt Heike Bredfeldt-Lüth vom Landeskriminalamt (LKA) in Kiel. Für die Einbrecher sei es naturgemäß wichtig, nicht gefasst zu werden. Schnell hin zum Tatort, so kurz wie möglich im Objekt bleiben und schnell weg - so laute das Motto. Ein Drittel aller Einbrüche in Schleswig-Holstein ereignen sich laut Statistik der Behörde am Stadtrand von Hamburg. Die Region Pinneberg liegt auf der Negativliste des Nordens gleich hinter Stormarn auf Platz zwei.

Zu einer Hochburg der Einbrüche hat sich Schenefeld entwickelt. In den vergangenen vier Jahren stiegen die registrierten Wohnungseinbrüche von 38 um etwa 150 Prozent auf 94 Taten pro Jahr an. Damit ist Schenefeld im Kreis Pinneberg Spitzenreiter und liegt vor Quickborn und Pinnberg mit jeweils 91 Wohnungseinbrüchen im Jahr 2011.

Nur Elmshorn verzeichnet 16 Einbrüche mehr als Schenefeld, allerdings ist die Stadt dreimal so groß. Auch im Vergleich zu Städten in Schleswig-Holstein und sogar bundesweit - gemessen an der Zahl der Einwohner - ist Schenefeld vorne mit dabei. Spitzenreiter der deutschlandweiten Einbruchsstatistik Bremerhaven mit 576 Delikten. Die Stadt zählt allerdings 112.000 Einwohner.

Was macht die Stadt Schenefeld so attraktiv für Einbrecher? "Die Nähe zu Hamburg", sagt Thomas Brucker, Leiter der Schenefelder Polizeistation. "Die Einbrecher machen an der Landesgrenze nicht halt. Die Täter spionieren die Häuser vorher aus, kommen meist unbemerkt über schlecht einsehbare Terrassen und verschwinden blitzschnell wieder in angrenzenden Wäldern und Nebenstraßen. Auch die gute Einkommensstruktur locke die Täter. Brucker wünscht sich mehr Aufmerksamkeit der Hausbesitzer. "Jeder einzelne kann seine Wohnung vernünftig sichern." Ein Einbrecher ziehe weiter, wenn eine Tür oder ein Fenster nicht schnell dem Brecheisen nachgibt. Was Brucker ärgert, sind die zunehmenden Fälle, in denen Bewohner oder Nachbarn verdächtige Geräusche hören, aber nicht die Polizei verständigen, sondern lieber weiterschlafen.

Schenefeld liegt mit einer Aufklärungsquote von 5,3 Prozent in 2011 auch weit unter dem Bundesdurchschnitt von 16,2 Prozent. "Jeder muss einen Beitrag dazu leisten, dass wir das Problem eindämmen", so Brucker.

Die Polizei wird ihren Teil dazu beitragen. Das Konzept steht. Pünktlich zu Beginn der Herbstsaison zeigen die Beamten Präsenz. "Wir haben damit bereits im vergangenen Jahr gute Erfahrungen gemacht", sagt Astrid Gäbler von der Pinneberger Kriminalpolizei. Mit groß angelegten Kontrollen bekämpfte die Polizei im Dezember 2011 und im März dieses Jahres die zunehmenden Wohnungseinbrüche im Hamburger Randgebiet. Bis zu 90 Beamte waren tagelang im Einsatz. Mit Erfolg. "Überall steigen die Wohnungseinbrüche im zweistelligen Prozentbereich an. Im Kreis Pinneberg nicht. Auch wenn wir uns wünschen, es wäre weniger."

2011 registrierte das Landeskriminalamt 779 Wohnungseinbrüche im Kreis Pinneberg. Im Jahr zuvor waren es noch 856. Betrachtet man den Trend im Norden, stiegen die Wohnungseinbrüche in den vergangenen vier Jahren kontinuierlich um 31 Prozent auf nunmehr 7318 Fälle in Schleswig-Holstein an. Auffällig ist, dass die Diebe dreister werden. Immer häufiger nehmen sie auch Häuser in belebten Gegenden ins Visier. Zudem geht der Trend im Kreis Pinneberg zum Tageseinbruch. "Jeder vierte Tat fällt darunter", so Astrid Gäbler von der Kripo. Zwar sind die Zahlen im Vergleich zu 2010 rückläufig, allerdings zählte der Kreis Pinneberg vor vier Jahren nur 529 Einbrüche. In diesem Jahr befinden sich bereits 369 Taten im Polizeicomputer - und die dunkle Jahreszeit hat erst begonnen.