Radiologie-Praxis Vorreiter bei Diagnose mit neuartigem Schichtaufnahme-Gerät. Kleine Tumore sollen frühzeitig entdeckt werden

Pinneberg. Die Pinneberger Radiologie hat sich als einzige Praxis in Schleswig-Holstein und Hamburg ein Gerät für dreidimensionale Schichtaufnahmen der weiblichen Brust angeschafft. 400 000 Euro investiert die Ärztegemeinschaft in die moderne Technologie. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, das in Kiel und Lübeck diese Geräte vorhält, soll das Verfahren der Tomosynthese für den klinischen Alltag etabliert werden.

"Wir hoffen, dank der neuen Technik kleine Tumore noch früher zu entdecken und die Bilder noch genauer als gut- und bösartig einstufen zu können", sagt Dr. Timo Gomille. Der Radiologe ist für die Diagnostik der rund 20 000 Brustuntersuchungen in Pinneberg verantwortlich. Die Praxis arbeitet mit allen Regio-Kliniken sowie dem Albertinen-Krankenhaus und der Klinik in Henstedt-Ulzburg zusammen.

"Das Verfahren ist eine erhebliche Weiterentwicklung der Mammografie", sagt der Radiologe. "Millimetergenau können wir jetzt die Brust erstmals überlagerungsfrei sehen. Durch die Schichtaufnahmen können sich Tumore nicht mehr hinter Drüsengewebe verstecken" Weitere Vorteile aus seiner Sicht: Weniger Entnahmen von Gewebe, da die Tumore besser klassifiziert und geortet werden können. "Und je früher wir bösartige Tumore entdecken, desto schonender ist die Behandlung."

Der Radiologe ist sich sicher, dass sich das Verfahren durchsetzt. Über das Stadium des Experimentierens sei die Medizin weit hinaus. Die Pinneberger Ärzte berufen sich auf internationale klinische Studien, die belegen, dass Tumore differenzierter und eindeutiger dargestellt werden. Dr. Gomille: "Die Zahl der Befunde, die im zweidimensionalen Bild fälschlicherweise als positiv oder auch negativ gestellt würden, kann verringert werden. Die Patientin und der Radiologe gewinnen Gewissheit, wo bisher in der zweidimensionalen Darstellung ein unklare Verdichtung des Gewebes sichtbar war."

In Pinneberg sind etwa 100 Frauen nach unklaren Befunden bei der herkömmlichen Mammografie mit der Tomosynthese untersucht worden. "Damit konnten wir auf die oft für Frauen schmerzhaften Zusatzaufnahmen verzichten. Zudem ist die Strahlung bei der Tomosynthese niedriger als die notwendige Strahlung bei der Detailaufnahme", erläutert Dr. Gomille.

Die Erfahrungen in Pinneberg, Kiel und Lübeck werden auch in einer Doktorarbeit ausgewertet. Renata Kazmierczak, die bereits seit Längerem in der Pinneberger Radiologie mitarbeitet, analysiert die Ergebnisse fürs schleswig-holsteinische Universitätsklinikum.

Ein Ergebnis steht bereits fest. "Eine hundertprozentige Sicherheit, jede Krebszelle zu entdecken, gibt uns auch das neue Verfahren nicht", sagt Dr. Timo Gomille. Das werde auch in Zukunft niemand erreichen. Aber die Chance, Therapien frühzeitig einzuleiten und bösartige Tumore rechtzeitig entfernen zu können, sei wieder ein Stück gewachsen.