Jazzgitarristin Sandra Hempel und Fotografin Pitt Sauerwein wurden mit dem 2500 Euro dotierten Kreiskulturpreis 2011 ausgezeichnet.
Pinneberg. Herb Geller, Nils Landgren, Jonas Schoen Sextett, NDR Big Band - Jazzgitarristin Sandra Hempel hat mit den Großen der Zunft auf der Bühne und im Tonstudio gearbeitet. Am Sonntag würdigten Kreispräsident Burkhard E. Tiemann und Landrat Oliver Stolz die Verdienste der 1972 in Pinneberg geborenen und aufgewachsenen Musikerin und überreichten ihr in einer feierlichen Zeremonie den mit 2500 Euro dotierten Förderpreis 2011.
"Sie macht den Wandel der Gitarre im Jazz vom Rhythmus- zum Soloinstrument in ihrem Spiel erlebbar", begründete Laudator und Konzertpianist Gerhard Folkerts, der 1984 selbst den Kreiskulturpreis bekommen hatte, die Auszeichnung Hempels. Bei der Preisverleihung konnten sich die Gäste selbst von der musikalischen Leistung der Jazzgitarristin überzeugen. Drei Stücke präsentierte die gebürtige Pinnebergerin, die dabei am Klavier von Jazzpianist Reiner Schnelle begeleitet wurde. Er war 2008 mit dem Annerkennungspreis ausgezeichnet worden. Gleichzeitig erhielt die in Schenefeld aufgewachsene Fotografin Pitt Sauerwein, die heute ebenso wie Hempel im Hamburger Stadtteil Ottensen lebt, den mit 5000 Euro dotierten Anerkennungspreis 2011 des Kreises. "Sie schafft es mit ihren Arbeiten, dass das Normale, das anscheinend Belanglose, im Alltag sichtbar wird", hatte Jurymitglied Roger Tetzlaff bereits bei der Wahl im Juni dieses Jahres die besondere Leistung Sauerweins umschrieben. Die Jury unter Leitung des FDP-Kreisfraktionschefs Klaus G. Bremer hatte sich mit einem einstimmigen Votum für die beiden Künstlerinnen ausgesprochen.
Vor der Preisübergabe betonte Kreispräsident Burkhard E. Tiemann in seiner Rede die Bedeutung der Kultur für den Kreis Pinneberg. "Wir verleihen einen Kulturpreis und das ist auch gut so." Auch in Zeiten einer prekären Finanzlage sei es wichtig, dass die Kultur gewürdigt wird. Sie schaffe Identität und präge die Region. "Bei uns herrscht kulturelle Vielfalt und ein hohes Qualitätsniveau", sagte Tiemann.
Die gebürtige Wienerin Sauerwein, die im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern nach Schenefeld zog, dort aufwuchs und bis heute ein Atelier betreibt, entdeckte die Leidenschaft für die Fotokunst, als ihr Großvater ihr zum 14. Geburtstag eine Rolleiflex-Mittelformatkamera schenkte.
Nach dem Abitur studierte sie von 1992 bis 1999 an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, ging anschließend als Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an die Filmhochschule Rumänien. 2004 erhielt sie das Hamburger Arbeitsstipendium für Bildende Kunst. Einen wesentlichen Schwerpunkt ihrer Arbeit bildet die inszenierte Fotografie im Spannungsfeld zwischen Dokumentation und Performance. Über die gestrige Auszeichnung freut sich Sauerwein vor allem, weil der Preis aus der Heimat kommt. "Das bedeutet mir sehr viel", sagte die Fotografin.
Sandra Hempel lernte zunächst Klavier und Akkordeon, bevor sie mit 16 Jahren zur Gitarre wechselte. Noch vor dem Abitur an der Johannes-Brahms-Schule spielte sie in lokalen Formationen, ab 1991 auch im Landesjugendjazzorchester Schleswig-Holstein.
Nach dem Studium an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater wechselte sie zunächst als Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes ans Amsterdamer Konservatorium, später - von 2001 bis 2003 - als DAAD-Stipendiatin nach New York.
Hempel gewann 2001 den "Sisters in Jazz"-Wettbewerb und im Jahr darauf den Louis-Armstrong-Award. 2007 zeichnete das Kulturforum Schleswig-Holstein sie mit dem Jazzförderpreis aus. Neben Auftritten mit den schon erwähnten Jazzgrößen steht Sandra Hempel inzwischen auch mit ihrem eigenen Quartett, der "hempel-combo", auf der Konzertbühne. Auch die Gitarristin betonte ihre Verwurzelung im Kreis Pinneberg. Obwohl sie mittlerweile in Hamburg wohnt, kommt sie noch häufig in die Kreisstadt zurück. "Es ist schön zu wissen, wo man herkommt." Mit dem Preisgeld will die Gitarristin eine CD aufnehmen. Im Kreis kann man die Jazzgitarristin das nächste Mal am 2. März ab 20 Uhr bei einem Konzert in der Drostei erleben.
Landrat Oliver Stolz zeigte sich erfreut über die Auszeichnungen. Die Bezüge zum Kreis seien bei beiden Künstlerinnen unverkennbar. "Frau Hempel und Frau Sauerwein sind ein Aushängeschild für den Kreis Pinneberg."