Die Brücke in Elmshorn präsentiert in Elmshorn und Barmstedt das Projekt “Psychiatrie im Film“ und zeigt Auswege aus der Depression.

Elmshorn/Barmstedt. Stress, Depressionen, Burn-out - psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch, entwickeln sich zu einer Volkskrankheit. Trotz mehrerer aktueller Fälle, die beispielsweise gerade die Welt des Bundesligafußballs erschüttern, sind viele psychisch kranke Menschen weiter auf sich allein gestellt. "Sie werden stigmatisiert, ausgegrenzt, sind isoliert", sagt Ingo Ulzhoefer vom Filmforum Elmshorn. "Das hat fatale Folgen für diese Personen. Sie durchleben oft einen schrecklichen Leidensweg, geben sich selber die Schuld, halten sich für Versager und wissen keinen Ausweg."

Um den Betroffenen zu helfen und Mut zu machen und sie in einen "Trialog" mit Nichtbetroffenen sowie Ärzten und Therapeuten zu bringen, startet die Hilfsorganisation "Die Brücke" in Elmshorn und Barmstedt wieder das Projekt "Psychiatrie im Film". Dazu laufen zwei Filme, eine Komödie und eine Dokumentation im Barmstedter Saturn-Kino (siehe auch Kasten auf dieser Seite).

Vor einem Jahr lief dazu das bundesweite Projekt "Ausnahmezustand - verrückt nach Leben". 75 Kinos in ganz Deutschland zeigten dazu Filme, die sich mit diesem Thema beschäftigten. Die Veranstalter der Brücke, des Filmforums und des Barmstedter Kinos waren über die Resonanz so begeistert, dass sie es auf eigene Faust in diesem Frühjahr wiederholten. Nun werden wieder zwei Filme und eine Ausstellung gezeigt.

Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms "Tiefdruckgebiete" der Berliner Filmemacherin Andrea Rothenburg steht die Künstlerin Petra Thomsen aus Wahlstedt, die am eigenen Leib jahrelang eine ganze Palette an psychischen Erkrankungen durchlebte. Als Adoptivkind habe sie früh ihr erstes Traumata erfahren, das sie lange alkoholabhängig und schwer depressiv werden ließ, erzählt Petra Thomsen. "Ich hatte Angststörungen, litt am Borderline-Syndrom."

Erst mit 31 Jahren ließ sie sich helfen, begann eine Therapie, die zwölf Jahre andauerte, berichtet die heute 43-Jährige. "Ich musste immer wieder kämpfen, kämpfen, kämpfen, um aufzustehen und weiterzumachen." Mit Hilfe der Malerei und der Therapie konnte sie langsam genesen. Die Therapie sei dabei ein Werkzeug, mit dem Trauma gut leben zu können", sagt die gebürtige Hamburgerin. "Ich kann es nicht wegdenken, aber durch eine andere Sichtweise damit gut klarkommen." Wie ihr dies gelang, beschreibt der einstündige Dokumentarfilm von 2010 eindrucksvoll. Auch die Adoptiveltern kommen darin zu Wort.

Etwas humorvoller geht die Komödie "Angsthasen" von 2007 mit dieser Problematik um. Darin spielt Edgar Selge einen Hypochonder, der erfährt, dass er angeblich unheilbar krank sei und nur noch wenige Monate zu leben habe. Plötzlich verwandelt sich seine ganze Einstellung zum Leben. Er hat auf einmal keine Angst mehr vor der Zukunft, blüht regelrecht auf.

Der Humor könne bei der Überwindung einer psychischen Erkrankung helfen, hat Mitveranstalter Ulzhoefer aus seiner eigenen Erkrankung feststellen können. "Die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, ist ganz wichtig, um wieder gesund zu werden. Lachen ist unbedingt erlaubt."

So soll dieses neuerliche Filmprojekt mit dazu beitragen, dass die Stigmatisierungen von Erkrankten aufhören, Betroffene Mut fassen und Angehörige Hilfe erfahren. "Wir wollen ein neues Klima schaffen für den Umgang mit solchen Lebenskrisen", betont Irene Eickelberg von der Brücke. So habe sich zwar längst bei dem Thema das gesellschaftliche Bewusstsein verändert, wie Ulzhoefer findet.

"Kaum noch einer glaubt heute, dass von einem psychisch Kranken eine Gefahr für die Allgemeinheit ausgeht. Ein durchschnittlich schizophrener Mensch ist nicht gefährlicher als der Nachbar." Aber bekennen mag sich trotz prominenter Beispiele kaum jemand. "Dann heißt es meist, die Person habe mentale Probleme." Kinobetreiber Reinhard Klietz hält dieses Anliegen für wichtig. "Es geht darum zu zeigen, dass Menschen, die sich von der gesellschaftlichen Norm unterscheiden, auch liebenswert sind. Die Toleranz ist meist doch nicht so groß. Da haben wir einen großen Nachholbedarf."