Die aktuelle HSH Nordbank-Statistik zeigt: Fünf der 20 finanzstärksten Unternehmen des Landes haben ihren Sitz in der Region.
Kreis Pinneberg. Der Kreis Pinneberg ist nach wie vor der größte Wirtschaftsmotor in Schleswig-Holstein. Fünf der 20 umsatzstärksten Betriebe haben hier ihren Sitz, wie die aktuelle Statistik der HSH Nordbank für das abgelaufene Wirtschaftsjahr 2010 ausweist. Damit besitzt der bevölkerungsreichste Landkreis mehr Umsatz-Riesen als die beiden größten Städte des Landes Kiel (4) und Lübeck (3).
Die erlöskräftigsten Firmen im Kreis sind demnach Orlen Deutschland GmbH (2,9 Milliarden Euro Umsatz, Mineralöl, Rang 3), Deutsche Tamoil GmbH (1,9 Milliarden Euro, Mineralöl, Rang 7, beide Elmshorn), E.on-Hanse AG (1,6 Milliarden Euro, Rang 10, Energieversorgung, Quickborn), Autoliv BV und Co. KG (872 Millionen Euro, Rang 15, Automobilzulieferer, Elmshorn) und Harry Brot GmbH (669 Millionen Euro, Rang 20, Nahrungsmittelindustrie, Schenefeld).
Bei der Rangliste der größten Arbeitgeber stellt der Kreis Pinneberg zehn der 100 Top-Unternehmen. Über die meisten Mitarbeiter verfügt nach wie vor die Regio-Kliniken GmbH mit 2254 Beschäftigten in den drei Krankenhaus-Standorten Pinneberg, Elmshorn und Wedel.
Für die Deutschlandzentrale des polnischen Mineralölkonzerns Orlen ist der dritte Rang ein kleiner Abstieg. "2008 waren wir noch Nummer eins in Schleswig-Holstein, 2009 lagen wir auf dem zweiten Platz", berichtet Geschäftsführer Wieslaw Milkiewicz. So haben der Windkraftanlagenhersteller Vestas in Husum (6,9 Milliarden Euro Umsatz) und das Telekommunikationsunternehmen Freenet AG in Büdelsdorf (3,3 Milliarden Euro), das vor drei Jahren die Elmshorner Talkline übernahm, Orlen überholt. "Aber unser Umsatz ist stabil und wächst", betont Milkiewicz. "In diesem Jahr werden wir mit Sicherheit mehr als drei Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften."
So betreibt Orlen jetzt 565 Tankstellen in Deutschland, die alle unter der Marke Star laufen. Im Jahr 2003 kaufte Orlen 494 Tankstellen der Marken Aral, BP und Eggert Mineralöl in Norddeutschland. Etwa zwei Milliarden Liter Benzin und Diesel werden an den Orlen-Zapfsäulen getankt. In Norddeutschland beträgt der Marktanteil des Mineralölkonzerns rund zehn Prozent, sagt Milkiewicz. Gerade hat das Unternehmen 56 Tankstellen der österreichischen OMV-Gruppe übernommen, die auch in Sachsen und Thüringen vertreten ist. "Wir werden definitiv weiter wachsen", versichert der Elmshorner Orlen-Chef. Dort beschäftigt Orlen zurzeit 120 Mitarbeiter. Mit den Tankstellenpächtern sind es bundesweit gut 3000 Arbeitsplätze.
Ebenfalls ihre deutsche Zentrale im Elmshorner Ramskamp hat die Deutsche Tamoil, die in 2010 ihren Umsatz um 271 Millionen Euro steigern konnte, Die 96 Mitarbeiter in Elmshorn nutzen dieselbe Kantine wie die Kollegen von Orlen. Das Unternehmen, das zum libyschen Staatsbetrieb Oilinvest mit Sitz in Holland gehört, ist gerade dabei, seine 399 HEM- und Go-Tankstellen im orange-grünen Design umzuflaggen, sagt Firmensprecherin Catrin Bedi. Mit 1,4 Millionen Tonnen Kraftstoffverkauf ist die Elmshorner Tamoil Nummer sieben auf dem deutschen Tankstellenmarkt. "Wir wachsen stark im Süden Deutschlands." Mittelfristig sei ein Netz von 500 Tankstellen geplant.
Auch E.on-Hanse konnte seinen Umsatz von 1,4 auf 1,635 Milliarden Euro steigern, rutschte aber von Rang sieben auf zehn ab. Mit 1650 Mitarbeitern in Schleswig-Holstein ist der Energieversorger zweitgrößter Arbeitgeber im Kreis Pinneberg (landesweit Rang 20). Wegen des Windkraftbooms an der Westküste dürfte die nördlichste Filiale des Düsseldorfer E.on-Konzerns ziemlich gefestigt sein, auch wenn durch den Atomausstieg bis 2022 bundesweit 11 000 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. So hat E.on-Hanse in Marne gerade das größte Umspannwerk für die deutsche Windindustrie gebaut, das eine Milliarde Kilowattstunden aufnehmen und 280 000 Hauhalte mit Strom versorgen kann, wie Unternehmenssprecher Volker Mielisch sagt.
Der Deutschlandableger des schwedischen Sicherheitsgurteherstellers Autoliv konnte im vorigen Jahr seinen Umsatz von 816 auf 872 Millionen Euro steigern. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich von 1177 auf 1084 verringert (landesweit Rang 32). Am Standort Elmshorn zentralisiert der weltgrößte Hersteller von Sicherheitssystemen für die Automobilindustrie gerade seine schleswig-holsteinischen Aktivitäten.
Die zum Sana-Konzern gehörenden Regio-Kliniken (160 Millionen Euro Umsatz) haben in diesem Jahr 40 neue Mitarbeiter eingestellt, wie Hauptgeschäftsführer Otto Melchert mitteilt. Im nächsten Jahr will der mit 960 Betten größte private Akut-Klinikbetreiber wieder schwarze Zahlen schreiben. "Als größter Arbeitgeber im Kreis Pinneberg sind wir ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und tragen zur Kaufkraft bei."