Ausgeschilderte Laufstrecken, ein Wegekonzept und ein neuer Waldlehrpfad sollen den Regionalpark Wedeler Au noch attraktiver machen.

Kreis Pinneberg. Von Sülldorf, über Schenefeld, nach Pinneberg und Appen bis hin zu Wedel und Holm: Das Arbeitsgebiet von Barbara Engelschall erstreckt sich über 5000 Hektar. Seit 2010 ist die Biologin Chefin des Regionalparks Wedeler Au. Keine leichte Sache. Denn die Aufgabenliste der 46-Jährigen, die als Einzelkämpferin mit relativ knappem Budget auskommen muss, ist lang. Als Geschäftsführerin des eigens gegründeten Vereins soll die Zusammenarbeit zwischen den fünf Mitgliedsgemeinden stärken, ein Forum für den Dialog mit Bürgern und Vereinen bieten, natürliche Lebensgrundlagen und landschaftliche Freiräume sichern, die Wohn- und Lebensqualität erhöhen, Beiträge zur nachhaltigen, regionalwirtschaftlichen Entwicklung leisten, CO2-Emissionen durch die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr verringern und Angebote für Naherholung und Umweltbildung verbessern. Doch wie kann das im Einzelnen aussehen?

Von der Wedeler Moorwegsiedlung aus geht es in einen kleinen Wanderweg. Er führt durch einen Wald, an Wiesen und Feldern entlang. Plötzlich bleibt sie stehen. "Hier blüht im Frühjahr das Breitblättrige Knabenkraut", berichtet sie und zeigt auf eine Weide. Die unscheinbar wirkende Orchidee wuchs hier vor 20 Jahren zuhauf. Von den ehemals bis zu 1000 Exemplaren zählte eine beauftragte Gutachterin im vergangenen Jahr nur noch 184 Übriggebliebene. Deutschlandweit geht der Bestand zurück. Das Knabenkraut steht auf der roten Liste gefährdeter Arten. Im Regionalpark Wedeler Au hat man sich dem Pflänzchen angenommen. Zum Schutz vor den dort weidenden Rindern wurden zur Blütezeit Zäune gezogen. Außerdem klärt Engelschall bei Führungen über die Pflanze auf, macht so auf ihre Schutzbedürftigkeit aufmerksam. Mit Erfolg. 2012 kam die beauftragte Gutachterin und Biologin Friederike Seifert beim Zählen auf 335 Exemplare. "Das ist ein sehr positives Zeichen", freut sich Engelschall.

Ihre nächste Baustelle liegt nur ein paar Meter von den Orchideenwiesen entfernt. An dieser Stelle fließt die Wedeler Au fast ein bisschen müde hinter hohen Brombeerbüschen versteckt in Richtung Rissen. Ein kleiner Trampelfahrt schlängelt sich entlang des trüben Bachs, in den hier auch noch jemand ein altes Fahrrad geschmissen hat, das nun vor sich hin rottet. Das soll noch in diesem Jahr anders werden. Statt Tristesse und Buschwerk wird hier ab Herbst eine Wassererlebniszone entstehen, die Besucher zum Verweilen einlädt. Auf 120 Metern soll das Bachufer zwischen Wanderwegbrücke und dem Rückhaltebecken umgestaltet werden. Barrierefreie Stege werden auch Senioren den Weg zum kühlen Nass erleichtern. Am Ufer können Spaziergänger auf Baumstämmen und Findlingen Platz nehmen. Der begradigte Bach soll zudem wieder einen natürlicheren Schwung bekommen. Mit Hilfe von neuen Kiesbänken könnte es auch den Tieren hier wieder besser gefallen.

Damit Besucher beim Wassertreten auch etwas über ihre Umwelt erfahren, hat sich Engelschall ein wenig Unterstützung gesucht. Die Schüler des Wedeler Johann-Rist-Gymnasiums erarbeiten die Informationstafeln zur Ökologie und Geschichte des Gewässers, die hier später stehen sollen. Zudem ist auch ein Aussichtsplatz geplant.

Einziger Knackpunkt sind die Kosten in Höhe von etwa 135 000 Euro. Zwar wird das Projekt im Rahmen der Aktion "Natur für Alle" vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein gefördert, allerdings muss die Stadt Wedel etwa 85 000 Euro zuschießen. Angesichts der knappen Kassen befürchtet Engelschall, dass die Pläne noch abgespeckt werden. So könnte zum Beispiel der geplante Aussichtsplatz wieder heraus fallen. Doch noch steht eine politische Entscheidung in diesem Fall aus.

Anders verhält es sich mit Engelschalls Wahl für ihr nächstes Projekt. Die hat sie bereits getroffen. Im Visier hat sie den Pinneberger Stadtwald. Dort informieren derzeit noch etliche Tafeln aus den 80er-Jahren die Besucher über sauren Regen und das Waldsterben. Doch die in die Jahre gekommen Holztafeln sind ein Sanierungsfall. Zeit, um das Konzept zu überdenken. Engelschall könnte sich einen interaktiven Waldlehrpfad vorstellen, der sich dem Thema Wald der Zukunft widmet. Aber auch in diesem Fall muss Engelschall erst Geldquellen auftun.

Tatkräftige Hilfe hat sie dafür bereits bei einem Projekt, von dem alle Besucher des Parks profitieren. Nachdem sich die Radroutenkarte für den Regionalpark Wedeler Au großer Beliebtheit erfreut hat, soll nun eine Wander- und Laufwegekarte erfolgen. Ein Gutachten wurde bereits in Auftrag gegeben, das Fragen wie diese klären soll: Was gibt es für Wege? Wie lassen sie sich verbinden? Wo sollen Beschilderungen hin? Die Mitglieder des Wedeler Lauftreffs waren Feuer und Flamme, sie brachten sich aktiv ein. Für eine ausgeschilderte Laufstrecke mit Kilometerangaben sammelten sie Geld. 600 Euro sind so zusammengekommen. Auf solche Unterstützung ist Einzelkämpferin Engelschall auch in Zukunft angewiesen.

www.regionalparkwedelerau.de