Die Schornsteinfeger aus dem Kreis Pinneberg wünschen allen Abendblatt-Lesern viel Glück und Erfolg im neuen Jahr. Ein Berufsbild.
Kreis Pinneberg. Schornsteinfeger gelten als Glückbringer. Dieser weit verbreitete Glaube hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass Schornsteinfeger Menschen früher durch das Reinigen der Schornsteine häufig vor Bränden bewahrten.
"Viele Menschen glauben das auch heute noch", sagt Schornsteinfegermeister Peter Suhr, 49, aus Wedel. "Sie wollen uns die Hand schütteln, laden uns zu Feiern ein." Schornsteinfeger seien beliebt, stimmt ihm Kollege Carsten Hansen zu. "Unsere Kunden kennen uns meistens schon ihr halbes Leben lang, da baut man eine Beziehung auf." Vertrauen sei wichtig in ihrem Beruf. "Tratschen ist absolut tabu. Wir haben ein sehr persönliches Verhältnis zu unseren Kunden, das soll erhalten bleiben", sagt Marc Hinz, ebenfalls Schornsteinfegermeister und zuständig für den Bereich Tornesch.
Handwerklich gesehen geht die Tätigkeit der Schornsteinfeger weit über Glückwünsche und Schornsteine kehren hinaus. "Natürlich übernehmen wir traditionelle Arbeiten, aber mittlerweile liegt der Schwerpunkt auf der Überprüfung von Heizanlagen und der Energieberatung", sagt Suhr, der seit 1994 die Haseldorfer Marsch betreut. Die Kaminkehrer, wie sie im Volksmund genannt werden, testen die Anlagen auf Effizienz und Wirtschaftlichkeit und leisten vorbeugenden Brand- und Unfallschutz. "Unser Beruf ist eine Symbiose aus Tradition und Moderne." Der Schornsteinfegerberuf stammt aus Norditalien, entstand wohl im 14. Jahrhundert und ging mit der Entwicklung des Schornsteins einher. In Italien findet alljährlich immer noch ein internationales Schornsteinfegertreffen statt.
"Wir bieten unseren Kunden Beratungen aller Art. Das gehört neben dem Säubern der Schornsteine und dem Leisten von Brandschutzmaßnahmen zu unseren zentralen Aufgaben", sagt Hinz. "Wir stellen Öfen auf, beraten im Vorweg und stehen in engem Kontakt zur Baubehörde."
Generell sei ein Fachkräftemangel zu verzeichnen, sagt Hansen. Er betreut den Kehrbezirk Elmshorn. "Momentan sind wir im Kreis Pinneberg 27 Betriebe. Die bestehen aus einem Meister, einem Gesellen und optional einem Auszubildenden." Kreisweit gebe es 13 Azubis, ein guter Ausbildungsstand. "Das Kreisgebiet ist in Kehrbezirke aufgeteilt. Jeder von uns betreut etwa 2500 Haushalte. Wenn wir weniger werden, werden unsere Kunden natürlich im Verhältnis immer mehr", sagt Suhr. Die jüngsten Entwicklungen seien aber erfreulich. Praktika seien jederzeit möglich und auch durchaus gefragt. Zumal der Beruf Schornsteinfeger sehr abwechslungsreich und spannend sei.
"Wir besuchen etwa 20 Häuser am Tag, da passieren schon manchmal lustige Dinge", sagt Suhr. "Ob man nun auf dem Dach vergessen wird und wegen der geschlossenen Luke um Hilfe rufen muss oder aus Versehen im Schornstein eingesperrt wird. So etwas haben wir alle schon erlebt."
Einmal hing ein Zettel an der Tür eines Hauses: "Die Tür ist offen. Kommen sie rein und walten sie ihres Amtes. Ich bin nicht mehr in einem Alter, in dem ich auf die Männer warte." "Solche Dinge machen unseren Beruf so besonders", sagt er. "Man sieht und erlebt viel." Der enge Kontakt zu den Kunden sei aber das Schönste daran.
"Die Menschen bringen einem viel Vertrauen entgegen, die meisten kennt man über Jahre und Jahrzehnte hinweg, sieht wie die Kinder groß und die Eltern alt werden", sagt Hansen. Die Kunden seien zudem sehr zuverlässig. "Die Leute sind an den vereinbarten Terminen dann auch zu Hause, oder sie rufen vorher an und verschieben den Termin. Vor verschlossenen Türen stehen wir nicht mehr", sagt Hinz.
Peter Suhr, Carsten Hansen und Marc Hinz sind glücklich in ihrem Job. "Wir sind Schornsteinfeger aus Überzeugung. Es ist ein freier Beruf und wir sind viel im Kontakt mit Menschen. Das macht ihn abwechslungsreich, spannend und vor allem schön", sagt Suhr.
Ob Schornsteinfeger selbst besonders viel Glück haben? "Ich habe mal ein Auto gewonnen", sagt der 49-Jährige Wedeler und schmunzelt. "Vielleicht ist an dem Aberglauben also doch etwas dran."