Berlin – In der Diskussion um eine Neuausrichtung der ärztlichen Bedarfsplanung setzt sich die Barmer GEK für mehr Nachfrageorientierung ein. Vizevorstandsvorsitzender Dr. Rolf-Ulrich Schlenker stellt klar: „In erster Linie geht es um den Bedarf der Versicherten, nicht um die Niederlassungswünsche von Ärzten. Aus diesem Blickwinkel muss die ambulant-ärztliche Versorgungslandschaft neu geordnet werden.“

Häufig entspreche die Präsenz von Haus- und Fachärzten nicht mehr der regionalen Verteilung von Patienten. „In den Städten herrscht Überversorgung, auf dem Land droht Ärztemangel“, so Schlenker. Dieses Verteilungsproblem gelte es zusammen mit den Kassenärztlichen Vereinigungen, Städten und Gemeinden zu lösen. Die Beitragsmittel müssten dorthin fließen, wo der Bedarf bestehe. „Denkbar wären Vergütungsabschläge in überversorgten Gebieten. Diese abgezweigten Gelder könnten in einen speziellen Bonustopf für unterversorgte Gebiete fließen.“ Eine solche „Pool-Lösung“ sei ein guter Beitrag zur besseren Steuerung der Ärzteversorgung.

Gleichzeitig mahnt Schlenker mehr Sachlichkeit an: „Derzeit herrscht in einem von hundert Planungsbezirken Unterversorgung. Dagegen gibt es in 89 Prozent der Planungsbezirke mehr Ärzte als die Regelversorgung vorsieht. Schrille Töne und Schwarzmalerei sind fehl am Platz.“ Notwendig seien neue Kooperationen und findige Steuerungsinstrumente. Über Vergütungszuschläge und Investitionsförderung könne man sprechen. „Aber auch von der Ärzteschaft erwarten wir solidarisches Entgegenkommen.“

Ein weiterer Vorschlag betrifft die fachärztliche Versorgung in unterversorgten Regionen. Schlenker: „Wir sollten fachärztliche Kompetenz in größeren Behandlungszentren bündeln, beispielsweise in Medizinischen Versorgungszentren.“ Denkbar sei auch die stärkere Einbindung von Krankenhäusern in die ambulante Regelversorgung.

In die medizinische Betreuung chronisch kranker Menschen sollten stärker nichtärztliche Berufsgruppen einbezogen werden. Die sogenannte „Gemeindeschwester“ biete hier den richtigen Ansatz. Dabei gehe es nicht nur um die Delegation bloßer Hilfstätigkeiten an nichtärztliches Assistenzpersonal. Vielmehr müsse man eine stärkere Selbstständigkeit der „Gemeindeschwestern“ und medizinischen Fachangestellten in der Routinebehandlung von Patienten anstreben. Ein solcher Schritt bedeute auch eine qualitative Aufwertung des Arztberufs.