Christian Erdmann und Katharina Neeb kaufen 2,5 Hektar großes Gelände, um eine Auffangstation für Vögel oder Rehe einzurichten.
Elmshorn. Es wird die größte Auffangstation für verletzte, verwaiste und hilflose Wildtiere in Schleswig-Holstein: Die Wildtierstation Hamburg hat ein 2,5 Hektar großes Gelände hinter der Stadtgrenze Elmshorns, in Klein Offenseth-Sparrieshoop, erworben, um dort verletzte Wildtiere wieder aufpäppeln zu können. "Wir werden mit den Arbeiten im Herbst beginnen, die Eröffnung ist für 2013 geplant", sagen die Initiatoren Christian Erdmann, 50, und Katharina Neeb, 39.
Beide haben Anfang 2010 die Wildtierstation Hamburg als gemeinnützige GmbH gegründet. "Ich habe vorher für die Wildtierhilfe in Soltau gearbeitet", sagt Erdmann. Während dieser Tätigkeit sei ihm aufgefallen, dass es in Hamburg keine Auffangstation gibt. "Der Bedarf dort ist aber riesig", ergänzt Katharina Neeb. Seitdem kümmert sich das Duo sowie mehrere ehrenamtliche Helfer um etwa 1000 Tiere pro Jahr. Da ihnen jedoch ein Freigelände fehlte, mussten sie die Hälfte der Tiere in die Auffangstation nach Soltau bringen.
+++ Die Organisation +++
"Wir haben uns zwei Jahre lang bemüht, eine geeignete Fläche in Hamburg zu bekommen", sagt Erdmann weiter. Doch letztlich seien die Verhandlungen mit der Stadt über mögliche Pachtflächen - eine lag in Rissen, eine in Volksdorf - gescheitert. Erdmann und Neeb beklagen, dass ihnen die Hamburger Behörden und die etablierten Natur- und Tierschutzverbände der Hansestadt, die unliebsame Konkurrenz auf dem Spendenmarkt fürchteten, viele Steine in den Weg legten.
"Es war dagegen ein schönes Gefühl, auf so viel Unterstützung im Kreis Pinneberg zu treffen", sagen die Initiatoren weiter. Ein Förster hatte ihnen den Tipp mit dem Gelände gegeben, das zuvor in Privatbesitz und für Pferdehaltung genutzt worden war. "Die zuständigen Fachbehörden des Kreises, der Bauausschuss in Klein Offenseth und auch Bürgermeisterin Petra Gebhardt haben uns mit offenen Armen empfangen und uns signalisiert, dass wir eine Bereicherung für die Region sind", berichtet Neeb. Auch das Tierheim Elmshorn begrüßt die neue Einrichtung.
Die Fläche der Wildtierstation liegt neben einer alten Sendeanlage, direkt im Anschluss an den Wald. Die Stadtgrenze zum Elmshorner Stadtteil Sibirien ist nah - und Nachbarn, die sich von den Tieren gestört fühlen könnten, gibt es zum Glück keine.
"Wir haben das Gelände erworben", sagt Erdmann. Ein Kredit der Hamburger Volksbank und die regelmäßige finanzielle Unterstützung durch die Tierschutzorganisation Vier Pfoten machten es möglich. "Wir werden als erstes die ehemaligen Stallungen in eine Art Tierklinik umbauen", sagt Neeb. Dann sollen die Weiden eingezäunt und mit Volieren versehen werden. Um das alles hinzubekommen, werden noch Spenden sowie Arbeitskräfte - möglichst ohne Bezahlung - gesucht. Die Investitionssumme beziffert Erdmann auf mindestens 200 000 Euro.
"Unser Ziel ist es, wie bisher 1000 Tiere im Jahr zu behandeln", erläutert Erdmann. Das Ziel, so ergänzt Katharina Neeb, "ist immer gleich: Wir wollen die Tiere nach Behandlung und Genesung wieder auswildern". Die beiden kümmern sich um alle einheimischen Wildtiere, die in Not geraten. "Das sind beispielsweise Greif- oder Singvögel, aber auch Eulen", sagt Erdmann. Doch auch Möwen, Enten, Schwäne, Störche oder Reiher gehören zu den Patienten. "Wir haben auch schon Eichhörnchen, Steinmarder, Rehe oder Füchse behandelt", ergänzt Neeb.
Die Wildtierstation Hamburg hat eine Handy-Notrufnummer unter 0176/52 59 73 51 geschaltet, unter der verletzte Wildtiere gemeldet werden können.
"Teilweise bringen uns die Leute die Tiere auch direkt", sagt Erdmann. Er hat mit dem Franziskus-Tierheim in Hamburg-Lokstedt eine Kooperation geschlossen. Die Einrichtung fungiert als Anlaufstelle, die Weiterbehandlung und spätere Auswilderung erfolgt künftig in Klein Offenseth.
Dort werden Erdmann und Neeb künftig auch wohnen. Und sie wollen das Gelände langfristig auch für Schulklassen öffnen, dort einen Lehrpfad einrichten. Ausstellungen zu tierspezifischen Themen, das Anlegen einer Streuobstwiese sowie ein kleiner Gnadenhof für Nutztiere sind auf dem Gelände ebenfalls geplant.
Erdmann ist gelernter Tierpfleger und seit 20 Jahren als Wildtierexperte tätig. Er ist unter anderem Initiator und Mitbegründer der Wildtier- und Artenschutzorganisation Sachsenhagen und der Wildtierhilfe Lüneburger Heide. Neeb ist gelernte Grafikerin - und Tierfreundin aus Leidenschaft.