Anlässlich des 800. Geburtstags der Stadt stellen 46 Künstler ihre Bilder im Rathaus aus. Sie haben ihre Wahrzeichen auf Leinwand festgehalten.
Wedel. 800 Jahre alt. 32 000 Einwohner stark. Hamburg vor der Tür und die Elbe fest im Blick. Das ist Wedel kurz skizziert. Doch so einfach ist es nicht, zu beschreiben, was diese Stadt ausmacht. Einen künstlerischen Blickwinkel gibt es ab sofort im Rathaus zu sehen. 46 Wedeler Künstler präsentieren Ansichten ihrer Heimatstadt. Über drei Ebenen erstreckt sich die Ausstellung, die sich im Jubiläumsjahr um den Geburtstag der Stadt dreht. Von Kindern bis Senioren, von Hobbymalern bis hin zu Profis - sie alle machten sich Gedanken über die Vergangenheit und die Zukunft Wedels.
+++ Sie sind mit dabei +++
+++ Jubiläum: Wedel lässt die Korken knallen +++
Herausgekommen ist ein faszinierendes Gemisch. Manche Bilder zeugen von fast vergessenen Zeiten. Da klappert die Wedeler Mühle wieder, die 1957 stillgelegt wurde. Da werden alte Eindrücke vom Schulauer Hafen lebendig. Und Janine Lubbe geht mit "Adam und Eva" sogar bis ins Jahr 1800 vor Christus zurück. Während manche das Motto "800 Jahre Wedel - Vergangenheit und Zukunft" fast philosophisch angingen, zogen andere wie Harald Marzahl lieber mit gespitztem Bleistift durch die Stadt, auf der Suche nach greifbaren Motiven.
In seinen beiden Skizzen zeigt der Diplom-Ingenieur ein Herz für Dinge, die dem Wedeler Gast wohl kaum ins Auge fallen. Zum Beispiel der Pumpenschwengel am Marktplatz, dem angesichts seines berühmten Nachbarn, dem Roland, normalerweise kaum Aufmerksamkeit geschenkt wird. Marzahl hingegen hat ihn in Kontrast zu den Wedeler Basketballern und dem Hafenfest gestellt. Daneben fährt die alte S-Bahn in den Wedeler Bahnhof ein, und ein Containerschiff ächzt am Willkomm-Höft vorbei. Der Freizeitmaler wünscht sich für die Zukunft seiner Stadt nur eines: "Wedel soll so interessant bleiben, wie es ist."
Helga Schmidt liebt an ihrer Heimatstadt, dass sie so grün ist. Seit 40 Jahren lebt sie in Wedel, hat hier bei AEG als technische Zeichnerin gearbeitet. Mit der Kamera im Anschlag streift die 69-Jährige gern durch Wedels Wiesen und am Elbstrand entlang. Fällt ihr etwas ins Auge, hält sie es fest. Später malt sie es dann vom Foto ab. So wie im Fall der Wedeler Au. Beim Spazierengehen faszinierte sie der Bachlauf. Das Ergebnis ist jetzt in der Jubiläumsausstellung zu sehen.
Kunst im Rathaus - das gehört seit Jahrzehnten in Wedel fest zusammen. Schon beim Bau des neuen Traktes in den 80er-Jahren wurde das Gebäude so konzipiert, dass hier regelmäßige Kulturveranstaltungen stattfinden können. Ziel war und ist es, die Wedeler ins Verwaltungshaus zu holen - abseits von den typischen Behördengängen. Und es klappt. Am Mittwochabend strömen die Besucher trotz schwüler Temperaturen und des EM-Fußballspiels zur Eröffnungsfeier.
Zwei Stunden später atmete Yvonne Wild hörbar auf. "Geschafft", sagt sie erleichtert. "Es hat alles gut geklappt." Drei Monate lang bereitete sie die Ausstellung vor. Die Rathausmitarbeiterin, die für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, schrieb dafür alle Künstler an, die sich in ihrer Kartei befinden. 300 Namen umfasst ihre umfangreiche Datenbank. Alles Wedeler Künstler. 46 von ihnen steuerten Bilder bei.
Eines, das nicht eigens für diese Ausstellung gefertigt wurde, dazu aber einfach perfekt passt, ist das von Adelheid Johnke. Die karierte Bettwäsche, die da aus dem Fenster ihres Bildes "Guten Morgen, Wedel!" hängt, lehnt sich an ein Wedeler Original an. Werner Wietek, Betreiber der Teestuben im Reepschlägerhaus, hängt genau so seine Wäsche aus dem Fenster. "Er hat mich mal gefragt, wo ich den Stoff für meine Collage her hatte. Er sucht neue Bettwäsche in genau diesem Muster, das scheint schwer zu finden zu sein", berichtet die Künstlerin.
So beschaulich geht es in den Radierungen von Dieter Tautz nicht zu. "Unter Volldampf" heißt eines der beiden Bilder, das der Schiffsliebhaber mitgebracht hat. Für ihn ein Symbol für Wedel. "Die Stadt hat sich rasant nach vorn entwickelt. Es ist erstaunlich, was sich alles verändert hat. Alles rund ums Fährhaus macht doch jetzt richtig was her", sagt der Rentner. Und was wünscht er der Stadt zum runden Geburtstag? "Dass die Entwicklung genauso weitergeht."